das ding, das kommt
: Alltäglicher Seuchenschutz

Terrakotten des altägyptischen Schutzgottes Bes präsentiert eine hannoversche Ausstellung derzeit nebst Vortragsreihe online Foto: MK&G Hamburg

Was für eine sympathische und alltagstaugliche Gottheit: Der alte Ägypter Bes (oft dabei übrigens: dessen weiblicher Konterpart Beset) erwürgte des Nachts im Haus die Schlangen und wehrte die bösen Geister ab, kümmerte sich um die Kinder und half den Frauen bei der Arbeit, während der Schwangerschaft und bei der Geburt. Außerdem, auch aus heutiger Perspektive keine unwichtige Aufgabe: Er wehrte Sorgen, Krankheiten und sogar Seuchen ab. Und während dieser angenehme Alleskönner aus der Gruppe der Zwerggötter in allen Häusern half und schützte, spielte er zur Unterhaltung der anderen, größeren und heute viel bekannteren Götter wie Ra, Anubis, Isis oder Osiris auch noch Harfe, Leier oder Tamburin und war ganz allgemein zuständig für Lust und Lustigkeit, Musik und Tanz und berauschende Getränke.

Ein Popstar seiner Zeit war dieser Teufelskerl: Er stand nicht bloß in Tempeln herum – man widmete ihm auch gar keine – und er wurde nicht bloß im Profil abgebildet, sondern war mit seiner ganzen menschlich-tierischen Full-Frontal-Nudity in allen Palästen und Hütten präsent. Bes zierte die beliebtesten Schutzamulette, Spiegel und Kosmetikkästen und als Tattoo die Arme von Tänzer:innen und Musiker:innen. Und auch die Kinder spielten schon mit Terrakotta-Figuren des fratzenhaften, bärtigen, nackten, eine Löwenmähne und darüber oft eine Federkrone tragenden Schutzgottes. Passend auch: Die „Partyinsel“ Ibiza soll ihm ihren Namen verdanken, behaupten Altertumskundler:innen.

Und auch heute noch hat Bes jede Menge Fans. Einige davon – Hannovers Museum August Kestner, die Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen und das Allard Pierson Museum in Amsterdam – widmen dem „Guten Dämon Bes“ noch bis April eine Ausstellung in Hannover.

Nun ist auch diese Seuchenschutzgott-Präsentation derzeit natürlich aus Seuchenschutzgründen geschlossen, aber die dazugehörige Vortragsreihe findet online statt. In die kann man noch gut, vielleicht sogar am besten kommende Woche einsteigen: Am Mittwoch gibt der Münchner Ägyptologie-Student Philipp Seyr dort einen „Einblick in die weite Welt der Bes-Terrakotten“. Robert Matthies

Ausstellung „Guter Dämon Bes“: derzeit nur online auf bes-ausstellung.de; virtueller Vortrag am Mi, 20. 1.,18.30 Uhr, verbindliche Anmeldung: www.uni-goettingen.de/de/632881.html