piwik no script img

Anarchistische BuchmesseLeseratten und Friedenstauben

Im früheren Bethanienkrankenhaus findet die Anarchistische Buchmesse statt. Die Bewegung ist gespalten.

Bei der anarchistischen Buchmesse werden unter anderem Thesen zur „Möglichkeit der Weltrevolution“ vorgestellt Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Berlin taz | Im NewYorck, dem Ostflügel des ehemaligen Bethanienkrankenhauses in Kreuzberg, soll sich vom 5. bis zum 8. September alles um das anarchistische Buch drehen. Dort finden die anarchistischen Buchtage statt. Es gehe ihnen nicht darum, nur einige Bücherstände aufzustellen, betonen die Ver­anstalter*innen. „Nein es reicht nicht aus, denn was wir wollen, sind vor allem Debatten, die in der Praxis münden müssen, zu intensivieren“, heißt es in der Einladung.

Eine lebhafte Auseinandersetzung ist am Freitag zu erwarten. Ab 18 Uhr soll es eine „offene Debatte zum Krieg in der Ukraine und die Rolle der anarchistischen Bewegung darin“ geben. Dabei positionieren sich die Ver­an­stal­te­r*in­nen klar: „Einer der Schwerpunkte und Hauptanliegen für das Stattfinden der diesjährigen Anarchistischen Buchmesse ist es den Anti-Militarismus, die Desertion und Fahnenflucht aller Soldat*innen, den Landesverrat, die Sabotage an der Kriegsmaschinerie, hier und überall, zu unterstützen und zu verteidigen.“

Damit grenzen sich die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen nicht nur vom Pazifismus und einem Anti­imperialismus ab, der nur in der Nato den Gegner sieht. Auch gegen „Kriegstreiber, die sich als An­ar­chis­t*in­nen bezeichnen“, wird Stellung bezogen. Damit ist eine Strömung in der anarchistischen Bewegung gemeint, die für eine Beteiligung von An­ar­chis­t*in­nen am Kampf gegen die russische Armee in der Ukrai­ne eintritt und dabei auch mit der Armee kooperiert.

Inneranarchistische Konflikte

Im Vorfeld der Buchmesse zirkulierten polemisch gehaltene Texte anarchistischer Gruppen und Einzelpersonen zu diesem Thema, sodass auf der Buchmesse eine lebhafte Debatte zu erwarten ist. Ausgeladen wurde der Herausgeber des Verlags Graswurzelrevolution, wie Bernd Drücke, der leitende Redakteur der gleichnamigen ältesten deutschsprachigen Zeitung des gewaltfreien Anarchismus, gegenüber der taz bestätigte. Er hatte in der Vergangenheit immer wieder den Insurrektionalismus, die aufständische Strömung im Anarchismus, kritisiert.

Am Samstag um 12 Uhr soll über die Theorie und Praxis der deutschen Stadtguerilla diskutiert werden. Das ehemalige RAF-Mitglied Margrit Schiller wird am Sonntag um 10 Uhr über ihre Fluchtgeschichte berichten, über die sie ein Buch geschrieben hat. Eine „antipolitisch-sozialrevolutionäre Tendenz“ will am Sonntag ab 14.30 Uhr ihre Thesen zur „Möglichkeit der Weltrevolution“ vorstellen.

Das aktuelle Programm der anarchistischen Buchmesse kann hier eingesehen werden: https://anarchistischebuechermesse.noblogs.org/?page_id=7

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Das klingt alles sehr praxisfern, wirr und ideologisch - und nicht sehr anarchisch. Für wen ist das überhaupt relevant?