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Alle zehn Jahre ein Super-GAUDie Wahrheit schlichter Mathematik

Die Wahrscheinlichkeit eines Atomunfalls ist 200-mal höher als bislang angenommen. Weltweit am meisten gefährdet ist der Südwesten Deutschlands.

Gedenksteine für die Tschernobyl-Opfer in Kiew. Bild: dpa

BERLIN taz | Millionen Menschen im Südwesten Deutschlands wären betroffen: Wer in der Nähe der Landesgrenzen zu Belgien und Frankreich wohnt, muss damit rechnen, in den kommenden 50 Jahren Opfer einer atomaren Kernschmelze in seiner Nähe zu werden. Wegen der hohen Meilerdichte ist die Gefahr hier weltweit am höchsten.

Global ist ein Super-GAU theoretisch sogar alle 10 bis 20 Jahre möglich. Das sagen nicht etwa Hardcore-Atomkritiker, sondern das renommierte Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie – in einer jüngst im Fachblatt Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlichten Studie.

Die Untersuchung beruht auf schlichter Mathematik: „Nach Fukushima habe ich mich gefragt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein solcher Unfall wieder passiert“, sagt Institutsleiter Jos Lelieveld. Sein Team teilte die Laufzeit aller 440 weltweit aktiven AKWs durch die Zahl der bisherigen Kernschmelzen.

Ergo: Bei einer Reaktorenlaufzeit von insgesamt 14.500 Jahren sowie vier Kernschmelzen – eine in Tschernobyl und drei in Fukushima – ergibt sich: Alle 3.625 Reaktorjahre kommt es zum größten anzunehmenden Unfall, dem GAU. Selbst wenn man konservativ auf einen GAU pro 5.000 Reaktorjahre aufrundet, liegt das Risiko damit 200-mal höher, als offizielle US-Schätzungen im Jahr 1990 ergaben.

Bedrohlich für Ballungsräume

„Wenn wir Fukushima nur als einen GAU betrachten, verringert sich das Risiko um die Hälfte“, sagt Lelieveld. Damit begegnet er potenzieller Kritik von Atomfreunden, die Unfallserie nach dem Tsunami im März 2011 einzeln einberechnet zu haben. Die Atmosphärenchemiker erforschten zudem, wie sich die radioaktive Belastung nach einem GAU verteilt.

Demnach würde die Hälfte des radioaktiven Cäsium-137 mehr als 1.000 Kilometer, ein Viertel weiter als 2.000 Kilometer transportiert – bedrohlich für Ballungsräume mit AKWs auch in weiterer Entfernung wie Westeuropa.

Der Atomsicherheitsexperte Wolfgang Renneberg hält die Studie für verdienstvoll: „Wenn es ein Max-Planck-Institut sagt, hat es eine höhere Durchschlagskraft, als wenn es Greenpeace sagt“, sagt Renneberg, früher Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium. Selbst wenn Atombefürworter die Aussagen für deutsche Anlagen anzweifelten, gelte: „Es gibt AKWs auf der Welt, die viel schlechtere Sicherheitswerte haben.“

„Schlimmer als in Japan“

Handlungsbedarf sieht er aufseiten der EU: Sie müsse dafür sorgen, „dass das Risiko schnellstmöglich beseitigt wird“. Denn: „Wenn es hier passiert, ist es schlimmer als in Japan, das vom Meer umgeben ist.“ In Westeuropa wären pro GAU im Schnitt 28 Millionen Menschen von einer Kontamination mit mehr als 40 Kilobecquerel pro Quadratmeter betroffen.

Die Energiewende mindert das Risiko für Deutschland kaum: „Der Ausstieg aus der Kernenergie verringert zwar das nationale Risiko einer radioaktiven Verseuchung“, sagt Studienleiter Lelieveld. „Deutlich geringer wäre die Gefährdung, wenn auch Deutschlands Nachbarn ihre Reaktoren abschalteten.“

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37 Kommentare

 / 
  • H
    Hobbylegasteniker

    Was in Japan gibt es Erdbeben und Tsunamis?

    Das ist ja was ganz Neues?

    Kein Wunder das die in Fukushima dafür jetzt gar nichts konnten.

  • BB
    B. Beck

    Leutz,

    lest erstmal das paper und fangt dann an euch zu äußern ...

