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Alternatives 9-Euro-TicketEin erfolgreicher Zug

Bereits nach drei Tagen hat der 9-Euro-Fonds 3.000 Mitglieder. Sollten sie ohne Fahrschein kontrolliert werden, zahlt der Fonds.

Mehr als neun Euro: Seit September müssen Fahrgäste wieder die regulären Ticketpreise bezahlen Foto: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Berlin taz | Eine Handvoll Ak­ti­vis­t:in­nen hat sich am Donnerstagnachmittag im U-Bahnhof Unter den Linden versammelt. Unter ihnen: Mario Burkhardt. An seinem weißen Hemd prangt, wie auch an den Oberteilen seiner Mitstreiter:innen, ein Sticker der Initiative. „9€Ticketbleibt“, steht dort, und „Ich fahre ohne Fahrschein“.

Es ist der erste Tag des neuen Monats und der erste Tag nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets – zumindest des offiziellen. Denn zeitgleich mit dem Aus für den Nahverkehr-Rabatt hat eine Gruppe um Burkhardt eine aufsehenerregende Kampagne gestartet: den 9-Euro-Fonds.

Die Idee: Mitglieder des Fonds zahlen monatlich neun Euro ein. Werden sie im Nahverkehr ohne gültigen Fahrschein erwischt, übernimmt der Fonds das erhöhte Beförderungsentgelt. Das gilt bundesweit, allerdings nicht in den Regionalzügen der Deutschen Bahn, da dort fast immer kontrolliert wird. „Es ist auch ein Experiment, aber vor allem ist es eine klare Botschaft an die Politik, das 9-Euro-Ticket weiterzuführen“, sagt Mario Burkhardt.

Die Ak­ti­vis­t:in­nen wollen an diesem Nachmittag ihrer Kampagne einen symbolischen Startschuss verpassen, indem sie zusammen U-Bahn fahren. Ohne Ticket, versteht sich.

Überschwemmt von Presseanfragen

Eigentlich habe man geplant, eine Pressekonferenz in der Bahn abzuhalten, erzählt Burkhardt. Doch weil die Initiative mit Medienanfragen überhäuft wurde, seien viele Ak­ti­vis­t:in­nen aktuell mit Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt. Die Startschussfahrt muss deshalb kleiner ausfallen.

Um kurz nach fünf stoßen doch noch einige Menschen dazu: etwa zehn Klima-Aktivist:innen der „Letzten Generation“ in orangefarbenen Warnwesten. Auch sie demonstrieren an diesem Tag gegen „den Irrsinn horrender Preise im Nah- und Fernverkehr“, wie es in einem Aufruf heißt.

Auf einem Pappschild fordern die Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen „Freie Fahrt für freie Bürger:innen“, auf einem anderen heißt es „Ich fahre ohne Ticket, denn die Regierung führt uns in die Katastrophe“.

Mit der U5 geht es wenig später zum Hauptbahnhof und wieder zurück. In den Bahnen ist nur wenig los. Die „Letzte Generation“-Aktivist:innen verteilen Veranstaltungsflyer und suchen das Gespräch mit den Fahrgästen, sie verlesen klimapolitische Forderungen und weisen auf den 9-Euro-Fonds hin. Später wollen sie noch weiter durch die Stadt fahren und protestieren.

Tausend neue Mitglieder pro Tag

Für Mario Burkhardt hingegen ist zurück am Bahnhof Unter den Linden erst mal Schluss. Obwohl die Start-Aktion recht klein ausgefallen ist, zeigt er sich zufrieden. Die Kampagne sei bislang ein voller Erfolg: Bis Redaktionsschluss am Freitagnachmittag hatte der Fonds etwa 3.000 Mitglieder, insgesamt 36.000 Euro wurden eingezahlt.

Diese Summe setzt sich zusammen aus den Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden von Menschen, die selbst keinen Bedarf an der Versicherung haben – etwa weil sie ein Jobticket besitzen – aber die solidarische Aktion dennoch unterstützen wollen. Aktuell kämen etwa 1.000 neue Mitglieder pro Tag hinzu, erklärt Burkhardt. „Das ist ein Zeichen, dass der Bedarf am 9-Euro-Ticket in der Gesellschaft groß ist.“

Das zeigt auch die Aufmerksamkeit, die der Fonds in den wenigen Tagen seines Bestehens erzeugt hat: Fast 11.000 Menschen folgen der Kampagne auf Instagram, über 18.000 auf Twitter, viele Medien berichten. Zwar ist der 9-Euro-Fonds nur als Übergang gedacht, bis die Bundesregierung den Weg für eine Anschlusslösung freimacht. Die Debatte um die Fortführung des 9-Euro-Tickets dürfte er allerdings noch weiter befeuern.

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6 Kommentare

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  • Mit der Botchaft „9€Ticketbleibt“, steht dort, und „Ich fahre ohne Fahrschein“.ist es keine BeförderungsERSCHLEICHUNG und dar deshalb nicht als Straftat gewertet werden.



    Hoffentlich sehe ich das richhtig.

    Nebenbei: Parken in dr Feuerwehreinfahrt ist auch keine ParkplatzERSCHLEICHUNG, man steht ja gutsichtbar da und zahlt weniger als der Schwarzfahrer fürs erhöhte Beförderungsentgelt

    • @Zeit und Raum:

      Sie meinen also, wenn man mitteilt, dass man eine Straftat begeht, dann ist es keine Straftat?



      Nun ja, leichter kann man den Rechtsstaat nicht zerstören.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Ich frage mich, was die Förderung von Schwarzfahrten mit Klimaaktivismus zu tun haben soll. Die ausbleibenden Fahrkartenerlöse fehlen den Verkehrbetrieben für Investitionen. Das macht den öffentlichen Nahverkehr nicht gerade attraktiver.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Es geht doch wohl darum, dass der ÖFFENTLICHE Nahverkehr stärker von der ÖFFENTLICHEN Hand gefordert werden und weniger abhängig sein soll von Fahrkartenerlösen. Niedrigere Preise machen den ÖPNV attraktiver, mehr Leute verzichten auf PKW etc, und schon ist der Planet gerettet :-)



      Soweit die Theorie...

  • Ich denke, dass hier noch keine Änderung der "Rechtsnorm" eingetreten ist. Daher braucht's wohl gute Anwält:innen, wie bei Haubesetzer:innen und anderen Aktivist:innen in der Vergangenheit (Hanna Poddig, Cécile Lecomte). Christian Ströbeles "Enkelinnen" könnten schon bald auf den Plan treten. Verspätungen wegen Durchsetzung der Hausmacht im Bahnverkehr / ÖPNV würde ich nicht ausschließen wollen.



    //



    taz.de/Fahren-ohne...im-Knast/!5822906/



    //



    Vielleicht gibt's zunächst noch Kulanz, denn die Zugbegleiter:innen, auf die ich im Nahverkehr treffe, sind auch häufig Kandidat:innen für das "Worry-Burnout".

  • Ein Fall für das Finanzamt