: Anekdötchen
■ Eine Krankenhaus-Geburtstagslesung
Ein Autor, zwei Zuhörer, herumspazierende Ausstellungsbesucher in der Unteren Rathaushalle – das soll eine Lesung werden?
Genau. Gerald Sammet erzählte Histörchen und Anekdötchen rund um das Bremer Zentralkrankenhaus und die Geschichte der Medizin. Zum 150-jährigen Bestehen des Bremer ZKH Sankt-Jürgen- Straße wurde Sammet, Redakteur bei Radio Bremen, beauftragt, die Geschichte des Hauses aufzuschreiben. Rausgekommen ist „Georgs Spital“ (234 Seiten, Edition Temmen, 39,90 Mark).
Zum Glück hatte Sammet engagierte Zuhörer – ein älterer Herr wusste verdammt gut Bescheid. Das alte Direktorenhaus habe im Krieg doch einen Volltreffer erhalten, das TBC-Haus sei auch abgerissen worden, nicht wahr?
Sammet stimmte bei: „Eigentlich sollten Krankenhäuser als Zweckbauten ja nach rund dreißig Jahren abgerissen werden“ – aber bislang war hinreichend Platz für Erweiterungsbauten, so blieb das meiste im Zentralkrankenhaus stehen. Sammet: „Heute ist St. Jürgen ein Museum aller Baustile der letzten 150 Jahre Krankenhausbau.“ Freilich – „Museum“ werde von den Krankenhaus-Oberen nicht so gern gehört.
Daniel Eduard Meier, dem ersten Leiter des Krankenhauses, wurde gekündigt, weil er die Baukosten um 25.000 Taler überschritten hatte. Dabei war Meier der medizinische Direktor – der Baudirektor wurde geschont. Hinter dem Rausschmiss steckten Vorbehalte gegen Meiers Ehefrau. Die Schriftstellerin und Revolutionärin von 1848 habe sich oft „unbotmäßig“ verhalten. Sammet: „Die hochgestellte Frau hatte einer Dienstbotin bei der Entbindung geholfen. Außerdem schrieb sie Gedichte.“
Klaus Lübeck
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