     

    Beste Grüße aus dem wunderschönen Solar-Freiburg und direktem Evakuierungs-raum Fessenheim

     

    B.Beck

  • IN
    Ihr NameTomTom

    Also wirklich,

     

    man könnte im wahrsten Sinne des Wortes sich übergeben, wenn man hier lesen muss, dass sich der Hirn zerbrochen über Sinn oder Unsinn eine Statistik zu einem atomaren GAU!!!

    Die Worte derer, die hier die Schönreder der Atomtechnologie sind möchte ich mal lesen, wenn vielleicht morgen schon im genannten Südwesten der nächste GAU wirklich eintritt!!! Ja dumm gelaufen würde ich dann sagen, den dann hätten sich die Statistiker ja noch mehr geirrt und falsch gerechnet!!! Die Wahrheit läge dann noch näher, als man der Menschheit weiß machen will!!!

    Eines bleibt aber unumstößlich. Der Schaden verursacht durch einen Gau steht in keinem Verhältnis gegenüber dem Nutzen der Atomenergie!!!!

    Dem einzigen den es nutzt, ist den Betreiber solcher Unternehmen. Nämlich ihrem Portemonnaie. Die haben schon immer nach dem Motto gelebt, nach mir die Sintflut!!!

  • SA
    schlechte argumente sind gift...

    ... für das richtige ziel

     

    Tscherbobyl und Fukuschima sind beweis genug, dass eine solche katastrophe immer wieder geschehen kann.

     

    diese statistik ist leider extrem schlechte panikmache und spielt den befürwortern doch nur in die hände, weil sie zeigt wie dumm die gegner argumentieren.

     

    es wurde ja schon oft gesagt, die statistik ist nichts sagend. damit wäre ich im statistik grundkurs durchgefallen.

     

    hab grad mal in 5 minuten berechnet wie wahrscheindlich ein ereignis wie der 11 september ist. es ist schockierend!!!

     

    Die 24 weltweit existierenden Hochhäuser mit einer Höhe von über 400 meter (inkl Antennen) bestehen zusammengerechnet seit 460 Jahren. Sieht man nun den Terroranschlag auf die beiden Türme des World Trade Centers als ein Ereignis, so wird statistisch gesehen alle 19,1 Jahre eines der 24 Hochhäuser durch einen Terroranschlag vollständig zerstört. Zählt man es als zwei Ereignisse (waren ja auch zwei Flugzeige und zwei Gebäude), so wird dies alle 9,5 Jahre passieren. Bedenkt man das der 9.11.2001 bereits 11 Jahre zurückliegt sollten die Hochhäuser sofort evakuiert werden!

    Am wahrscheinlichsten ist ein solches ereignissen übrigens bei zwillingstürmen, was bedeutet, dass die Patronas tower in Kuala Lumpur mit nahezu 100%tiger Wahrscheinlichkeit die nächsten sind!!!

  • U
    Urgestein

    Fukushima hatte sechs Reaktoren. Jeder Reaktor hat sein eigenes Sicherungssystem und jedes einzelne dieser Sicherungssysteme hätte seinen jeweiligen Reaktor vor den Folgen der schlimmsten im Voraus anzunehmenden Störungen bewahren sollen.

     

    Drei der sechs Systeme haben versagt.

     

    Für die Statistik ist es völlig unerheblich, ob ein System dreimal hintereinander versagt hat oder ob drei Systeme nebeneinander versagt haben. Für die von den Unfällen Betroffenen übrigens auch. Aber bestenfalls beneidenswert, wie hier statistische Grundkenntnisse in offenbar reziprokem Verhältnis zur Lautstärke des Protestes gegen die Ergebnisse dieser Untersuchung stehen.

     

    Die wahre Zahl der Toten von Fukushima werden wir nie erfahren, so wie wir auch die wahre Zahl der Opfer von Tschernobyl nie erfahren werden. In der Ukraine wurden ganze Kompanien der Roten Armee zu lebensgefährlichen Sofortarbeiten an den offenen Reaktoren herangezogen. Über die Moratilitätsrate gibt die Armeeführung keine Auskunft, sie liegt aber inzwischen schätzungsweise bei 70%, bei mehr als 12.000 eingesetzten Soldaten, die zivilen Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, etc.) noch nicht mal mitgerechnet.

