Aktuelle Corona-Entwicklungen: Doppelt so viele Intensivpatient*innen

Polens Präsident Duda hat sich mit Corona infiziert. Das RKI meldet für Deutschland 14.714 Neuinfektionen. Neue Höchstwerte in Belgien und Österreich.

Eine Ärztin in Ganzkröperschutzanzug mit Schutzbrille zieht eine Spritze auf. Neben ihr, hinter ihr und schräg vor ihr stehen andere Ärztinnen, die auch Schutzkleidung tragen.

Kampf fürs Leben: eine Intensivstation in Spanien Foto: Bernat Armangue/dpa

BERLIN/BRÜSSEL afp/dpa/lnw | Die Zahl der Corona-Patient*innen in intensivmedizinischer Behandlung in Deutschland hat sich auf 1.203 erhöht. Dies waren laut dem Intensivregister der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vom Samstag 82 mehr als am Vortag. Damit hat sich die Zahl der Intensivpatient*innen innerhalb von zehn Tagen verdoppelt. Von den aktuellen Intensivpatient*innen werden 44 Prozent invasiv beatmet. Fälle von Atemunterstützung etwa durch eine Sauerstoffmaske sind nicht berücksichtigt.

Noch keinen Engpass gibt es den Angaben zufolge bei der Zahl der freien Intensivbetten, die mit 7.937 angegeben wurde. Dazu gibt es eine Notfallreserve von 12.758 Intensivbetten, die innerhalb einer Woche zur Verfügung gestellt werden könnten. Allerdings gibt es einen Mangel an qualifizierten Pflegekräften.

Belgien: 15.432 Corona-Infektionen an einem Tag

Belgien meldet mit 15.432 Corona-Infektionen binnen eines Tages einen neuen Höchstwert. Die Zahl sei für Dienstag, den 20. Oktober registriert worden, meldete die Nachrichtenagentur Belga am Samstag unter Berufung auf das staatliche Gesundheitsinstitut Sciensano. Der vorherige Tages-Höchstwert war am 18. Oktober erreich worden und lag bei 12.969.

Die Regionalregierung der Hauptstadt Brüssel verschärfte wegen der stark steigenden Zahlen nochmals die Regeln. So gilt unter anderem ab Montag in Brüssel überall Maskenpflicht, die nächtliche Ausgangssperre beginnt bereits um 22.00 Uhr statt um Mitternacht, wie Ministerpräsident Rudi Vervoort mitteilte. Schwimmbäder, Sportclubs und Fitnessstudios müssen schließen, ebenso Theater, Kinos und Museen. Heimarbeit ist Pflicht, soweit dies möglich ist. Und: Kinder dürfen an Halloween nicht von Tür zu Tür ziehen.

Belgien hat nur 11,5 Millionen Einwohner*innen und registriert trotzdem höhere Zahlen bei Neuinfektionen als Deutschland mit rund 83 Millionen Menschen. Die EU-Seuchenbehörde ECDC meldete am Samstag für Belgien pro 100.000 Einwohner*innen binnen 14 Tagen 1115,6 Neuinfektionen, für Deutschland mit 118,8 etwa ein Zehntel.

172 Fälle pro 100.000 Einwohner*innen in Österreich

Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen hat in Österreich kurz vor der Einführung strikterer Maßnahmen erneut einen Höchstwert erreicht. 3.614 Fälle wurden am Samstag innerhalb von 24 Stunden gemeldet, nach 2.571 am Tag davor, wie das Innen- und das Gesundheitsministerium mitteilten. Die Zahl neu gemeldeter Fälle binnen sieben Tagen stieg auf 172,1 pro 100.000 Einwohner*innen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt dieser Wert nach Angaben des Robert Koch-Instituts zurzeit bei 68,4.

