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Aktionstag gegen Anti-Extremismusklausel10.000 Faxe für Kristina Schröder

Initiativen gegen Rechts müssen seit 2011 eine Erklärung gegen Extremismus unterzeichnen. Sonst gibt's keine Fördergelder mehr. Dagegen soll Dienstag protestiert werden.

Würde bei jeder Anti-Extremismus-Prüfung durchfallen: Teilnehmer einer Neonazi-Demo. Bild: dpa

Geldzahlungen nur nach Gesinnungsprüfung: Um an Fördergelder zu kommen, müssen Initiativen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus seit Beginn 2011 eine Antiextremismuserklärung unterzeichnen und versichern, dass ihre Partner sich den "Zielen des Grundgesetzes" verpflichten.

Eingeführt wurde diese Hürde von Kristina Schröders Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. "Diese Erklärung ist ein ideologische Projekt der Ministerin, das die wirkliche Gefahr für die Projekte gegen Rechts und der Opfer rechter Gewalt ausblendet", so eine Sprecherin der Aktion Sühnezeichen Friedensdienst.

Seit Monaten sorgt die Erklärung für Kritik. Mit einem Aktionstag gegen Bekenntniszwang möchten am Dienstag verschiedene Vereine, die von der Entscheidung betroffen sind, das Ministerium zum Umdenken bewegen. Am 1. Februar soll massenhaft mit Mails, Faxen und Briefen beim Bundesfamilienministerium und beim Bundeskanzleramt gegen die "Bespitzelungsklausel" protestiert werden. Auch auf Facebook wird es eine Seite geben, um die "ersatzlose Rücknahme" der Klausel in den Zuwendungsbescheiden zu fordern.

"Gerade die sensible Arbeit gegen Rechstextremismus ist auf gut funktionierende Netzwerke angewiesen. Misstrauen und Denunziation fördere keine Vertrauensbasis", sagt Horst Hopmann, Geschäftsführer von "Arbeit und Leben" in Hamburg. Die geförderten Träger des Programms "Toleranz fördern – Kompetenz stärken" und "Initiative Demokratie stärken", würden genötigt "sämtliche Kooperationspartner auf ihre Gesinnung zu überprüfen" und gegebenenfalls die Zusammenarbeit aufzukündigen.

Die Initiatoren des Aktionstages betonen, problematisch sei nicht so sehr, sich zum Grundgesetz zu bekennen, sondern die Aufforderung, "Verfassungstreue von Partnerorganisationen" durch Anfragen beim Verfassungsschutz sicherzustellen. Der Verwaltungsrechtler Professor Ulrich Battis hat in einem Gutachten denn auch herausgearbeitet, das Teile der Erklärung des Ministeriums "verfassungsrechtlich bedenklich" sein.

In den "Hinweisen" zu den Programmen betont das Ministerium aber, dass die materiellen und immateriellen Leistungen von dieser Überprüfung abhängen. Das Ministerium legt auch dar, dass die Zusammenarbeit mit "extremistischen Zusammenschlüssen in der Partei 'Die Linke', wie die Kommunistische Plattform (...) oder die 'Sozialistische Linke" unterbleiben müsste. Und es betont: über mögliche extremistische Ausrichtungen weiterer Partner sei sich über die Verfassungsschutzbehörden kundig zu machen. Die Initiatoren des Aktionstages weisen indes darauf hin, dass gerade in Nordrhein-Westfalen und Bayern antifaschistische Zeitungen und Archive vor Gericht erfolgreich gegen die Bewertung des Verfassungsschutzes als "linksextrem" klagten.

Als die rot-grüne Bundesregierung 2000 die ersten Förderprogramme einsetzte, ging es um die Förderung von lokalen und antifaschistsichen Initiativen, kirchlichen Trägern und Betroffenen rechter Gewalt, sagt die Sprecherin von Aktion Sühnezeichen. Nun werde diesen Initiativen "besonderes staatliches Misstrauen entgegen gebracht".

Die Zivilgesellschaft solle in dieser Auseinandersetzung zurückgedrängt werden, betont die Sprecherin, damit die Deutungsmacht von Polizei, Verfassungsschutz und Justiz größer werden. Hier läge das Interesse der Ministerin. "Doch leider sind immer noch Teile dieser Institution ein Teil des Problems – weil ihre Haltung gegen Neonazis häufig bestenfalls von Ignoranz und schlimmstenfalls von einem paternalistischen Verhältnis geprägt ist", sagt sie.

