Alternative zum Fußballgucken: Ist Yoga Sport?

Wer die WM in Katar boykottiert, kann die Zeit zum Training nutzen. Die taz probiert trendige Sportarten aus und berichtet, ob sich das Nachmachen lohnt.

Yoga in Katar.

Geht auch in Katar: Yoga, hier in Doha Foto: Peter Byrne/ dpa

Vor drei Monaten hätte ich diese Frage mit nein beantwortet. Mit Yoga assoziierte ich Instagrammerinnen, die perfekt geschminkt sind und ihren Tag mit einem Früchtesmoothie beginnen. Dann aber hatte ich die Gelegenheit, selbst ein bisschen Yoga auszuprobieren, und kam zu einem ganz anderen Ergebnis. Yoga, der Sport, kann furchtbar anstrengend sein und hat nichts mit Glamour zu tun.

Die Variationen von Yoga, die ich ausprobierte, nennen sich Hot Yoga und Aerial Yoga. Bei Hot Yoga befinden sich die Teil­neh­me­r:in­nen in einem Raum mit einer Temperatur um die 40 Grad und erhöhter Luftfeuchtigkeit. Die Posen unterscheiden sich nicht von gewöhnlichen Yogaübungen – Standards wie Cobra, Planke und seitliche Winkelstellungen werden in einem Fluss nachgemacht.

Die Kursleiterin begann recht langsam, beschleunigte mit der Zeit aber ihr Tempo. Da sie vor allem das Einatmen ankündigte, aber nicht sagte, wann ich wieder ausatmen sollte, kam es immer wieder vor, dass ich mehrmals hintereinander einatmete, ohne zu wissen, wann ich die Luft wieder rauslassen durfte.

Als ich das erste Mal Hot Yoga ausprobierte, ging ich voller Selbstüberzeugung in einen Kurs mit der höchsten Schwierigkeitsstufe. Nach nur zwanzig Minuten in dem saunaartigen Raum fragte ich mich aber, warum ich Geld bezahlte, um in Ohnmacht zu fallen. Die schweißgebadete, obligatorische Atemschutzmaske machte das Ganze nicht einfacher. Zehn Minuten vor Schluss verließ ich den Raum, weil ich sonst wirklich umgekippt wäre. Bei den darauffolgenden Malen wählte ich niedrigere Schwierigkeitsstufen, gewöhnte mich an die Hitze und merkte schnell, wie gut mir die Übungen taten. Meine Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich lösten sich etwas und das enorme Schwitzen fühlte sich nach Detox an. Zumindest möchte ich hoffen, dass ich für eine Weile entgiftet bin.

Surreal Yoga, Irreal Yoga, Aerial Yoga

Ein wenig anders erging es mir mit Aerial Yoga. Bei dieser Yogaart hängen die Teil­neh­me­r:in­nen in einem Seil, es wird also viel akrobatisches Können abverlangt. Bereits die einfacheren Posen, in denen das Seil ins Fleisch meiner Oberschenkel einschnitten, schmerzten höllisch. Ein Blick auf meine Nachbar:innen, die allesamt um einiges älter waren als ich, entmutigte zusätzlich – sie alle schienen die Übungen ohne Mühe hinzubekommen.

Am Schlimmsten war es, als wir circa fünf Minuten lang kopfüber in den Seilen hingen und Posen nachstellen sollten. Durch das ganze Blut im Kopf wurde mir kotzübel, ich konnte nicht sprechen, wusste aber auch nicht, wie ich mich aus dem Seil wieder befreien sollte. Als ich wieder den Boden unter meinen Füßen spürte, sackte ich zusammen. Die Übelkeit ließ erst beim Duschen nach.

Kurz zusammengefasst, erfordert Yoga sehr viel Kondition und Körperspannung, dafür ist auch Muskelaufbau notwendig. Bevor ich noch mal Aerial Yoga ausprobiere, muss ich erst mal dafür sorgen, dass mein Körper die paar Sekunden Posen stabil in der Luft halten kann. Und zwar ohne dass ich mich wie am Strick fühle.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

In Tokyo und Hamburg aufgewachsen, Auslandsjahr in Shanghai. Studium in Berlin, Chongqing und Halle. Schreibt seit 2021 für die taz. Kolumnistin des feministischen Magazins an.schläge (Foto: Hella Wittenberg)

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.