Aktivistin über Satire-Demo zum 1. Mai: „Wir kommen in Frieden“
Erneut gibt es die Satire-Demo im Grunewald in Berlin: diesmal auch mit Stadtteilfest. „Wir fahren die Politik der ausgestreckten Hand“, sagt eine Aktivistin.
taz: Frau Schickhäuser-Gosse, das Quartiersmanagement Grunewald ruft am 1. Mai erneut zu einem Ausflug in das Villenviertel auf. Sind Sie nervös?
Elenos Schickhäuser-Gosse*: Nein, ich bin voller Vorfreude. Wir sind neugierig, was dieses Mal passieren wird. Wir haben unser Konzept seit dem letzten Jahr ja etwas verändert.
Mit wie vielen Leuten rechnen Sie?
Letztes Jahr waren es 3.000. Wir denken, dass es bis zu 5.000 werden können.
Was genau ist geplant?
Wir beginnen um 13.30 Uhr am S-Bahnhof Grunewald mit einem Stadteilfest, „My-Gruni“ genannt. Es gibt eine Kundgebung und Stände. Danach ziehen die autonomen StreetworkerInnen durch die Straßen. Mit Informationsbroschüren werden sie auf die AnwohnerInnen zuzugehen. Alles wird in eine Stadtteilfestatmosphäre eingebettet sein.
Das „MyGruni“ steht unter dem Slogan: „Burn Bratwurst, no Porsches“.
Der Slogan ist eher ein Informationsangebot am Rande, genauso wie: „Keine Gewalt im Grunewald“. Wir reagieren damit auf diese unsäglichen Konfettiwürfe und Stickerattacken vom letzten Jahr. So viele Beschädigungen! Das ging gar nicht! Um diese extremen Krawalle zu befrieden, haben wir das „My-Gruni“ initiiert.
Die Leute im Grunewald wohnen hinter Zäunen und sind sehr scheu. Wie soll der Kontakt gelingen?
Wir fahren die Politik der ausgestreckten Hand. Wir würden uns freuen, wenn sie sich an dem Stadtteilfest beteiligen. Die Veranstaltung im letzten Jahr hat ja schon einige Impulse gebracht. Die FDP hatte diesmal auch eine Demo angemeldet, hat den Antrag aber leider wieder zurückgezogen. Aber es bewegt sich was!
33, Name erfunden, ist Sprecherin des Quartiersmanagements Grunewald, das es natürlich nicht gibt. Zu der 1.-Mai-Demo rufen unter anderem Künstlergruppen auf.
Was könnten die Anwohner tun?
Wir rufen dazu auf, die Gartentore zu öffnen, Würste vom Grill anzubieten oder uns auf ein Glas Wein einzuladen. Das ist ja letztes Jahr von den Grunewaldern selbst gekommen.
Wollen Sie auch bei Wolfgang Schäuble und anderen Prominenten vorbeischauen, die dort wohnen?
Nein, wir adressieren niemanden persönlich. Unsere Botschaft richtet sich an die gesamte Nachbarschaft.
Was ist die Botschaft?
Raus aus der Isolation, hin zu einem Verständnis von Gemeinschaft. Umverteilung von Vermögen. Dafür, dass wir die Kultur in den Bezirk bringen, hätten wir gern etwas vom materiellen Reichtum für die Gesellschaft zurück.
Die Polizei hat entlang der Route Halteverbotsschilder aufgestellt. Ist das ein Affront?
Wir haben selbst dazu aufgerufen, die dicken Autos aufs Grundstück zu stellen, damit wir mit unserem Enteignungswagen und den Lautsprecherwagen besser durchkommen. Auch viele Kinderwagen waren letztes Mal dabei und RollstuhlfahrerInnen. Wir werden richtig viele sein. Die Straßen im Grunewald sind ja sehr klein, weil die Häuser so groß sind.
Diesmal wird viel mehr Polizei da sein.
Das ist absolut überflüssig. Wir kommen in Frieden und versuchen noch friedlicher zu sein als letztes Mal – was kaum geht.
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