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36 Kommentare

 / 
  • EU
    ein Unabhängiger

    Ich finde, es ist völlig legitim sich der "Verfassungstreue" der betroffenen Vereine rück zu versichern. Schliesslich handelt es sich um Steuergelder und dürfen sich daher nicht gegen die Regierung richten die das Geld gibt.

    Sagen und schreiben kann man viel, - allein das Handeln und das Ergebnis zählt!

    Bei uns in Dresden gibt es einen Verein, der sich nur

    ein Ziel auf die Fahnen geschrieben hat: "Nieder mit

    Deutschland!"

    Vielleicht sollte dieser auch gefördert werden.......

  • M
    motte

    wer sich mit daten aus berichten des verfassungsschutzes befeuert, hat ein problem, wenn es ihm/ihr um die wahrheit geht: der verfassungsschutz beruft sich auf von der polizei "erhobenen" daten, oder?

    wem muss ich erzählen, dass darauf kein verlass ist? wer kennt das nicht -- auf ner (legalen!) demo, gekesselt, rausgezogen, irgendein körperteil in eine richtung gehalten, die den bullen nicht passt (beliebt zB wenn die Ellbogen nicht haut an haut anliegen..) eine anzeige wg. körperverletzung?

    auf diese daten ist kein verlass.

     

    schade, dass aktivbürgerIn zu sein einen gleich zum Fall für den VS macht... naja aber die sichern sich ihre arbeitsplätze.

     

    prost

  • U
    Ulf

    würde das nutzen von gewalt und das begehen von "straftaten" tatsächlich etwas über den "extremismus" aussagen und über die fördermittel entscheiden, müsste man sämtliche steuern abschaffen...

  • Q
    Querulant

    Problem: für jede Forderung, sei sie noch so mit sachlichen Argumenten unterfüttert, kann man auch Beifall von der falschen Seite (ganz links oder ganz rechts) bekommen...

  • NE
    Noch ein Leser

    @Lucia

     

    Ja, ganz genau: "bitte genauer hinsehen".

     

    "[...]billigem Taschenspieler-Trick, jede Hakenkreuz - Schmiererei, egal von wem, einfach dem rechten Lager zuzuordnen..."

     

    Au weia, welches Lager schmiert denn sonst noch Hakenkreuze? Noch mehr Satire geht nicht.

     

    "Ist das der Sarrazin-Effekt, nach dem der Überbringer der Nachricht niedergemacht wird, statt auf deren Inhalt zu sehen?"

     

    Erstens wird dies Kassandraruf oder Kassandra-Syndrom genannt, zweitens, naja, Sarrazin halt und drittens kommt es auf die Botschaft an. Ein Mann, der pauschal Hartz4-Empfänger und Religionsgemeinschaften verunglimpft, stellt sich selbst in politische Abseits. Wie verbittert muss man sein, so etwas zu machen, bzw. auch noch gut zu heißen?

     

    "Wenn das eine Frage der Perspektive ist, dann muß Ihre wohl die einzig richtige sein?"

     

    Au weia...

     

    Nochmal: Hier geht es darum, systematisch Meldung an den Verfassungsschutz machen zu müssen, der dann schön die Strukturen der Zusammenarbeit der Organisationen und Netzwerke untereinander ausspionieren kann.

     

    Das geht doch wohl ein bisschen weit, oder?

  • L
    Lucia

    @ Noch ein Leser:

     

    >>...Im Verfassungsschutzbericht von 2009 steht aber noch mehr......Das die Kriminalität von links 2009 so sprunghaft angestiegen ist, liegt auch daran, dass ab da jeder Linke,

    der "Bulle" sagt, einen Straftatbestand erfüllt und dieser dann aufgeführt wird......Die "RP" ist sehr konservativ...

  • V
    vic

    Die- für Innenminister und Kanzlerin- unangenehme Wahrheit sieht doch so aus:

    Die wenigen "linksextremistischen" Straftaten bei Antifa, Anti-AKW, bzw.Castor-Demos, diversen

    G-Treffen der Polit-Eilte, werden von staatlich bestellten multinationalen Berufsprovokateuren entweder provoziert oder selbst verübt.

    Die Rechten erledigen so etwas selbst.

