Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Mehr als 11.000 Neuinfektionen

Eine Mehrheit der Deutschen will keine schärferen Corona-Maßnahmen. Viele fürchten einen neuen Lockdown. Ärzt:innen warnen vor Personalmangel in der Pflege.

Menschen in Schutzkleidung in einem Krankenhaus

Hier könnte Personal bald knapp werden, fürchten Ärzt:innen: Intensivpflege im Krankenhaus Foto: Francisco Seco/ap

Mehr als 11.000 Neuinfektionen

Die Gesundheitsämter haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom frühen Dienstagmorgen 11.409 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen eines Tages gemeldet. Am Dienstag vor einer Woche hatte die Zahl bei 6.868 gelegen. Am Samstag war mit 14.714 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit Beginn der Coronapandemie in Deutschland erreicht worden. Die Zahl der Todesfälle überstieg am Wochenende die Marke von 10.000.

Die jetzigen Werte sind nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, da mittlerweile wesentlich mehr getestet wird und dadurch auch mehr Infektionen entdeckt werden. Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 449.275 Menschen mit dem Virus infiziert (Stand: 27.10., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Montag um 42 auf insgesamt 10,098. Das RKI schätzt, dass rund 326.700 Menschen inzwischen genesen sind.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 1,37 (Vortag: 1,45). Das bedeutet, dass zehn Infizierte knapp 14 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Montag bei 1,30. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. (dpa)

Warnungen vor Flaschenhals beim Pflegepersonal

Ärztevertreter:innen haben vor einem Mangel an Pflegekräften zur Versorgung von Covid-19-Patienten gewarnt. Viele der Zusatzbetten, die in der Pandemie in den Kliniken geschaffen worden seien, könnten nicht belegt werden, weil das Personal fehle, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag).

Es gebe inzwischen ausreichend Kapazitäten an freien Intensivbetten und Beatmungsgeräten. Das allein helfe aber nicht weiter, wenn man kein Personal habe, um die Patient:innen zu versorgen. Grob geschätzt fehlten bundesweit 3.500 bis 4.000 Fachkräfte für die Intensivpflege, erklärte Janssens, der von einem „dramatischen Mangel“ sprach.

Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, sagte, der Personalmangel in den Kliniken werde vermutlich bald massiv zutage treten. „Sechs bis neun Prozent der Infizierten von heute werden in zwei Wochen im Krankenhaus behandelt werden müssen“, erklärte sie. Pro schwerkrankem Covid-Patienten auf der Intensivstation werde eigentlich eine Pflegekraft benötigt.

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, bezeichnete den Engpass beim Pflegepersonal als „die zentrale Herausforderung, wenn die Patientenzahlen steigen“. Die Kliniken müssen dann Personal umbesetzen und sich wie im Frühjahr auf die Versorgung von dringenden Fällen konzentrieren, sagte er den Funke-Zeitungen: „Wir werden uns auf Wartezeiten bei der Regelversorgung ebenso einstellen müssen, wie auf die Verlegung von Patienten aus hoch belasteten Standorten in entferntere Krankenhäuser.“ (epd)

Mehrheit hält Corona-Regeln für ausreichend

Die Mehrheit der Deutschen hält die derzeitigen Corona-Maßnahmen einer Umfrage zufolge für ausreichend. In dem am Dienstag veröffentlichten „Deutschlandtrend“ des ARD-„Morgenmagazins“ gaben 51 Prozent der Befragten an, die geltenden Auflagen zur Eindämmung der Pandemie seien ausreichend. Für 32 Prozent gehen die Einschränkungen angesichts stark steigender Neuinfektionszahlen nicht weit genug. 15 Prozent erachten sie als zu weitgehend. Zwei Prozent machten keine konkreten Angaben.

Im Vergleich zu Anfang Oktober ist damit sowohl die Anzahl derjenigen gewachsen, denen die geltenden Einschränkungen zu weit gehen (plus vier Prozentpunkte), als auch die Gruppe von Menschen, denen die Maßnahmen nicht weit genug gehen (plus fünf Prozentpunkte).

Die Kontrollen zur Einhaltung der bestehenden Corona-Maßnahmen bewerten 50 Prozent der Befragten als nicht weitgehend genug. 34 Prozent empfinden die Kontrollen als ausreichend, zehn Prozent gehen die bestehenden Kontrollen zu weit. Sechs Prozent machten keine konkreten Angaben. Für den Deutschlandtrend befragte Infratest dimap im Auftrag des ARD-„Morgenmagazins“ vom 22. bis 24. Oktober 1.036 Wahlberechtigte.

Laut einer weiteren Umfrage rechnen fast zwei Drittel der Deutschen damit, dass es wegen der dramatisch steigenden Corona-Infektionszahlen auch wieder zu Schließungen von Geschäften, Restaurants oder Schulen kommen wird. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 63 Prozent, dass sie einen solchen Lockdown erwarten. Nur 23 Prozent glauben nicht daran, 13 Prozent machten keine Angaben. (dpa/epd)

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