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Andreas Speit Der rechte RandWenn hinter Alternativen zum Kapitalismus bloß Antisemitismus steckt

Foto: Jungsfoto: dpa

Regionale Währung und alternative Wirtschaftskreisläufe, dafür setzt sich angeblich der Verein „Osnabrücker Landmark“ ein. Die Gründungsmitglieder um die bekannte Berliner Reichsbürgerin Heike Maria Werding versprechen, sich „privat und beruflich für Nachhaltigkeit“ einzusetzen. Sie wollen allen Interessierten Alternativen anbieten – und zwar in Form von Seminaren und Workshops mit Titeln wie „Lebenderklärung“ oder „Bürgerrechte holt man sich“. Hinter dem, was da auf den ersten flüchtigen Blick so als freundliche Alternative daherkommt, stecken also Reichsbürgerbewegung und Antisemitismus.

Überraschen muss das eigentlich niemanden, denn bereits im November 2016 wird der Meller Verein in der Antwort auf eine Große Anfrage der CDU von der rot-grünen Landesregierung als Gruppierung von Reichsbürgern aufgeführt.

Letzte Zweifel an der Haltung wischt Werding auf der Website des Vereins dann gleich selbst weg, wenn sie dort schreibt: Die Bewohner des Osnabrücker Landes seien „von alters her ein standhaftes Völkchen“ und heute seien es „hunderte systemkritische Bürger, die nicht nur die Ortsbürgermeister, Bürgermeister und den Landrat, sondern auch die Gerichtsvollzieher und Präsidenten der Gerichte mit aufmüpfigen Briefen und handelsrechtlichen Forderungen tyrannisieren, in denen sie die Legitimation für deren Handeln fordern und einem aufoktroyierten Handelssystem Paroli“ böten. „Dieser charmante und penetrante Charakter entwickelte sich vielleicht auch deshalb, weil in den Teutoburger Herzen das Blut der germanischen Stämme fließt“. Der Schutz der Götter gäbe auch „den Mut zum Aufstand gegen eine geplante Weltherrschaft“, schreibt sie. Getreu der Reichsideologie, dass die Bundesrepublik Deutschland eine GmbH sei, fabuliert sie von der „Firma Osnabrücker Land“.

Die vermeintlich alternativen Lebens- und Wirtschaftsvorstellungen, die der Verein aus dem niedersächsischen Melle da so anbietet, sind also schlicht alte rechtsextreme Positionen. Auf der Vereins-Website werden dann auch Bücher empfohlen wie „Judenspiegel – im Lichte der Wahrheit“ von Jakob Ecker 1884 verfasst oder „Die Protokolle der Weisen von Zion – Das Programm der internationalen Geheimregierung“ von Theodor Fritsch 1924 vorgelegt.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Beide Autoren eint ein tief verankerter Antisemitismus. Fritsch etwa gründete 1890 die Antisemitische Volkspartei mit, baute den 1902 in Leipzig gegründeten Hammer-Verlag auf, der im Laufe der Zeit zahlreiche antisemitische Propagandaschriften veröffentlichte. Außerdem zog Fritsch 1924 mit einer gemeinsamen Liste der Deutschvölkischen Freiheitspartei, die mit einem rassistischen, antikommunistischen und antisemitischen Programm eine völkische Diktatur proklamierte, und der NSDAP in den Reichstag. Keine Überraschung also, dass in den Vereinsschriften auch „die Rockefellers“ angefeindet werden.

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