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Amazonas in FlammenBrandstifter Bolsonaro

Sunny Riedel
Kommentar von Sunny Riedel

Brasiliens Präsident Bolsonaro wirft Umweltverbänden vor, im Regenwaldgebiet Brände zu legen. Für die Umweltkatastrophe ist aber er verantwortlich.

Das Ausmaß der Zerstörung der „grünen Lunge der Welt“ wird größer – der Wald brennt in Iranduba, im brasilianischen Bundesstaat Amazonas Foto: reuters

S eit Wochen brennt es im Amazonas-Regenwald und in anderen Wäldern auf dem südamerikanischen Subkontinent. Anfang der Woche hatte sich Sao Paulo mitten am Tag verdunkelt, weil sich Rauchschwaden aus 2.700 Kilometer Entfernung bis in die Metropole ausgebreitet hatten. Das Ausmaß der Zerstörung der „grünen Lunge der Welt“ wird größer und es wird sichtbarer: Bilder von in Panik flüchtenden Tieren werden gepostet, mehr als 1,5 Millionen Tweets mit dem Hashtag #PrayForAmazonas kamen bis heute früh auf dem Sozialen Netzwerk Twitter zusammen.

Die Sorge um den Amazonaswald, der in Flammen steht, ist international. Und Brasiliens rechtsradikaler Präsident Bolsonaro, der bislang gern von Einmischung in interne Angelegenheit gefaselt hatte und Norwegens und Deutschlands Regierung an das eigene Waldsterben respektive den grausamen Walfang erinnert hatte, nach dem Motto „Schaut Euch doch mal an!“, merkt langsam, dass er die ganze Welt gegen sich hat. Minus einer mittelkleinen Elite im eigenen Land, dem Agrarsektor, für den Bolsonaro seine Politik macht und seinen Umweltminister Ricardo Salles machen lässt.

Dazu gehört nicht nur die Freigabe von indigenen Schutzgebieten für den Abbau von Rohstoffen und vermehrte Brandrodung für die Umwandlung in Weideland. Der Umweltbehörde Ibama, die bislang mit Razzien und schwerem Gerät gegen illegale Holzfäller und Minenarbeiter vorgeht, wurden Kompetenzen entzogen. Und Bolsonaros „Krieg“ gegen nicht-staatliche Umweltschutzorganisationen geht auch weiter.

Erst am Mittwoch unterstellte er, die illegalen Brände im Amazonasgebiet könne von NGOs gelegt worden sein, um ihn und seine Regierung vor der Weltgemeinschaft in Verruf zu bringen. Ohne Beweise vorzulegen natürlich. Und nun haben auch noch Norwegen und Deutschland, die größten Geldgeber für den Amazonas-Fonds, der seit Jahren in Waldschutzprojekte investiert, angekündigt, Mittel zu streichen, aus Protest gegen diese Umweltpolitik.

Doch damit wächst vor allem der Druck auf die Umwelt, nicht auf Bolsonaro selbst, der sich hinter Verschwörungstheorien verschanzt. Damit sich in seiner umweltfeindlichen Regierung etwas bewegt, muss eines geschehen: Die EU und allen voran die Bundesregierung müssten den Import von Produkten stoppen, für die der Regenwald abgeholzt wird. Darüber hinaus müsste das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen ausgesetzt oder an Bedingungen für ein nachhaltiges Wirtschaften geknüpft werden. Das dürfte die einzige Chance sein, zu retten, was zu retten ist.

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Sunny Riedel
Redakteurin taz1
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Anna Klöpper das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Lateinamerika, Gesellschaft, Aktuelles. An der DJS gelernt.
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8 Kommentare

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  • Guten Tag allerseits,

    mir ist bewusst, dass angesichts der Flut an Petitionen zu jedwedem Thema die Wirkung einer einzelnen - wenn nicht bereits per se - sehr gering ist.

    Andererseits: Versuch macht klug.

    Daher: kann man nicht in großem, idealerweise europäischen Umfang und auf einer seriösen Basis mit eben dieser notwendigen großen Reichweite (oder zumindest einer größeren, als die einer Einzelperson) eine Petition ins Leben rufen, die sich gezielt an unseren deutschen Wirtschaftsminister sowie seine europäischen Kollegen richtet, dass mittels wirtschaftlicher Sanktionen eine Reduktion von Importen von Rindfleisch, Soja, etc bewirkt wird?

    Ja, daran hängen andere Wirtschaftszweige, die davon negativ beeinflusst würden. Aber meines Erachtens geht es hier um eine deutlich wichtigere Angelegenheit.

    Da die Brandrodungen, von wem auch immer initiiert, nahezu ausschließlich wirtschaftliche Hintergründe haben, wäre eine Reduzierung der Importe der beste Hebel, um Druck auf die Verantwortlichen auszuüben.

    Freundliche Grüße



    Stefan Plutz

  • Die Brandstifter sitzen hier in Deutschland und Europa. Politiker die MERCOSUR angeschoben haben gaben den Startschuss zum Brandroden. Eine Einladung zur Flächenausdehnung, während hier in Europa die Landwirtschaft in die Tonne getreten wird.

  • Meine einzige Hoffnung ist, dass Bolsonaro mit seinen Aktionen die Abholzung des Regenwaldes so in den Fokus der Weltöffentlichkeit bringt, dass ein weltweites Bündnis entsteht, das Bolsonaro wirtschaftlich so unter Druck setzt, dass er einlenken muss.

  • Bolso_NERO !!!

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    Absolut richtig, dass Europa den Import von Produkten stoppen müsste, für den der Regenwald abgeholzt wird.



    Es wäre nett gewesen, wenn im Artikel auch stehen würde, was das für Produkte sind und wie die Zusammenhänge sind.



    Beispielsweise importiert Europa eine Menge Soja, um damit Hochleistungskühe zu füttern, damit die so viel Milch produzieren, dass man damit nicht nur die Europäer versorgen kann, sondern auch noch billig (subventioniert) nach China und Afrika exportieren kann, womit z.B. die Milchbauern in Afrika keinen Verdienst mehr haben und sich als Migranten nach Europa aufmachen.



    Und das geht so seit zig Jahren.



    Keine Hoffnung, dass sich das ändert, solange die Groko dran ist.



    Also ist es ziemlich scheinheilig, sich über den rechten Bolsonaro aufzuregen.



    Der ist schon schlimm, aber die Ursache allen Übels ist die EU und dass die so lobbyverseucht ist.

  • Falls die Vorwürfe stimmen, ist das ein starkes Stück. Selbsternannte Umweltschützer, die Brände legen und Tiere töten, um ihre Ziele mit Gewalt durchzuboxen, machen sicher auch vor Menschenleben nicht halt.