Al-Qaida im Maghreb verdächtigt: Zwei Franzosen in Niger ermordet
Die jungen Männer sind am Samstagabend in einem Lokal in der Hauptstadt Niamey überwältigt worden. Auf der Verfolgung würden sie von den Entführern getötet.
PARIS taz | Der 25-jährige Antoine de Léocour liebte Afrika über alles, er arbeitete seit Januar 2009 für die deutsche Hilfsorganisation Help, zuletzt in der Republik Zentralafrika. Am kommenden Samstag wollten er und seine Freundin Rakia in Niamey, der Hauptstadt von Niger, heiraten. Doch dazu kam es nicht. Zusammen mit seinem gleichalterigen Schulfreund Vincent Delory wurde er am Freitagabend aus einem Restaurant entführt und wenig später getötet. Das bestätigte gestern das französische Verteidigungsministerium.
Die vorliegenden Informationen über den Verlauf der Verfolgungsjagd und den Schusswechseln zwischen Angehörigen der nigrischen Nationalgarde und den Entführern ließen den Schluss zu, dass diese ihre beiden Geiseln "wahrscheinlich exekutiert" hätten, erklärte Thierry Burkhard, der Pressesprecher der französischen Armee. Er machte auch Angaben zur Beteiligung der französischen Militärs bei der Verfolgung der Entführer, die offenbar in ein Rückzugslager in Mali zu entkommen suchten. Am Samstag habe ein französisches Aufklärungsflugzeug im Morgengrauen die Kidnapper entdeckt, bei der anschließenden Intervention französischer und nigrischer Militärs seien mehrere Entführer getötet worden. Zwei französische Soldaten seien leicht verletzt worden. Danach habe man die getöteten Geiseln gefunden.
Die beiden 25-jährigen Franzosen hatten sich am Freitag in einem bei europäischen Gästen beliebten Restaurant, "Le Tousain", getroffen, das sich in einem Quartier von Niamey befindet, das bisher als sicher galt. Sie kannten sich seit ihrer gemeinsamen Kindheit im nordfranzösischen Städtchen Linselles. Vincent sollte am kommenden Samstag Trauzeuge bei Antoines Hochzeit mit seiner nigrischen Freundin Rakia sein.
Laut Augenzeugen wurden die beiden von vier schwerbewaffneten und mit Turbanen verhüllten Männer, die gegen 23 Uhr ins Restaurant stürmten, gezielt unter den zahlreichen Gästen ausgewählt, überwältigt und in ein Crossover-Fahrzeug vor dem Lokal gezerrt. Dem Personal zufolge verständigten sich die Entführer arabisch, sprachen aber auch Französisch und einen einheimischen Dialekt (Haoussa). Die sofort alarmierten nigrischen Behörden organisierten die Verfolgung. Gegen drei Uhr früh wurde der Toyota Crossover der Entführer von einer Patrouille ein erstes Mal aufgespürt. Ein Offizier der Nationalgarde wurde durch Schüsse verletzt, diese hielt sich aber aus Rücksicht auf das Leben der Geiseln zurück. Eine weitere Operation fand später mit Unterstützung französischer Einheiten statt. Die Exekution der beiden Geiseln soll sich kurz vorher ereignet haben.
Fünf andere französische Staatsangehörige befinden sich seit dem 16. September in der Hand von "Al-Qaida im Maghreb" (Aqmi). In einer Videobotschaft hat deren Chef als Bedingung für deren Freilassung neben Lösegeld den Abzug der französischen Soldaten aus Afghanistans gefordert. Die Beunruhigung der rund 10.000 Auslandsfranzosen, die in dieser von der Aqmi verunsicherten Region leben, ist groß. RUDOLF BALMER
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