Duda positiv auf Corona getestet

Polens Präsident Andrzej Duda ist nach offiziellen Angaben positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dem Präsidenten gehe es gut, teilte der Staatssekretär in der Präsidentschaftskanzlei, Blazej Spychalski, am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Polen verzeichnete zuletzt ein Rekordhoch an Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Am Freitag, 23. Oktober, hatte Regierungschef Mateusz Morawiecki die Einstufung des gesamten Landes als „rote Zone“ angekündigt.

Duda habe sich am Freitag „wie empfohlen“ auf das Coronavirus testen lassen, schrieb Spychalski. „Das Ergebnis ist positiv ausgefallen.“ Wann sich Duda mit dem Coronavirus angesteckt hat, war zunächst unklar. Am Montag hatte der nationalkonservative Präsident an einem Investitionsforum in der estnischen Hauptstadt Tallinn teilgenommen. Dort hatte er auch Bulgariens Staatschef Rumen Radew getroffen, der sich später in Coronaquarantäne begeben musste.

In Polen mit seinen 38 Millionen Einwohner*innen waren am Freitag 13.632 neue Coronafälle gemeldet worden. Wegen der starken Ausbreitung des Virus kündigte Regierungschef Morawiecki die Rückkehr zum Online-Unterricht für alle Schüler*innen ab der vierten Klasse an. Morawiecki bat auch alle Menschen über 70 Jahre, zu Hause zu bleiben. Vergangene Woche hatte er bereits die Bürger zur Arbeit im Homeoffice aufgerufen.

Fast 15.000 Corona-Infektionsfälle in Deutschland

In Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) fast 15.000 neue Corona-Infektionsfälle gemeldet worden. Wie das RKI am Samstagmorgen unter Berufung auf die Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden am Freitag insgesamt 14.714 neue Fälle registriert, die Zahl der nach einer Corona-Infektion Verstorbenen überschritt die Schwelle von 10.000 Fällen.

Die Zahl der insgesamt seit Beginn der Pandemie in Deutschland registrierten Infektionsfälle stieg demnach auf 418.005, die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus im Zusammenhang stehenden Todesfälle auf 10.003. Das sind 49 Verstorbene mehr als am Vortag. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 314.100.

In der Zahl der Neuinfektionen sind auch Fälle enthalten, die bereits am Donnerstag, 22. Oktober, registriert wurden, aufgrund technischer Probleme aber erst im Laufe des Freitag dem RKI nachgemeldet wurden. Die Gesamtzahl der an beiden Tagen neu registrierten Fälle betrug 25.956.

Fairytale gone bad: Sänger Samu Haber hat Corona

Auch der finnische Musiker Samu Haber (44) ist positiv auf Corona getestet worden. Er habe vor dem Auftritt in einer finnischen Fernsehshow einen Test machen müssen, der positiv ausgefallen sei. „Ich konnte es erst nicht glauben, weil ich keine Symptome habe und mich ganz normal fühle“, schrieb Haber am späten Freitagabend auf Instagram. Der Frontmann der Band Sunrise Avenue („Hollywood Hills“) hat sich nun in Quarantäne begeben und wartet „auf bessere Tage“.

Ein Dutzend Regionen in NRW mit Corona-Wert über 100

In Nordrhein-Westfalen liegt mittlerweile ein Dutzend Gebiete über der Schwelle von mehr als 100 Coronaneuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen in sieben Tagen. Den höchsten Wert weist mit 197,8 die Stadt Solingen auf, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Samstag hervorgeht. Dahinter liegen der Kreis Düren mit 156,4 und die Stadt Duisburg mit 151,8.

Für Nordrhein-Westfalens einwohnerstärkste Stadt Köln meldete das RKI 136,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen innerhalb einer Woche. Auch die Städte Remscheid (141,0), Herne (140,6), Gelsenkirchen (138,7), Wuppertal (127,6), Bochum (109,4) und Dortmund (101,5) sowie die Städteregion Aachen (126,6) und der Kreis Recklinghausen (106,5) lagen über der 100er-Inzidenz. Die Stadt Düsseldorf registrierte nach eigenen Angaben von Samstag einen Wert von 107,1. Beim RKI lag dieser noch bei 80,1.

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