Analyse: Uni-Wunschkatalog
■ Was werden sich die Unis von der Bundesbildungsministerin wünschen?
Die Injurie der CDU-Opposition gegen die Bildungsministerin, ihr Etat sei kleiner als der ihres Vorgängers Rüttgers, ist natürlich ebenso falsch wie frech. Denn Edelgard Bulmahn (SPD) hat eine knappe Milliarde Mark mehr für Bildung und Wissenschaft bekommen als der selbsternannte Zukunftsminister. Das ist so. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Eine Reformerin im zähen Geschäft der Hochschulpolitik ist Bulmahn deswegen noch lange nicht. Gestern hat sie einen Katalog von Veränderungen vorgelegt, vom Dienstrecht bis zur Internationalisierung. Allein, anders als beim Otto-Versand wird beim Bonner Ministerium für Bildung und Wissenschaft selten gleich geliefert.
Dennoch findet sich in der Bulmahnschen Aufzählung des Guten und Schönen eine interessante Neuigkeit: die sogenannten Investitionsgutscheine. Damit will die Bundesregierung ihre Mittel für den Hochschulbau über die Länder „an die jeweiligen Hochschulen weiterleiten.“ Das sagte die Frau im Zukunftsministerium gestern und fügte einen wichtigen Aspekt an: Die Überweisungen erfolgen künftig abhängig von den Studentenzahlen in den Ländern.
Was sich so unspektakulär anhört, hat gleich mehrere Vorteile: Die leidige Fuchserei um Millionen und Milliarden für Neubauten oder die apparative Ausstattung der Universitäten hat eine Ende. Das Geld kommt direkter da an, wo es hin soll. Das erste Mal wird es zudem so etwas wie Leistungsparameter geben – die Studentenzahl nämlich. Am wichtigsten dürfte aber sein, daß die neuartige finanzielle Steuerung im Hochschulwesen nur zusammen mit mehr Autonomie zu haben ist. Wenn die Hochschulen die leidige Kameralistik, die kostenblinde Haushaltsmethode von anno dunnemals, endlich ablegen und mit ihrem Geld unabhängig umgehen dürfen, dann könnte sich was tun in der verkarsteten Hochschullandschaft. Dort studieren 1,9 Millionen (mehr oder weniger) junge Menschen in (ziemlich) veralteten Gebäuden – unterrichtet von einer (völlig) überalterten Professorenschaft.
Nun lohnt der Blick in den Bulmahnschen Wunschkatalog. Da findet sich in der Tat alles, was dazu nötig wäre, um Autonomie nicht nur in Geldfragen auszuüben: Das Dienstrecht der Professoren soll endlich geändert werden; der Hochschulbürokratie ginge es an den Kragen; es gäbe (via Bafög) mehr Unterhalt für alle Studis – die sich damit wieder stärker ihrer Uni zuwenden könnten. Und so weiter und so fort. Wenn die zerstrittenen Beteiligten der Hochschulreform – Bund, Länder, Profs und Studis – das alles umsetzen würden, dann stünde den Unis wohl eine bessere Zukunft offen. Wahrscheinlich werden sie das tun, was man mit Katalogen so macht: sich eine hübsche Sache liefern lassen – und das dicke Buch zum Altpapier geben. Christian Füller
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