     

    In Fukushima wurden und werden immer noch Arbeiten dieser Art von ausländischen Leiharbeitern, Tagelöhnern und Obdachlosen ausgeführt. Menschen, nach deren Verbleib niemand groß nachfragen wird, weder heute noch morgen. Umsomehr, als daß die japanische Gesellschaft eine große Tradition des Erduldens und Schweigens pflegt.

  • DM
    Dr. Manhattan

    Das Fachblatt für die German Angst motiviert wieder zum nächsten Supergau und dankbar folgt die Leserschaft. Baut euch schon mal Bunker. Solarbetrieben selbstverständlich. Bibber Bibber. Schluchz. Schluchz.

  • G
    Gast

    @alle die hier auf den Statistikkenntnisse der Max-Planck-Gesellschaft meckern aber selbst offenbar keine Ahnung haben:

     

    Die "Stichprobe" der Gesellschaft betrug hier nicht 2 (bzw. 4) Fälle, sondern es wurde eine Vollerhebung durchgeführt, bei der jedes Betriebsrat eines AKW-Reaktors einen Fall darstellt (ings. 14500) und die Zahl der GAU-Jahre dazu in Relation gesetzt wurde. Ohne Spezifierung von Reaktortyp (auch uralte westliche Reaktoren waren dabei einbezogen) beträgt die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens eines GAUs 0,0002 für jedes Betriebsjahr eines Reaktors weltweit (vereinfachte Berechnung). Damit liegt sie deutlich höher als alle bisherigen Angaben. Die Max-Plank-Forscher haben lediglich von der theoretischen Eintretenswahrscheinlichkeit (siehe Zitat Strauß und die AKWs bei den Pharaonen) einen Vergleich zu den beobachteten Eintretenswahrscheinlichkeiten gemacht und diesen projiziert. Man muss dies nicht verstehen wollen, aber Beschimpfungen machen dieses Berechnung auch nicht falscher.

  • HV
    Henry vonner Küste

    Liebe Foren-Ritter_Innen

     

    ... die Fälle SIND vergleichbar, da ein Erdbeben Fukushima auslöste

  • C
    Christian

    Schon die Frage der Statistik ist falsch gestellt!

    Viel wichtiger ist die Frage wie hoch ist die Warscheinlichkeit für jeden einzelnen durch die Kernkraft getötet zu werden oder geundheitlich Schaden zu erleiden, meinetwegen auch anhand von Unfällen.

     

    Ich glaube da kommen bei Kernkarft schon viele Nachkommanullen zusammen!

    Im Gegensatz zur derzeitigen Energiegewinung aus Kohle, Gas und Öl.

     

    Ch.

  • T
    taifunak

    Na ja, eine statistische Wahrscheinlichkeit für Gaus zu berechnen durch Nutzung der vorhandenen Datenbasis ist wirklich lächerlich, jedoch ist bei der geringen Wahrscheinlichkeit, die seitens der Industrie für das Eintreten eines Gau angegegeben wird, die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Ereignisse dieser Art innerhalb drei Jahrzehnte eintreten, wenn die Angabe der Industrie über die Wahrscheinlichkeiten stimmen sollte, recht gering. Die Max-Plank Leute hätten sich darauf beschränken sollen auf die Aussage: Die Angaben der Industrie zu der Wahrscheinlichket des Eintretens von SuperGaus sind nicht glaubhaft, da nach dieser Wahrscheinlickeit das Eintreten zwei Ereignisse dieser Art in so geringer Zeitspanne sehr sehr unwahrscheinlich ist.

  • R
    reblek

    "Wegen der hohen Meilerdichte ist die Gefahr hier weltweit am höchsten." - Von Berlin aus, ist der deutsche Südwesten doch wohl eher "dort" als "hier", oder?

    "Global ist ein Super-GAU theoretisch sogar alle 10 bis 20 Jahre möglich. Das sagen nicht etwa Hardcore-Atomkritiker, sondern das renommierte Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie..." - Das "sagen" das Max-Planck-Institut?

