piwik no script img

Alba Berlin verliert in der BasketballbundesligaDie Niederlage nach dem Höhenflug

Bundesligaspitzenreiter Alba Berlin verliert überraschend mit 70:76 gegen Frankfurt. Die Konzentration des Teams leidet unter dem anhaltenden Druck. Und Mittwoch geht es gleich weiter: Im Eurocup gegen Jerusalem.

Was springt heraus? Bild: ap

Es ist wie mit einer Wundertüte. Wenn die Basketballer von Alba Berlin in dieser Saison antreten, weiß man nie so genau, was am Ende herausspringt. Mal bekommen die Zuschauer großartige Auftritte geboten, in denen die Gegner an die Wand gespielt werden. Und dann sind wiederum Spiele dabei, in denen vor allem der Ball wieder aus dem Korb herausspringt. Oder er verfehlt ihn gleich ganz.

Letzteres konnten am Sonnabend 10.276 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof gegen die Skyliners Frankfurt bestaunen. Mit 70:76 (29:37) unterlag der Bundesliga-Tabellenführer aus Berlin überraschend den hessischen Gästen. "Wir sind im Spiel dreimal zurückgekommen, aber wir haben es nie wirklich kontrollieren können", haderte Trainer Luka Pavicevic.

Ob in diesem Spiel oder in der gesamten Saison - Alba unterliegt erheblichen Leistungsschwankungen. Es gab beeindruckende Darbietungen: Der ewige Rivale aus Bonn wurde deklassiert. Und im Eurocup wurde der nicht mehr für möglich gehaltenen Einzug in das Viertelfinale geschafft. Doch zwischendurch sorgten immer wieder schwache Vorstellungen wie gegen Bamberg oder Weißenfels für Ernüchterung. Mit dem Frankfurt-Spiel kommt jetzt ein weiteres hinzu.

Grund für die vielen Auf und Abs ist die hohe Belastung. Der Mannschaft gelingt es nicht, die Konzentration in jedem Match aufrecht zu halten. "Im Endeffekt war das Spiel gegen Frankfurt eines, was wir in dieser Saison schon öfters hatten: ein Spiel zwischen zwei wichtigen Spielen", resümierte Sportdirektor Henning Harnisch.

Der Druck auf das Team ist immens. Schon zu Saisonbeginn hatte Alba den Einzug in die lukrative Euroleague und damit ein wichtiges Saisonziel verpasst. Mitte Februar war Berlin dann aus dem nationalen Pokal ausgeschieden. Und Anfang März drohte auch noch das Aus im Eurocup, dem zweitwichtigsten Vereinswettbewerb auf europäischer Ebene. Das konnte mit einem 68:62 bei dem spanischen Club Joventut Badalona zwar gerade noch verhindert werden. Aber die vielen Alles oder Nichts-Spiele kosten offenbar eine Menge Kraft.

Die Spiele, in denen Alba eine schwache Wurfquote hat, häufen sich. Gegen Frankfurt fanden bei 35 Dreipunktversuchen nur zwölf das Ziel. Auch einfache Freiwürfe werden oft vergeben. Grund ist die hohe Belastung. "Wir spielen ja seit September fast durch", klagt Trainer Pavicevic. Die Gegner in der Bundesliga haben meist eine Woche Zeit zur Vorbereitung. Alba muss im Eurocup auch unter der Woche ran. "Da bleibt keine Zeit zur Regeneration", so Pavicevic. "Unsere Wurfquote ist deshalb nur ein Spiegel der Saisonsituation", sagt Harnisch.

Doch Dank des Erfolgs im Eurocup ist Entspannung nicht in Sicht. Hinzu kommen noch Verletzungen. Seit Wochen fallen Forward Jurica Golemac und Spielmacher Rashad Wright aus. "Da fehlt uns natürlich was", gesteht Harnisch. Zumindest auf dieser Baustelle ist Besserung in Sicht. Rashad Wright hat seine Verletzung auskuriert und soll am Mittwoch wieder mitwirken können. Dann steht das Viertelfinalhinspiel des Eurocups bei Hapoel Jerusalem auf dem Programm. "Uns erwartet eine sehr heimstarke Mannschaft", sagt Luka Pavicevic.

Bei einem Erfolg würde Alba ins Final-Four-Turnier einziehen. Das ist bisher noch keiner deutschen Mannschaft gelungen. Deshalb glaubt Harnisch auch: "Das wird eines der wichtigsten Spiele in der Alba-Geschichte werden." Und wenn Alba mit einem halbwegs guten Resultat zurückkommt, steht gleich die nächste wichtige Party an: Das Rückspiel eine Woche später. Nach der schwachen Leistung gegen Frankfurt sind die Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis zwar alles andere als günstig. "Wir haben aber schon öfters bewiesen, dass wir zurückkommen können", sagt Harnisch.

Immerhin einen kleinen Lichtblick gibt es. Auch vor dem alles entscheidenden Spiel in Badalona musste Alba in der Bundesliga eine bittere Heimpleite verkraften - damals gegen Bamberg. So könnte die Niederlage gegen Frankfurt also doch noch ein gutes Omen sein. Zumindest für das nächste Spiel.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!