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Andreas Speit Der rechte RandBraune Tupfer in Salzgitter und Delmenhorst

Foto: Jungsfoto: dpa

Ein Wahlabend, eine Partei, zwei Wahlpartys: Am Sonntagabend nach der Landtagswahl offenbarte die AfD Niedersachsen erneut ihre tief gehende Zerstrittenheit. Die Spitzenkandidatin Dana Guth erwartete in Salzgitter die ersten Prognosen, während der Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel auf die ersten Hochrechnungen in Barsinghausen wartete. Das im Vergleich zur Bundestagswahl schlechte Endergebnis von 6,1 Prozent sei „schon eine Überraschung“ gewesen, ein „kleiner Schreck“, sagte Guth danach. Mit Hampel tausche sie sich darüber jedoch nicht viel aus, überhaupt rede man kaum miteinander.

Ein Grund für die Einbußen sind sicher die internen Konflikte des Landesverbandes. 235.840 Wählerstimmen konnte die AfD am vergangenen Sonntag gewinnen. Bei der Bundestagswahl hatten sie in Niedersachsen noch 422.362 Stimmen geholt. Schon da lagen sie mit erreichten 9,1 Prozent stark unter dem bundesweiten Wahlergebnis von 12,6 Prozent. Das Gefälle verstärkte sich noch im Landeswahlkampf.

Die anderen Parteien ließen die AfD mit ihrer Themensetzung auf Soziales und Bildung einfach rechts liegen. Rechtspopulistisch besetzte Themen griffen sie gar nicht erst auf, geschweige denn, dass sie diese noch mehr zuspitzten.

Allerdings gibt es Ausnahmen: Eine ist die AfD-Hochburg Salzgitter. Dort hatte die Landesregierung noch kurz vor der Landtagswahl den weiteren Zuzug von Flüchtlingen unterbunden. Mehr als fünf Prozent der circa 106.000 Einwohner sind Flüchtlinge. Allein im Jahr 2016 kamen laut Verwaltung 2.000 anerkannte Asylbewerber in die Stadt. Besonders beliebt ist die Stadt bei Menschen aus Syrien, auch weil bereits viele Menschen aus dem Land dort hingezogen sind. Vielleicht auch aus Sorge vor einem erneut hohen Wahlergebnis der AfD bat der CDU-Bürgermeister Frank Klingebiel in Hannover um Hilfe, die den weiteren Zuzug prompt unterband.

Es half nur mittelviel. Am Wahlabend erreichte die AfD in Salzgitter dennoch ihr landesweit bestes Ergebnis: 13,7 Prozent. Ihr zweitbestes Resultat erzielte die Partei mit 10,5 Prozent in Delmenhorst.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

In beiden Orten deckt sich die regional hohe Zustimmung zum Teil mit den Angaben von Infratest Dimap, nach denen die Partei überdurchschnittlich viele Stimmen unter Arbeitslosen (19 Prozent) und Arbeitern (12 Prozent) gewinnen konnte. 16 Prozent derjenigen, die ihre wirtschaftliche Situation als schlecht bezeichnen, votierten für die AfD. Gewählt wurde sie zudem stärker von Männern zwischen Mitte 20 und Mitte 40.

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