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Angola greift in Kongo ein

■ Angriffe aus Angola heraus auf Präsident Lissouba verschieben regionale Allianzen

Berlin (taz) – Der Bürgerkrieg in Kongo-Brazzaville internationalisiert sich weiter. Seit dem Wochenende greift offenbar neben Kongo-Kinshasa auch Angola direkt in die Kämpfe ein. Nach Angaben der Regierung von Präsident Pascal Lissouba in Brazzaville sollen die angolanischen Streitkräfte die Grenze überquert und mehrere Orte angegriffen haben. Aus Angola hingegen hieß es, die Armee von Kongo-Brazzaville habe angegriffen und Angola habe „das Recht auf Selbstverteidigung“. Denis Sassou-Nguesso, der gegen Lissouba kämpfende Oppositionschef in Kongo-Brazzaville, reklamierte dagegen die Angriffe auf Städte im Lissouba-Gebiet für sich. Sie seien Teil der vor einer Woche begonnenen „Generaloffensive“, erklärte Sassou-Nguessos Bewegung FDU.

Bestätigt ist, daß um die kongolesischen Orte Loudima und Dolisie gekämpft wird. Diese Städte liegen in Präsident Lissoubas Heimatregion und zugleich an der Eisenbahnlinie, die die Hauptstadt Brazzaville mit der Hafenstadt Pointe-Noire verbindet und die wichtigste Verkehrsverbindung des ganzen Landes darstellt. Die beiden Städte liegen auch nahe der angolanischen Exklave Cabinda – einem Küstenstreifen am Atlantik, der vom Rest Angolas durch die zu Kongo-Kinshasa gehörende Mündung des Kongo-Flusses getrennt ist und in das Staatsgebiet von Kongo-Brazzaville hineinreicht.

Angolas Intervention entspricht einerseits den Wünschen der Regierung von Kongo-Kinshasa – der dortige Vizeinnenminister General Faustin Munene sagte letzte Woche der taz, Angola müsse beim Eingreifen in Brazzaville „dabeisein“. Daß Angola, das die Regierung in Kinshasa unterstützt, in Kongo-Brazzaville gegen Kinshasas Verbündeten Lissouba kämpft, widerspricht andererseits den regionalen Allianzen, die sich um den Konflikt in Kongo-Brazzaville gestrickt haben. Eine Erklärung dafür könnte sein, daß Angolas sozialistischer Präsident Eduardo dos Santos dem Brazzaviller Oppositionsführer Sassou- Nguesso aus dessen Zeiten als marxistisch angehauchter Militärdiktator in Brazzaville von 1975 bis 1991 freundschaftlich verbunden ist. Solche persönlichen Beziehungen sind dauerhafter als politische Zweckbündnisse.

Möglicherweise merkt Angola auch einfach schneller als Kongo- Kinshasa, daß Lissouba gegen die Milizen von Sassou-Nguesso auf Dauer nicht zu halten ist. Der angeschlagene Präsident ließ gestern erneut Luftangriffe auf die von Sassou-Nguesso gehaltenen Teile Brazzavilles fliegen – genau die Art von Aktion, mit der er sich die Sympathien der Bevölkerung nicht zurückerobert. D.J.

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