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Als Reaktion auf US-ZölleIn Indien formiert sich eine Boykottbewegung

Im bevölkerungsreichsten Land der Welt bildet sich Widerstand gegen neu verhängte Zölle. Angeführt wird die Bewegung von radikalen Hindus.

Apple-Store in Mumbai – radikale Hindus rufen zum Boykott amerikanischer Produkte wie Apple, MCDonalds und Coca Cola auf Foto: Ashish Vaishnav/imago

Neu-Delhi rtr | Nachdem die USA Strafzölle verhängt haben, entwickelt sich in Indien eine Kampagne gegen US-amerikanische Produkte. Unternehmer und Anhänger von Ministerpräsident Narendra Modi rufen zum Boykott von Marken wie McDonald's, Coca-Cola und Apple auf.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte Zölle von 50 Prozent auf indische Waren angeordnet, um Indien für den Kauf russischen Öls zu bestrafen. Indien ist als bevölkerungsreichstes Land der Welt ein wichtiger Wachstumsmarkt für US-Konzerne, die dort auf eine wachsende Basis wohlhabender Konsumenten zielen.

Die Boykottaufrufe werden von einer breiteren politischen Bewegung für wirtschaftliche Eigenständigkeit begleitet. Regierungschef Modi appellierte am Sonntag an die Bevölkerung, die heimische Wirtschaft zu stärken. Die mit seiner Partei verbundene Gruppe Swadeshi Jagran Manch (SJM) organisierte Kundgebungen und verbreitete über den Nachrichtendienst WhatsApp Listen mit heimischen Alternativen zu ausländischen Waren. SJM ist der wirtschaftspolitische Arm der militanten rechtsradikal-hinduistischen Freiwilligenorganisation RSS.

„Die Leute interessieren sich jetzt für indische Produkte“, sagte Ashwani Mahajan, Mitorganisator der Gruppe, der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist ein Aufruf zu Nationalismus und Patriotismus.“

Bislang keine Anzeichen für geringere Gewinne

Auch Wirtschaftsvertreter äußerten sich. Manish Chowdhary, Mitbegründer des Kosmetikunternehmens Wow Skin Science, forderte auf der Plattform LinkedIn, „Made in India“ zu einer „globalen Obsession“ zu machen. Man habe für ausländische Marken bezahlt, während die eigenen Hersteller um Aufmerksamkeit kämpften.

Bislang gibt es noch keine Anzeichen für Umsatzeinbußen bei den US-Firmen. Zudem eröffnete der Elektroautobauer Tesla am Montag einen zweiten Ausstellungsraum in Neu-Delhi. Viele Inder lassen sich von den Aufrufen offenbar nicht beeindrucken. „Zölle sind eine Sache der Diplomatie, mein McPuff und mein Kaffee sollten da nicht hineingezogen werden“, sagte der 37-jährige Rajat Gupta, der am Montag in einer McDonald's-Filiale im nordindischen Lucknow aß. Den Kaffee für 49 Rupien (rund 50 Cent) bezeichnete er als preiswert.

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