  • BI
    Bürger in Zivil

    Der Verfassungsschutz/Staatsschutz hat anscheinend ein großes Interesse daran rechte Parteien/Organisationen zu schützen:

     

    "Freitag, 6. März 2009 (Anm.: fünf Tage vor dem Amoklauf)

    Antifaschistische Veranstaltung an Winnender Schule verboten

    Zum Thema „‬Rechte Lebenswelten‭ – ‬Lifestyle,‭ ‬Symboliken,‭ ‬Musik‭“ sollte am heutigen 6. März am Georg-Büchner Gymnasium in Winnenden ein Vertreter des "antifaschistischen pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.(APABIZ)"

    referieren.

    ...

    Staatsschutz und Bürgermeister bestellen am Montag zwei antifaschistische Jugendliche auf das Rathaus, nehmen ihre Personalien auf und teilen ihnen mit dass politische Veranstaltungen nichts in einer Schule verloren hätten."

    http://www.trueten.de/permalink/Antifaschistische-Veranstaltung-an-Winnender-Schule-verboten.html

     

    U.a. der Schauspieler Walter Sittler hat schon mindestens einmal Besuch vom Verfassungschutz bekommen, weil er sich gegen das Irrsinnsprojekt S21, den unterirdischen Chaos-Bahnhof, der den funktionierenden Bahnhof ersetzen und vor allem verschlechtern soll, stellt. Geht's noch?

    Seit wann haben Regierungen, egal welche Farbe sie haben, das Recht, totalen Blödsinn zu finanzieren und das mit allen staatlichen Mitteln (Polizei, Verfassungsschutz, ...) durchzusetzen?

     

    @Otto

     

    Zum Thema RAF kann ich das Buch "Das RAF-Phantom" von Gerhard Wisnewski oder den Film "Black Box BRD" von Andreas Veiel empfehlen.

    Ist es nicht erstaunlich, dass 20 Jahre nach dem Fall der Mauer und dem vollen Zugriff auf die Stasi-Unterlagen bisher noch keinerlei Verbindung zwischen RAF und Stasi hergestellt werden konnte und die Mörder von Herrhausen, Buback oder Rohwedder immer noch frei herumlaufen? Personen, die jeweils die höchste Personenschutzklasse hatten?

     

    @Lucia

     

    Was halten Sie von Gewalt gegen Kinder und alte Menschen oder den Wasserwerfereinsatz mit einigen erblindeten Menschen, oder überhaupt Polizeigewalt mit der Folge von hunderten Verletzten und das alles wegen einer angemeldeten Demonstration?

  • Q
    Querulant

    Also wenn ich ehrlich bin, ich fühl mich auch immer etwas unwohl wenn ich auf Anit-Nazis Demos neben Leuten von der "Marxistisch-Lenninistischen Partei Kurdistans" oder so her gehe... was außer dem Feindbild der Faschisten und Rassisten habe ich mit denen denn gemeinsam? Mein Menschenbild und deren unterscheidet sich dann doch deutlich, ganz zu schweigen von der angestrebten Gesellschaftsform... Da möchte ich nicht mit denen in einen Topf geworfen werden...

  • NE
    Noch ein Leser

    Im Verfassungsschutzbericht von 2009 steht aber noch mehr:

     

    "Straftaten mit extremistischem Hintergrund aus dem

    Bereich ,,Politisch motivierte Kriminalität – rechts'' *" "Straftaten insgesamt: 18.750"

     

    "Straftaten mit extremistischem Hintergrund aus dem

    Bereich ,,Politisch motivierte Kriminalität – links'' *" "Straftaten insgesamt: 4.734"

     

    Dann können Sie auch noch vergleichen, wo die Schwerpunkte der jeweiligen Straftatbestände so liegen.

     

    Das die Kriminalität von links 2009 so sprunghaft angestiegen ist, liegt auch daran, dass ab da jeder Linke, der "Bulle" sagt, einen Straftatbestand erfüllt und dieser dann aufgeführt wird.

    Bei den Nazis wird da (wie eh und je) mehr auf Volksverhetzung geschaut.

     

    Die "RP" ist sehr konservativ und, mit Verlaub, nicht das richtige Medium um sich ein Bild von rechts und links machen zu wollen. Die "Welt" übrigens auch nicht.

     

    MfG

  • L
    Lucia

    >>...Machen Sie deutlich, dass von den Linksextremisten ähnliche Gefahren ausgehen wie von Rechtsextremisten...Insgesamt schätzen die Behörden etwa 31.600 Personen als linksextremistisch ein...

     

    Danach wurden 2009 rund 1100 Gewalttaten aus dem linken Spektrum 2009 registriert, rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Die Zahl der Brandstiftungen verdoppelte sich, die Zahl der Körperverletzungen stieg um 40 Prozent.

