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AnalyseKölns Terror-Kalif

■ Kaplan, von der Türkei gesuchter Islamist, wird wohl nicht ausgeliefert

Hasan Denizkurdu, Justizminister der Türkei, betreibt derzeit in Moskau, Paris und Bonn gleichzeitig Verfahren mit dem Ziel, prominenter Feinde des türkischen Staates habhaft zu werden. Dabei sieht er sich mit völlig unterschiedlichen Problemen konfrontiert. In Moskau handelt es sich um den Chef der kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan. In Paris handelt es sich um den international gesuchten Mafioso Alaatin Cakici, in dessen Netz von krimineller Bereicherung wichtige türkische Politiker des Landes verstrickt sein sollen und von dem deshalb vermutet wird, daß die türkische Regierung ihn in Wirklichkeit gar nicht haben will. Für den größten Wirbel und auch für deutsch-türkische Irritationen sorgt aber Fall drei: Metin Kaplan, selbsternannter Kalif in Köln und angeblicher Terror-Drahtzieher.

Die türkische Polizei verhaftete Ende letzter Woche 23 Leute, von denen 21 aus Deutschland eingereist waren und die allesamt Anhänger des „Kalifen“ sind. Für die Polizei sind es Mitglieder eines Terrorkommandos, die die Fatih- Moschee in Istanbul besetzen und und eine Kamikaze- Aktion durchführen wollten: Ein Selbstmordkommando wollte sich mit einem sprengstoffgefüllten Sportflugzeug während des Staatsaktes zum 7. Jahrestag der türkischen Republik am 29. Oktober auf das Atatürk-Mausoleum stürzen, als die gesamte Staatsspitze dort versammelt war.

Mittlerweile verdichten sich die Hinweise auf die Kaplan- Leute. Ein Sprecher der „Safak-Air“ in Bursa bestätigte, daß zwei der Festgenommenen bei ihnen ein Sportflugzeug gechartert hatten und am 28. Oktober, einen Tag vor den Feierlichkeiten, erneut einen Flieger chartern wollten. Wegen schlechter Wetterbedingungen hätten sie jedoch nicht starten können. Am Mittwoch abend präsentierte ein türkischer Privatfernsehsender dann Metin Kaplan selbst, der zwar bestritt, die Kamikaze-Aktion befohlen zu haben, gleichwohl aber bekräftigte, daß das Atatürk-Mausoleum eine Stätte der Götzenanbetung sei und die jetzt Festgenommenen zu den islamischen Fedayhin zählten.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat nun aufgrund türkischer Hinweise ein bereits laufendes Verfahren gegen Kaplan um die Vorwürfe der Anstiftung zu einer terroristischen Straftat erweitert. Trotzdem wird Kaplan nicht ausgeliefert werden, da er die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und die türkische aufgegeben hat.

Ein Prozeß in Deutschland wäre allerdings denkbar. Letztlich würde das der Bekämpfung eines ersten Ansatzes islamistischen Terrorismus auch viel eher dienen als ein Schauprozeß in der Türkei. Und auch in den anderen beiden Fällen ist stark zu bezweifeln, daß eine Auslieferung politisch etwas zum Guten wenden würde. Jürgen Gottschlich

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