  • IK
    IMartin Klartext

    Alle linke PANIKMACHE! Bisher starb kein einziger Mensch in FUKUSHIMA durch Strahlen. Ebenso in D

    Sieh wikipedia. ABER: In D sind nach statitishen Zahlen seit Einführung der AKWs über 650 000 Menschen umgekommen im STRASSENVERKEHR!

    Das sind die Fakten!

    Warum schreibt ihr das nicht?

    Glaube nicht daas Ihr das veröffentlicht!

  • PS
    Peter Stengel

    „Die Wahrheit statistischen Unsinns“, so müsste der Beitrag eigentlich heißen.

    Man muss nicht allzu großen Respekt vor dem Namen eines chemischen Instituts haben. Auch dort gibt es Leute, die von Statistik keine Ahnung haben.

    Natürlich handelt es sich bei den drei Fukushima-Reaktoren um ein Ereignis. Sonst kann man ja auch jeden Brennstab einzeln betrachten.

    Aber das ist marginal gegenüber der grundsätzlichen Aussage, die völlig unzulässig ist. Man kann nicht aus zwei Ereignissen irgendwelche statistischen Aussagen ableiten und damit auf kommende Ereignisse schließen.

    Wenn ich zweimal würfele und es ist eine Sechs dabei, kann ich auch nicht schließen, jeder zweite Wurf ergäbe künftig eine Sechs.

    Des weiteren kann ich aus einer Havarie, die sich als Folge eines Erdbebens mit nachfolgendem Tsunami ereignete, in keiner Weise auf zu erwartende Ereignisse in Mitteleuropa schließen.

    „Global ist ein Super-GAU theoretisch sogar alle 10 bis 20 Jahre möglich.“. Und das wurde also aus den beiden Ereignissen geschlussfolgert? Das ist Statistik für stolze Mathematikverweigerer.

    „…muss damit rechnen, in den kommenden 50 Jahren Opfer einer atomaren Kernschmelze in seiner Nähe zu werden.“ Schon dieser Satz beweist das völlige Fehlen eines Verständnisses von Statistik. Warum eigentlich gerade in den nächsten 50 Jahren?

  • S
    Sebastian

    Statistische Verallgemeinerungen auf Basis von 2 Fällen, dazu grobe Ignoranz verschiedener Faktoren - Tschernobyl ist wohl kaum mit einem süddeutschen AKW vergleichbar. Mit Verlaub, seien es Fanatiker oder Nobelpreisträger, diese Argumentation ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Das echte Risiko ist auf diesem Weg sicher nicht berechenbar - was uns jedoch keinesfalls beruhigen sollte.

  • MH
    Matthias Hufnagel

    Ich hoffe in der Studie steht noch etwas Substantielles zum Thema und nicht nur das was in dem Artikel kolportiert wird. Sonst fang' ich langsam mal an auszurechnen wie oft dem Max Planck Institut in Zukunft ein Veröffentlichungs-Gau unterläuft ...

  • H
    Hathor

    Eine "mathematische Analyse" bei der die Stichprobe auf 2 Beobachtungen fußt... Der Professor möge bitte seinen Statistikschein beim Prüfungsamt zurückgeben.

     

    Was für ein Unsinn!

  • M
    mathematiker

    ein dreisatz der vom max-planck-institut gelöst wurde ist in der tat überzeugender als der meines sohnes, obwohl beide das selbe ergebnis herausbekommen haben.

  • AL
    Andrea Lange, UK

    Das ist nicht die Wahrheit schlichter Mathematik, das ist schlichter Unsinn. Der Beitrag zeigt, welchen Unsinn man mit Zahlen treiben kann, wenn man alle anderen Faktoren ignoriert.

     

    Was Statistiken angeht, sollte man diese mit Vorsicht geniessen:"There are three kinds of lies: lies, damned lies, and statistics"

  • D
    dirk

    Super Gau = Super peinlich!

  • S
    SMT

    [...]vier Kernschmelzen – eine in Tschernobyl und drei in Fukushima – [...]

    Was ist mit Harrisburg, aka Thee Mile Island 1979 in den USA?

  • H
    Hastalavista

    Rechnet man den volkswirtschaftlichen Schaden eines GAUs auf die durch Atomkraft erzeugte Energie um sollte auch dem letzten Befürworter klar werden, dass diese Art der Energiegewinnung die teuerste von allen ist.

  • WW
    W. Wacker

    Da gibt es noch ganz andere Bedrohungen. Hier wurde aus dem Tsunami-induzierten Unfall an der japanischen Küste auf AKW-Risiken weltweit "geschlossen".

     

    2004 gab es 230.000 Tsunamiopfer bei der Katastrophe im Golf von Bengalen. Wurde da hochgerechnet, mit wie viele Toten wir an der Nordseeküste inklusive Hamburg rechnen müssen? Warum wohl nicht? Weil man so Äpfel mit Spargel vergleichen würde.

     

    Aber wenn man mal eine Mediensau durch die Presse treiben will, kann man bei AKW-Risiken solche Vergleiche natürlich anstellen.

  • SX
    Sophist X

    Mit dem Risiko ist das so eine Sache. Man kann alle möglichen Faktoren berücksichtigen, aber nur wenn man will. Man kann auch einfach alles mit Ganzzahlen linear durchrechnen wenn man will und wenn das Ergebnis dem (Steuer-)Geldgeber eher gefallen könnte.

    Wenn jetzt weltweit alle KKW durch historische russische Reaktoren ersetzt werden, die man dann in tsunamigefährdete Regionen verlegt, dann stimmt die Rechnung ungefähr. Und wenn es Greepeace zu blöd war, so eine Risikoberechnung an zehn Fingerchen durchzuführen, warum soll sich dann nicht mal ein Max-Planck-Institut blamieren.

  • I
    Izual

    Ich kenne den Artikel selbst nicht, aber so wie die Berechnung hier beschrieben ist, macht das wenig Sinn und ist ziemliche Panikmache.

     

    Für die Berechnung wird angenommen, dass die Wahrscheinlichkeit eines GAUs bei allen AKWs weltweit gleich der von Fukushima und Tschernobyl sei, und gleichzeitig noch, dass die 3 GAUs in Fukushima unabhängig voneinander gewesen sind. Das dürfte man bezweifeln, und ohne diese Annahmen bekommt man sicher deutlich unspektakulärere Zahlen.

     

    ... was aber nicht heissen soll, dass das ganze insgesamt ungefährlich wäre...

  • DQ
    Der Querulant

    Welche Energiewende? Wird die nicht gerade beerdigt?

     

    Solange Monopolisten das Sagen haben, wird es keine wirkliche Energiewende geben, jedenfalls nicht so schnell, wie es möglich und wünschenswert wäre und vor allem, sollte es dann doch noch irgendwann so weit sein, werden wir uns Energie kaum noch leisten können.

     

    Das Verhalten unserer Nachbarn ist sowieso nicht nachvollziehbar, unter Berücksichtigung eines gesunden Menschenverstandes. Der Glaube ersetzt dort wohl das Wissen. Überhaupt, wo lassen die eigentlich ihren Atommüll?

  • W
    wauz

    Vielleicht sollten wir die Kavallerie nicht nur in Sachen Steuerhinterziehung ausschicken...

  • D
    DerName

    So sehr ich gegen Atomkraft bin, muss man hier doch im Sinne der Richtigkeit der Statistiken beachten, dass die Kernschmelzen in Fukushima durch äußere Einflüssen direkt verursacht wurden (Erbeben, Flutwellen => Schäden + keine Reparaturmöglichkeit => menschliches Versagen) und v.a. dass sich die Kernschmelzen ziemlich schnell nacheinander aufgrund der gleichen Ursache entwickelt haben. Deswegen sollte man es als EINEN Vorfall werten.

     

    Generell sollte man auch nicht die Wahrscheinlichkeit von Kernschmelzen berechnen, das ist völlig uninteressant. Wichtig ist die Anzahl der Vorfälle mit einer INES-Bewertung von 3 oder höher, also alle Vorfälle bei denen Strahlung austritt.

     

    Andererseits wird dann gerne bei Vorfällen maßlos Panik gemacht, wie bei den Vorfällen im AKW Krümmel, die allesamt INES 0 waren, also kaum einer Bedeutung.

     

    Auf der Seite der wirklich bedrohlichen Ereignisse die dann aber die gewertet werden sind dann z.B. Three Mile Island (Kernschmelze 97) und den Vorfällen in Majak (vor allem der Kyschtym-Unfall 57, obwohl sich die Kette der Unfälle bis jüngst 2008 hinzieht). Aber das war ja alles im Ostblock, hat ja keiner mitgekriegt, und das obwohl die Menge der Strahlung die von Fukushima bei weitem übersteigt (von der Anzahl der Unglücksfälle will ich gar nicht erst anfangen)

     

    Just my two cents

  • A
    autocrator

    peinlich peinlich peinlich.

    OK, ich hab' die studie nicht gelesen & auch nicht recherchiert, habe auch keine lust dazu weil das der (bezahlte) job des wissenschaftsjournalisten ist. Aber was hier präsentiert wird:

     

    sündhaft teuer bezahlte, hochgelahrte "Wissenschaftler" machen ... was? - Rechnen! Das ganze ist keine mathematik sondern eine textaufgabe aus der dritten grundschulklasse: "addiere die laufzeiten aller AKWs und dividifre die summe durch die anzahl bisheriger GAUs".

     

    Aha. Und welche aussagekraft hat das jetzt? Ich verstehe nichts von Mathematik, aber wahrscheinlichkeitsrechnung, stochastik, mathematische einbeziehung von sicherheitsstandards und/oder anderer reaktorunfälle (sellafield, harrisburg) bzw. von schwereren störfällen ...

     

    aus der meldung lese ich nicht mehr heraus alsaus der simplen wahrheit, die jedes kleinkind weiss: Atomkraft ist nicht sicher und nicht beherrschbar.

    Zum thema ungelöste endlagerungsfrage, overall-folgekosten, oder was, wenn es "nur" ein unfall und nicht gleich der super-GAU ist ... nix nix nix.

    Nur der selten dämliche hinweis, dass in südwest-zentral-europa die meisten AKWs zusammengedrängt rumstehen ... jeder oben erwähnte drittkläßler kann das mit einem blick auf die weltkarte mit eingezeichneten AKWs sehen. Wo ist da bitte die "wissenschaftliche erkenntnis", die es wert ist, in einem fachblatt veröffentlicht zu werden?

     

    Oder ist neuerdings HINGUCKEN und RECHNEN so fürchterlich schwer?

    Mann mann mann ... die besagten mitarbeiter des erwähnten max-planck-instituts gehören wegen offenkundiger inkompetenz bzw. agierens auf dem niveau von drittklässlern durch, die bank entlassen, desgleichen die entsprechenden mitarbeiter dieses sog. "fachblatts".

     

    und solche dünnbrettbohrer sollen angeblich unsere "spezialisten" sein? Die regierungen beraten, fette forschungsgelder und gehälter kassieren, und deren aussagen angeblich "gewichtig" sind ???

    - Wow, da frag' ich doch lieber gleich meinen 9-jährigen neffen, da bekomme ich dieselbe aussage für ein wassereis oder ein paar kartoffelchips!

     

    Bei aller liebe: Für wie dämlich hält man uns eigentlich, für wie dumm soll man uns noch verkaufen können?

  • J
    jonas

    Die Studie ist hier nachzulesen:

     

    http://dx.doi.org/10.5194/acp-12-4245-2012

     

    Wär schoen, wenn die taz (wie z.B. der Tagesspiegel) bei solchen Artikeln einen Link zum wissenschaftlichen Originalartikel anbieten würde.

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    "Bei einer Reaktorenlaufzeit von insgesamt 14.500 Jahren sowie vier Kernschmelzen – eine in Tschernobyl und drei in Fukushima – ergibt sich:..."

     

    Das beweist wieder einmal dass Chemiker nicht rechnen können und erst recht keine Ahnung von mathematischer Statistik oder Wahrscheinlichkeitsrechnung haben.

     

    Der Mittelwert ("Unfälle pro Jahr") oder wie hier der Kehrwert ist nicht einfach x/y da es sich bei den Unfällen nicht um unabhängige Ereignisse handelt.

    Wie wahrscheinlich ist denn ein Tsunami an der Donau?

    Wie wahrscheinlich ist denn ein Reaktortest unter nicht zugelassenen Bedingungen in Westeuropa?