    Rund 6600 Personen aus dem linksextremistischen Spektrum werden inzwischen als gewaltbereit eingestuft (plus fünf Prozent),

    etwa 6100 von ihnen stammen nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer aus der autonomen Szene...

  • G
    Gast

    Vielen Dank für den hervorragenden Bericht. Ich bin über die Regierung total fassungslos. Es gibt genügend Beweise gegen die okkulten Freimaurerbünde, die nun wirklich verfassungsfeindlich gesinnt sind und sie werden keineswegs überprüft oder gar aufgelöst. Sie sind insofern gefährlich, weil sie okkult und verdeckt ihre Aktionen ausführen und das auch über politische Parteien. Zudem ist ihre Frauenfeindlichkeit und natürlich die Kontrolle über die Erziehung bekannt. Denn wer die Kinder ERzieht und beherrscht, der beherrscht das Volk. Es kann doch nicht sein, dass das Volk sich nun okkult agieren muss, weil die BRD unfähig ist oder sogar von okkulten Bruderschaften beherrscht wird.

  • Q
    Querulant

    Schröder verlangt vorauseilenden Gehorsam... aber den haben bisher nur die Nazis von den Deutschen bekommen...

  • A
    atypixx

    Ist die Unterschrift wirklich dermaßen unzumutbar? Hoffentlich nicht.

  • H
    Hann0s

    Viele sollten hier wirklich den Artikel lesen, es geht weniger ums Bekenntnis zum Grundgesetz. Und wer sich einmal ein Bild von der Lage in einigen Regionen im Osten Deutschlands macht sollte bitte schnell seinen Mund halten oder den Wirsing einschalten, abgesehen von der Kinderfressenden Antifa gibt es dort sonst keinerlei Widerstand mehr gegen das braune Gesocks...

    Jo, überlassen wir dem bürgerlichen Lager den Kampf gegen die extreme, besonders in Wirtschaftskrisen wissen die immer am besten, was zu tun ist. Siehe das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich

  • L
    Lucia

    @ Hase:

     

    >>...Machen Sie deutlich, dass von den Linksextremisten ähnliche Gefahren ausgehen wie von Rechtsextremisten...Insgesamt schätzen die Behörden etwa 31.600 Personen als linksextremistisch ein...

     

    Danach wurden 2009 rund 1100 Gewalttaten aus dem linken Spektrum 2009 registriert, rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Die Zahl der Brandstiftungen verdoppelte sich, die Zahl der Körperverletzungen stieg um 40 Prozent.

    Rund 6600 Personen aus dem linksextremistischen Spektrum werden inzwischen als gewaltbereit eingestuft (plus fünf Prozent), etwa 6100 von ihnen stammen nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer aus der autonomen Szene...

  • KK
    Karl Kraus

    @Otto und die Demokraten

     

    Zunächst mal halte ich ein kaputtrandaliertes Auto für eine prinzipiell total und vollkommen scheißenochmal ANDERE Sache als die in dieser unserer Zeit praktizierten Morde und schweren Körperverletzungen durch Nazis an Menschen, die sie nicht einmal kennen. (Achtung: Jetzt wird wieder ganz viel Resthirnschmalz mit dem verzweifelten Versuch verbraten, einem Auto doch irgendwie denselben Wert beizumessen wie einer Personjajablabla. Ach ja, und die RAF. Weil die immer noch im Spiegel stehen manchmal. Nazis morden aber heute, nur zur Erinnerung.) Zum Anderen verweise ich auf artikelleser. Wer selbst das nicht schnallt, der gehe bittebitte auch nicht mehr wählen, denn er weiß nicht, was er tut. So gesehen sind übrigens weder die Rechten noch die Linken Extremisten das Problem. Es sind die, die was von Demokratie erzählen wollen, aber schon beim ersten Detail total versagen. Die, die eben denken, Demokratie ist, wenn der Supermarkt immer geöffnet hat. Und man nicht denken muss.

    Wer sagte noch "Diktatur ist die Herrschaft der Uniformierten, Demokratie die Diktatur der Uninformierten"?

