American Pie: Large Marge lernt dazu
■ Die Basketball-Liga WNBA boomt weiter
Drove my chevee to the levee but the levee was dry
Ungewohnt still war Cheryl Miller am Montag abend in der Halbzeit des WNBA-Matches zwischen ihrem Team Phoenix Mercury und den Sacramento Monarchs. Kein gutes Zeichen für die Spielerinnen des Meisterschaftsaspiranten, die mit 31:33 zurücklagen. „Die Trainerin macht dich schweigend fertig“, sagt Bridget Pettis, und die stille Standpauke trug tatsächlich schnelle Früchte. In der zweiten Halbzeit drehte nicht nur Marlies Askamp auf, die 11 ihrer 13 Punkte (persönlicher Saisonrekord) nach der Pause holte. Die 13.257 Zuschauer sahen jenes Team, das bislang 13:4 Saisonsiege holte und dem überragenden Champion Houston Comets die bisher einzige Niederlage beibrachte.
Auch in ihrem zweiten Jahr boomt die von der NBA organisierte Frauen-Basketball-Liga. Das Debütmatch des neuen Teams Washington Mystics sah die Rekordzahl von 20.674 Fans, und alles deutet darauf hin, daß der Saisonschnitt von 1997 (9.804) in diesem Jahr noch übertroffen wird. WNBA-Präsidentin Val Ackerman und NBA-Commissioner David Stern haben allen Grund, zufrieden zu sein, zumal die Zusammensetzung des Publikums dem Bestreben der Sponsoren entgegenkommt, neue Märkte zu erschließen. 20 Prozent mehr Frauen, doppelt so viele Jugendliche wie bei NBA-Spielen, ein junges Publikum also, das bei Ticketpreisen ab acht Dollar für eine fröhlichere und entspanntere Atmosphäre sorgt. „Man hatte den Eindruck, Anzüge wären verboten“, zog Stern beim Besuch eines New- York-Liberty-Matches Vergleiche zur gewohnten Knicks-Kulisse.
Wichtiger noch als die Zuschauerzahl ist die Fernsehpräsenz bei den Sendern NBC, ESPN und Lifetime. Im ersten Jahr waren die Einschaltquoten zufriedenstellend – auf ESPN höher als die der Eishockeyliga NHL – was besonders die Sponsoren freut. „Die WNBA hat uns eine echte Plattform für den Frauensport gegeben“, sagt Chris Zimmermann, Anzeigendirektor bei Nike. Die meisten Werbespots während der Matches zielen auf Frauen – sportliche Frauen wohlgemerkt. Geworben wird nicht für Kosmetika, sondern für Sportschuhe und andere Fitneßprodukte.
Sponsoren und Fernsehverträge sind für drei Jahre garantiert, dennoch weiß die Liga, daß sie neue Attraktionen braucht. Für diese Saison wurden verstärkt ausländische Stars verpflichtet, kaum eine Spielerin, die bei der WM in Deutschland herausragte, fehlt. Der spektakulärste Neuzugang ist aber ohne Zweifel die Polin Margo Dydek, mit 2,17 m eine der fünf größten Frauen der Welt. Ähnlich wie etwa Arvidas Sabonis bei den Männern, verfügt „Large Marge“ von den Utah Starzz trotz ihrer Größe über Schnelligkeit und Spielwitz, hat aber Defizite in der Defense. Außerdem mißfällt ihr der aggressive Aspekt des Basketballs. Manchmal würde sie Würfe nicht blocken, weil sie das nicht nett finde, sagt eine Kollegin. Aber sie lernt. „Langsam gefällt mir das Spiel besser“, sagte Dydek kürzlich. Den heißersehnten ersten Dunk in der WNBA hat allerdings auch Large Marge noch nicht fertiggebracht. Matti Lieske
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