piwik no script img

■ Alternativ reingelegtMüde Medienkicker trafen auf frische Wilde

Samstag abend hatte die Deutsche Alternativfußballmeisterschaft ihren ersten Skandal – ausgerechnet beim einzigen Freundschaftsspiel. Und das kam so: Die Gruppensieger waren längst ausgekickt, da sollte es, quasi als sportiver Höhe- und Schlußpunkt des Tages, zu einem netten Gefüßel zwischen einer bunten Truppe von Radio Bremen 4 und taz und einem All-Star-Team der wilden Liga Bremen kommen. Supersache das, zumal Kicker vom „Konditionskombinat“und dem „1. FC Stümper“angesagt waren. Die Stümper belegen den zweiten Platz in der ewigen Tabelle der wilden Liga. Dagegen stand die verbale Stärke der Medienleute.

Schon die Ankündigung hätte mißtrauisch machen müssen. Ein „Einlagespiel“wurde da immer wieder per Lautsprecher angepriesen. Woher kennen die meine orthopädischen Geheimnisse? Jedenfalls, die erste Halbzeit ging ja noch. Da hatten die Medienkicker paar nette Spielzüge auf den Rasen gezaubert, das eine und das andere Gegentor kassiert, aber insgesamt den widrigen Umständen getrotzt. Die lagen zum einen in der Unterzahl, aber vor allem in den, trotz der spätnachmittäglichen Stunde, eher hohen Temperaturen, die sich fatal auf das Mikroklima unter den Plastetrikots der Medienjungs auswirkten. Zehn mobile Dampfsaunen spielten gegen elf frische Baumwoll-Alternative. All das wäre ja noch gegangen, weil auch die Kräfte der wilden Kicker wegen ihrer nämlichen Spielweise erlahmten. Das Radio- und Zeitungskombinat konnte also auf körperliche Einbrüche beim Gegner in der zweiten Halbzeit hoffen. Falsch! Die Konditionskombinierer und Stümper hatten sich nämlich im Vorfeld längst auf eine Komplettauswechslung beim Pausenwasser geeinigt. Während die einen ausgepowert am Spielfeldrand die müden Knochen ausstrecken durften, sahen sich die ebenfalls leistungsgeminderten Medienfußballer plötzlich einer zweiten taufrischen und hochmotivierten Mannschaft gegenüber. Da war dann nichts mehr zu machen. Ein paar mentale Ermüdungsbrüche im Spiel – und schon klingelte es munter in der Medienkiste.

Geht man so mit Gästen um? Ist das alternativ?

Einziger Trost: Das Spiel endete 6:2. Wie Gladbach gegen Bochum. Und die Bochumer haben immerhin Chancen auf einen UEFA-Cup-Platz. Jochen Grabler, teilnehmender Beobachter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen