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Alle reden von der Konjunktur

Die EU-Kommission erwartet ein Wachstum von 2,8 Prozent in der Eurozone, in Deutschland 2,2 Prozent. Auch auf der heute beginnenden IWF-Tagung geht es um die Weltwirtschaft. Der Fonds erwartet für 2001 weltweit 3,2 Prozent Wachstum

WASHINGTON/BERLIN dpa/taz ■ Die EU-Kommission geht davon aus, dass die Wirtschaft der Eurozone in diesem Jahr um 2,8 Prozent wächst. Ganz vorne liegt laut der gestern veröffentlichten Frühjahrsprognose Irland mit 7,5 Prozent, ganz hinten Deutschland mit 2, 2 Prozent Wachstum.

Damit zeigt sich die Kommission in ihrer Prognose optimistischer als der Internationale Währungsfonds (IWF). Dieser sagt für die Eurozone lediglich ein Wachstum von 2,4 Prozent voraus, für Deutschland 1,9 Prozent. Das sickerte gestern aus dem Weltwirtschaftsbericht durch, den der IWF zum Auftakt seiner Frühjahrstagung heute in Washington vorgestellt. Demnach rechnen die Fonds-Ökonomen für 2001 mit einem weltweiten Wachstum von 3,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Rückgang von 1,6 Prozent. Für 2002 erwartet der IWF dagegen, dass die Konjunktur wieder „deutlich anziehen“ wird.

Hauptgrund für den Wachstumsrückgang ist laut IWF die Flaute in den USA. Dort werde das Wachstum in diesem Jahr nur noch 1,5 Prozent betragen. Noch auf der letzten Herbsttagung in Prag war der Fonds von einem US-Wachstum von 3,2 Prozent ausgegangen. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft in den USA noch um satte 5 Prozent gewachsen, in der Eurozone um 3,4 Prozent.

Die lahmende Weltkonjunktur und die Auswirkungen auf die armen Länder stehen im Mittelpunkt der Tagung von IWF und Weltbank, die bis Montag dauert. Es wird erwartet, dass die USA und Europa auch über die Zinspolitik ihrer Zentralbanken sprechen werden. IWF-Chef Horst Köhler hat die Europäische Zentralbank (EZB) bereits zweimal aufgefordert, ihre Zinsen zu senken. Das sei nötig, um die Konjunkturaussichten in Europa und weltweit wieder zu verbessern, sagte Köhler vor Journalisten in Washington – wohl auch im Hinblick auf die heutige EZB-Rats-Sitzung in Frankfurt und die erwartete Zinsentscheidung.

In den drängenden Fragen, wie man Finanzkrisen verhindern kann und welche Rolle der IWF in den Entwicklungsländern spielen soll, werden auf der Frühjahrstagung kaum Ergebnisse erwartet. Die neue US-Regierung „ist noch nicht so weit“, hieß es aus der deutschen Delegation, die von Finanzminister Hans Eichel und Bundesbankchef Ernst Welteke angeführt wird. So gebe es derzeit noch einen Streit zwischen dem US-Finanzminister O’Neill und Außenminister Powell, wie mit der Finanzkrise in der Türkei umzugehen sei. Powell sieht die strategische Bedeutung der Türkei im Vordergrund und will dem Land mit kurzfristigen Krediten helfen. O’Neill hingegen fordert eine Abkehr von der bisherigen Praxis, privaten Anlegern mit öffentlichen Geldern aus der Klemme zu helfen und damit deren Risikobereitschaft und letztlich die Gefahr neuer Krisen zu erhöhen. KK

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