Angriff auf Universität in Aleppo: Ganze Wände abgerissen
Auf einem Campus in Aleppo werden über 80 Menschen getötet und etwa 150 verletzt. Gegner und Anhänger des Regimes schieben sich die Schuld gegenseitig zu.
BEIRUT dapd/taz | In den Vorlesungsräumen wurden gerade Halbjahresklausuren geschrieben, dann erschütterten zwei Detonationen das Universitätsgebäude – und auf dem Boden lagen Dutzende Leichen: Bei einer Doppelexplosion auf dem Campus einer Hochschule der nordsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo sind mehr als 80 Menschen getötet worden, darunter etliche Studenten.
Aktivisten und Regierungsquellen sprachen darüber hinaus übereinstimmend von rund 150 Verletzten. Allerdings schoben sich Anhänger und Gegner des Regimes von Staatspräsident Baschar al-Assad gegenseitig die Schuld an dem Angriff vom Dienstag zu.
Auf authentisch wirkenden Videoaufnahmen des Schauplatzes war zu sehen, wie durch die Wucht der Detonationen ganze Wände der Studentenwohnheime abgerissen wurden und ein Dutzend umstehende Fahrzeuge ausbrannten. Studenten und Rettungskräfte trugen Verwundete davon, von denen Aktivisten zufolge einige in Lebensgefahr schweben.
Sowohl die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte als auch die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichteten, unter den Opfern seien neben Studenten auch andere Zivilisten, die vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen geflohen seien und in Wohnheimen der Universität Zuflucht gefunden hätten.
Die Ursache der Explosionen war zunächst unklar. Aktivisten, die der Regierung in Damaskus feindlich gegenüberstehen, führten die Erschütterungen auf Luftangriffe der syrischen Streitkräfte zurück. Die Universität liegt in dem von Assads Getreuen kontrollierten Nordwesten Aleppos. Wie die New York Times berichtete, war die Uni Ausgangspunkt für oppositionelle Demonstrationen. „Wir haben keine Ahnung, warum die Kampfjets hier angegriffen haben“, sagte ein örtlicher Aktivist via Skype. „Aber es war sehr klar, dass es ein Flugzeug war.“
Sana machte hingegen die Rebellen für die Explosionen verantwortlich und berichtete von zwei Raketen, die von Aufständischen auf den Campus abgefeuert worden seien. Da die syrische Regierung den meisten ausländischen Medien den Zugang verwehrt, lassen sich derartige Berichte nur schwer von unabhängiger Seite bestätigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt