piwik no script img

Andreas Speit der rechte randWarum ein kleiner Verlag ein Buch nicht mehr verkaufen kann

Jung, dynamisch, urteilsfrei. So beschreibt die Lühe-Verlag GmbH ihr Programm. Ganz frei von Urteilen bietet Geschäftsführer Harm Menkens auch ein Standardwerk der Holocaust-Leugnung an. Doch nun ist die Polizei eingeschritten. Bei dem Verlag in Süderbrarup beschlagnahmten Ermittler das vom Holocaust-Leugner Gerard Menuhin verfasste Buch „Wahrheit sagen, Teufel jagen“. Elektronische Speichermedien wurden ebenso sichergestellt.

Seit über 25 Jahre betreibt der frühere Kapitän Menkens den Verlag in der schleswig-holsteinischen Provinz. „Unser Angebot richtet sich an kreative Menschen, die sich ihr eigenes Urteil bilden wollen“, erklärt Menkens und versichert: „Auch das, was der Mainstream verschweigt, trauen wir uns anzupacken.“ Wie „anpacken“ gemeint ist, erschließt sich aus dem Programm des Verlags. Darin finden sich unter anderem folgende Bücher: „Ausländer-Integration ist Völkermord “, „Adolf Hitler – Begründer Israels“ oder „Paradoxie der Geschichte – Ursprung des Holocaust“. Bis zur Razzia am 30. Januar konnte für 33 Euro die 600 Seiten umfassende deutsche Übersetzung von „Tell the thruth and shame the devil“ bezogen werden. In roten Lettern hebt der Verlag nun hervor: „Es sind keine Bücher mehr zum Verkauf vorhanden“.

In dem Buch schreibt Menuhin, Sohn des Violinenvirtuosen Yehudi Menuhin und der Tänzerin Diana Gould, dass „der Holocaust die größte Lüge der Geschichte sei, daß Deutschland keine Schuld am Zweiten Weltkrieg habe, und daß Adolf Hitler der einzige Staatsmann gewesen sei, der die Welt vor der plutokratisch-jüdischen Gefahr hätte retten können“. Dass er selbst Jude ist, verstärkt für Holocaust-Leugner seine vermeintliche Argumentation. Ursula Haverbeck, mehrfach verurteilte Holocaust-Leugnerin, beruft sich ebenfalls auf Menuhins Position.

Im Programm des Verlages finden sich auch Autoren aus dem Milieu des rechtsex­tremen „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorffer)“. Menkens betont, dass das Angebot wissenschaftlichem Interesse folge. Zu Menuhins Werk sagte er, dass mit „diesen vielen Daten und Dokumentationen“ jetzt „wissenschaftlich“ gearbeitet werden könnte.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

15 Jahre war der ehemalige Kapitän nach eigener Aussage auf „Großer Fahrt“, 15 Jahre war er zudem Lehrer von angehenden Kapitänen an der Seefahrtschule Grünendeich. 1986 wurde er wegen seiner „Forschungsarbeiten“ aus dem Schuldienst und dem Beamtenverhältnis „entfernt“. Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden zum größten Teil als Bücher vom Lühe-Verlag herausgegeben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen