: Alltag im Strafvollzug
betr.: „Hamburg zieht Häftlinge aus“, taz vom 20. 2. 06
Wer denkt, dass derartige entwürdigende Misshandlungsmaßnahmen, die schlicht als Folter bezeichnet werden müssen, Einzelfälle darstellen, der liegt falsch. Bekannt werdende Fälle bilden nur die Spitze eines Eisbergs, die meisten Fälle von Folter, Misshandlung, entwürdigender Behandlung im Strafvollzug bleiben, nicht zuletzt aus Angst vor weiteren Repressalien, unerkannt.
In Hamburg werden inhaftierte Menschen nackt gefesselt, um sie gefügig zu machen, in Berlin werden inhaftierte Menschen von Wärtern geschlagen. Dass in Berlin auch inhaftierte Menschen nackt in den so genannten Bunker gesperrt werden, das bleibt der Öffentlichkeit verborgen.
Dass in Berlin ein – wehrloser – inhaftierter Mensch von Wärtern misshandelt (brutal verprügelt) wurde, das wurde bekannt, aber Konsequenzen für die „Schläger in Uniform“ blieben aus.
Selbst vor in Freiheit befindlichen Angehörigen von inhaftierten Menschen wird nicht Halt gemacht, sie müssen sich in die Unterwäsche greifen lassen, Kinder müssen vor Besuchen teilweise nackt entkleidet werden – so geschieht es täglich im Berliner Strafvollzug.
ANDREAS RADECKE, Humanitas – Human Aid, Berlin