■ Mit Megarisiken auf du und du: Am Akw verdienen
München (dpa) – Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft möchte gerne möglichst viele der etwa 50 in Südasien geplanten neuen Akw versichern. Die wachsenden Zahl gigantischer Technikprojekte stelle einen berechenbaren Zukunftsmarkt dar, so die weltweite größte Rückversicherung am Dienstag. Mit jährlich 1,9 Milliarden Mark Beitragseinnahmen im Bereich technischer Großrisiken hat die Münchener Rück einen Weltmarktanteil von etwa 30 Prozent.
Und obwohl die fälligen Versicherungssummen oft mehrere Milliarden Mark betragen, will die Münchener Rück das Geschäft ausbauen, sagte Vorstand Dieter Göbel in München. Man habe in den vergangenen 25 Jahren in diesem Markt gutes Geld verdient. Zu riskante Abenteuer sollen aber vermieden werden.
Die Palette der neuen Großprojekte, an deren Risiko sich die Münchener Rück beteiligen will, reicht von den Akw über das Mobilfunkprojekt Iridium mit 66 Satelliten bis hin zu den weltweit höchsten Gebäuden, längsten Brücken und Staudämmen. Für über 15 Milliarden Mark entsteht beispielsweise derzeit der neue Flughafen von Hongkong mit der zweitlängsten Hängebrücke der Welt. An der Versicherung des Projekts ist die Müchnener Rück zu einem Drittel beteiligt.
Die Versicherung beobachtet dabei einen Trend mit Sorge: Die Schadenssumme pro Ereignis wächst. Industrieanlagen würden näher an gefährdeten Küsten gebaut, die Technik werde aufwendiger und teurer, und die Naturgefahren wie Erdbeben und Wirbelstürme nehmen zu.
Genaue Angaben, wie hoch das finanzielle Risiko bei den Einzelobjekten ist, macht die Rückversicherung mit weltweit insgesamt 29 Milliarden Mark Beitragseinnahmen im Geschäftsjahr 1994/95 nicht.
Beim bislang größten Schaden mußten die Münchener 40 Prozent der Versicherungssumme von 140 Millionen Mark für die Überflutung der Baustelle eines Edelstahlwerkes zahlen. Eine Beteiligung an der Versicherung des Tunnelprojekts „Berlin 2000“ in Zentrum Berlins lehnte die Müchener Rück am Dienstag ab.
Siehe auch Berlinteil.
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