: Alte neue Schule
■ Die HipHopper Grand Puba und Sadat X sind nach sieben Jahren wieder zusammen
Im HipHop gehen die Uhren etwas schneller. Hier müssen sich Gruppen nicht eine Generation lang trennen, um dann in Unwürde zusammenzukommen, hier können, wie die Beispiele von EPMD oder Pete Rock & CL Smooth zeigen, schon drei Jahre nach dem letzten Album dramatische Wiedervereinigungen gefeiert werden. Denn so relativ kurz sie auch sein mag – Geschichte ist wieder gefragt, zumindest in der Welt jenseits von Puff Daddy oder, um einen altbekannten Terminus dieser Kultur zu verwenden: da, wo Hip-Hop „echt“ist.
Was auch immer dieses Kriterium qualitativ bedeutet – niemand würde Brand Nubian oder einem Mitglied der Gruppe fehlende Au-thentizität unterstellen. Im Gegenteil. Wie die obigen Bands gehörte das Quartett zur New Yorker Elite, auch wenn es in ihrer Originalbesetzung lediglich eine Platte aufgenommen hat. Die allerdings hatte es in sich. One For All markierte 1990, neben dem musikalischen Status Quo, auch einen Höhepunkt in Sachen Five-Percenter-Fundamentalismus, jener grotesken Übersteigerung der Nation-of-Islam-Ideologie, nach der es fünf Prozent der schwarzen (männlichen) Menschheit obliegt, den Rest der Welt zu führen.
Grand Puba war kurze Zeit später der erste, der der Linientreue überdrüssig war und sich lieber an Dingen wie Flow oder Pop-Zitaten erfreute, Sadat X hingegen brauchte auf dem Weg zu dieser Erkenntnis noch zwei weitere Brand-Nubian-Alben. Dafür sprang er gleich richtig auf das Affirmationskarussell der Postmoderne, verkleidete sich als Wildwest-Desperado und nannte sein Debüt Wild Cowboys. Diese Platte, die das endgültige Ende von Brand Nubian markierte, brachte zwei erstaunliche Neuerungen: Zum einen zeigte es den bisherigen Hardliner als Freund von Maskerade und Schabernack, passend dazu tauchte als Gastrapper Grand Puba auf. Und geht es nach dem Stück, das die beiden New-School-Helden nach sieben Jahren wieder zusammenbringt, so ist vom Auftritt spielerischere Leichtigkeit zu erhoffen wie auch eine nach allem Playback-Overkill erfreuliche Konzentration auf alte Werte: Nadel-Handarbeit statt DAT, Jazz-Samples statt Main-stream-Evergreens.
Das von einem holländischen Besessenen organisierte Zusammentreffen der großen alten Namen die Hamburger aktiviert, ist dagegen unwahrscheinlich. hv
Do, 19. Februar, 21 Uhr,
Markthalle
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