■ Basketball: Alba Berlin im Pokal mit Zirkusnummer
Berlin (taz) – Am Ende war es fast wie bei den Harlem Globetrotters, wenn diese ihre willfährigen Kontrahenten an der Nase herumführen: Paß von Obradovic hinter dem Rücken zu Alexis, Paß von Alexis hinter dem Rücken zu Öztürk, der den Ball mit Macht in den Korb dunkt; furiose Konter über mehrere Stationen, raffinierte Täuschungsmanöver und durchtriebene Dribblings, vor allem von Sasa Obradovic, der die gesamte Palette seiner exquisiten Ballbehandlungskünste vorführte. Zu diesem Zeitpunkt des Viertelfinalspiels im DBB-Pokal hatte sich der Cupverteidiger SSV Ulm längst aufgegeben, lediglich Jarvis Walker versenkte unverdrossen seine Dreipunktwürfe im Berliner Korb. Doch auch die 26 Zähler des Ulmer Spielmachers konnten die Enttäuschung der Gäste über die verheerende 63:99-Niederlage gegen Alba vor 4.500 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle nicht dämpfen.
„Ich bin ein bißchen geschockt“, sagte Ulms Coach Charles Barton nach dem Match, „ich hätte gedacht, daß wir ein viel besseres Spiel liefern.“ Das hatte auch Alba-Coach Svetislav Pesic gedacht, dessen glänzende Laune nach dem Sieg erkennen ließ, wie sehr er sich vor dieser Partie gefürchtet hatte. Das Verpassen des Final-Four- Turniers gegen die im Pokal traditionell starken Süddeutschen wäre vor der Zwischenrunde in der Europaliga mehr als ein Betriebsunfall gewesen.
Zur Vorbereitung waren die Berliner extra zwei Tage in ein Hotel gezogen, um sich die nötige Konzentration zu erarbeiten, dennoch begannen sie die Partie genauso nervös wie die Ulmer. Es gab Blocks, Steals, Fehlwürfe, aber erst nach zwei Minuten den ersten Korb. Dann zog Alba langsam davon, doch kurz vor der Halbzeit kam der SSV wieder auf fünf Punkte zum 32:37 heran. Mit den besten Vorsätzen verließen die Ulmer die Kabine, doch was folgte, war der „totale Kollaps“ (Barton). Fünf Minuten lang trafen sie nicht den Korb, in derselben Zeit holte Alba 15 Punkte – das Match war entschieden, der Rest eine Zirkusnummer von Harnisch, Rödl und Co. für das begeisterte Publikum.
Am 15./16. März findet das Endturnier im Pokal statt, und die Berliner wären nicht abgeneigt, dieses – wie in diesem Frühjahr – zu veranstalten. Damals waren sie zum Entsetzen ihrer Fans im Halbfinale gegen Leverkusen ausgeschieden. Das zumindest kann ihnen diesmal nicht passieren. Bayer ist längst draußen.Matti
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