     

    Die im Artikel aufgeführte "Argumentation" folgt dem alten, für Journalisten und Chemiker nicht verständlichen (SCNR) Witz:

     

    "Meine über 40jährige Lebenserfahrung beweist mit dass ich unsterblich bin."

    oder der "wahren" Aussage: "Statistisch gesehen besitzt jeder Mensch eine Brustdrüse und einen Hoden."

     

    Abgesehen davon gab es weitaus mehr "Atomunfälle" als die beiden in der Ukraine und in Japan.

    Das kannst Du sogar in der Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unfällen_in_kerntechnischen_Anlagen) nachlesen.

     

    Bitte, Kai, plapper doch nicht einfach alles nach was man Dir vorsagt. Du machst Dich doch nur lächerlich.

  • H
    Harry

    "Schlichte Mathematik" ist abhängig von Kontrollparametern, die auch dieser Herr nicht kennt.

    AKW laufen nicht ohne Menschen und gerade letztere beeinflussen die Fehlerrate enorm, wie jeder Safety-Kundige weiß.

    Passend dazu gibt es heute einen WHO-Bericht über die Folgen auf zeit.de, der beginnt:

    "Forscher dämpfen Angst vor Strahlenschäden nach dem GAU

     

    Die Daten sind knapp, doch die meisten Wissenschaftler ziehen ein eher beruhigendes Fazit: Der Fallout aus Fukushima wird kaum jemanden krank machen"

  • A
    Atömchen

    hä?

    Harrisburg ja, Tschernobil ja

    aber den Sunami und das Erdbeben in Japan in die Statistik zu bringen ist wie den Meteoriteneinschlag vor 50 Mio Jahren mitzurechnen

    mfg

  • A
    Arne

    " 'Deutlich geringer wäre die Gefährdung, wenn auch Deutschlands Nachbarn ihre Reaktoren abschalteten.'"

    Ach, merkt das auch mal einer? Ich dachte, die EU müsse sich dringend um die Probleme kümmern, die für einen Kneipenbesucher in Stockholm entstehen, wenn sich in Palermo jemand dort in einer Taverne eine Zigarette anzündet. Sowas muss natürlich europaweit geregelt werden. Dass in Tschechien sogar noch Atommeiler laufen, die nicht mal ein Containment haben und damit eine vollständig andere Art von Verseuchung auslösen könnten als die in Fukushima, hat hier in Deutschland noch niemanden interessiert oder dazu bewogen, mal etwas EU-kritischer zu werden. Lieber kämpfen die Grünen europaweit dafür, dass der Kneipenbesucher in Stckholm auch von einer elektronischen Zigaretten in Palermo nicht belästigt wird.

  • B
    Bachsau

    Rechnung mit Fehlern. Die Ursache für drei Kernschmelzen in Fukushima war ein und die selbe, also kann das auch nur als ein Unfall gewertet werden. Ob die Betriebsdauer der Reaktoren eine sinnvolle Dimension darstellt darf ebenfalls bezweifelt werden.

  • B
    blub

    "Sein Team teilte die Laufzeit aller 440 weltweit aktiven AKWs durch die Zahl der bisherigen Kernschmelzen."

     

    Auch wenn ich ganz sicher keine Atomkraftbefürworterin bin, muss ich als Wissenschaftlerin doch sagen dass die oben beschriebene Art Rechnung vielleicht unter der Überschrift "Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt" hätte veröffentlicht werden können, aber die weltweite Laufzeit durch die Anzahl der Unfälle zu teilen ist nicht schlichte Mathematik sondern schlicht unwissenschaftlich. Eine solche Rechnung hat keinerlei prädiktive Aussagekraft. Mal ganz davon abgesehen, dass es diese Rechnungen nichts neues sind. Damit beschäftigen sich also ganze Teams Max-Planck Chemiker - dabei hätten sie das wahrscheinlich sogar bei Wikipedia abschreiben können.

  • P
    Peter

    Das Paper heißt "Global risk of radioactive fallout after major nuclear reactor accidents" und ist zu finden unter

    http://www.atmos-chem-phys.net/12/issue9.html

  • M
    mcpower

    Danke taz, für diesen Beitrag. Wer noch ein wenig mehr über die Studie erfahren möchte, möge z.B. hier schauen: http://wissenschaftundschreie.wordpress.com/2012/05/23/atomenergie-alle-20-jahre-ein-gau/