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„Alau und Helaaf“

■ „Homosexuell, aufrecht und deutsch“: Aachen kürt den ersten Gegenprinzen des Karnevals

Aachen (taz) — Ortstermin Rathausklo gestern 11 Uhr 11: Zum Quetschkommodenklang des alternativen Festkomitees öffnete sich langsam die mittlere Toilettentür, es flogen Klopapierbahnen statt Luftschlangen aus dem kleinen Sitzungssaal, und es regnete Kondome statt Kamellen. Jonathan Briefs, örtlicher Theatermime und selbstbewußter Offizial-Schwuler, erschien im herrlich häßlichen Pfauengewand und stimmte mit bühnengestählter Fistelstimme sein Prinzessinnenlied an: „Homosexuell, aufrecht und deutsch, das kann ich alles für euch sein“. „Helaaf und Alau“ tönte der Hofstaat vielstimmig zurück, und die beiden Anstaltspächterinnen erhielten die ersten Exemplare des neuen Prunkordens mit einer scheißenden Kaiser-Karl-Karikatur. Aachen hat seinen ersten Alternativprinzen, „Seine Schwulität Jonathan I.“. Die Hintergründe indes sind fast so bierernst wie der offizielle Karneval. Die weitverbreitete „Karnevalsflucht der alternativen Szene“ (Kanaren, Nordsee), heißt es in der Begründung des Festkomitees, „ist unökologisch, gar nicht zum Lachen und muß gestoppt werden“. Zwei prunkvolle Stunksitzungen sind also vorgesehen nach dem Motto „Nur Strunx im Kopf muß sein“. Zudem möge die schwule Bewegung via Prinz Aufmerksamkeit und Wege aus dem Getto finden. Zu tun gibt es im katholischen Aachen noch viel: Den Redakteuren der Lokalpresse ist das Wort „schwul“ bei Strafandrohung verboten, und bei der Vorankündigung des Coming-out of Rathaustoilette fiel selbst der doppeldeutige Titel „Seine Schwulität“ unter die Verlagszensur. Mülli I.

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