  • KK
    Karl Kraus

    @Matthias

    Ist ja süß, dass du so eine schöne Metapher benutzt, aber vielleicht machst du dir mal klar, dass die Organisationen gegen Rechtsextremismus nicht zum Sattessen beim Staat vorbeischmarotzen, sondern dafür zu sorgen versuchen, dass das Nazipack und andere geistig Begrenzte (z. B. solche, die nicht ansatzweise schnallen, worum es hier genau geht...) sich nicht mehr ganz widerstandslos in die Jugendarbeit oder die kommunalen Belange reinzecken können. Der Widerstand gegen Gewaltprediger ist doch sonst auch willkommen. Und die Gruppen, die ihren Arsch mal hochkriegen, machen das nu' nicht, weil sie sich damit tolltoll auf Kosten anderer bereichern könnten. Verstehst du das so einigermaßen?

  • NE
    Noch ein Leser

    ... naja, es geht doch nicht darum, sich gegen Extremismus zu bekennen. Gerne. Hiermit erkläre ich, das Grundgesetz zu achten und kein Extremist zu sein.

     

    Hier geht es darum, systematisch Meldung an den Verfassungsschutz machen zu müssen, der dann schön die Strukturen der Zusammenarbeit der Organisationen und Netzwerke untereinander ausspionieren kann.

     

    Das geht doch wohl ein bisschen weit, oder?

     

    Was kommt danach? Stellen Sie sich mal vor, in 10 Jahren müssen alle Arbeitgeber eine Anfrage beim Verfassungsschutz machen, weil Sie ja vielleicht ein Extremist sein könnten...

     

    Mir persönlich geht das viel zu weit.

  • M
    Matthias

    Daß ein Aufschrei folgt, wenn die fütternde Hand sich erfrecht zu fordern, daß man sie nicht zu beißen beabsichtigen sollte hat schon eine gewisse unfreiwillige Komik.

  • O
    otto

    @ Hase,

     

    wenn Sie nach Beweisen für Gewalt gegen politisch Anderst denkende suchen, lesen lesen sie dochmal Zeitung oder sehen Sie Fern.

    Hierzu ein paar Denkanstöße:

    Sarrazi, Studentenverbindungen, 1. Mai Kreutzberg, RAF usw.

     

    P.S. Antisemitismus ist auch unter Linken stark Verbreitet. Stichwort Nah-Ost Konflikt

  • W
    Wossi

    Protestschreiben sind schon unterwegs! Meine zumindest, und zwar in doppelter Ausführung an Ministerin und Kanzlerin!

     

    Die Absicht der Schwarz-Gelben mit ihren Maßnahmen zur Disziplinierung zivilgesellschaftlicher Akteure ist klar: Sie wollen missliebige Diskussionen und Aktivitäten unterbinden und unvermeidliche Diskussionen und Aktivitäten nur soweit zulassen, soweit Richtung und Ergebnis von ihnen kontrolliert werden kann. Und auch der Bundespräsident beteiligt sich an dieser Kampagne. Er will mit ausgesuchten (!) Diskutanten über das Internet eine Diskussion zum Thema Rechtsextremismus initiieren. Gesteuerte Demokratie kann man das wohl nennen.

     

    Aber diese Kampagne der Schwarz-Gelben wird scheitern. Zum einen an den Akteuren aus der Zivilgesellschaft, die sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lassen werden. Und zum anderen an der geschichtsvergessenen Ahnungslosigkeit der Schwarz-Gelben. Sie fallen einfach immer wieder hinter das von ihren eigenen Leuten formulierte Wissen zurück.

     

    Nehmen wir nur zum Beispiel den konservativ-liberalen Aristokraten Tocqueville. Der verwies vor nunmehr schon fast zweihundert Jahren darauf, dass „die Macht der öffentlichen Meinung am schwersten zu handhaben“ ist. Und mit Verweis auf die amerikanische Zivilgesellschaft schrieb er: „Was man findet, ist das Bild einer Kraft, die freilich etwas roh, aber mächtig ist; Leben mit allerlei Überraschungen des Zufalls, aber auch voller Bewegung und Spannkraft.“ (Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika, Stuttgart 1985, S. 99 und 71).

     

    Wer diese Kraft unterschätzt, der gerät leicht ins Straucheln. Bei dem Herrn Mappus konnten und können wir das zurzeit gut beobachten. Und auch Ministerin Schröder, Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Wullf sollten sich mal wieder etwas mehr Zeit für gute Lektüre nehmen. In diesem Sinne: Auf einen erfolgreichen Aktionstag!

  • H
    Hase

    @Lucia:

    Sie schreiben "Wie sieht's denn eigentlich mit Fördergeldern gegen Linksextremismus aus?"

     

    Versuchen Sie's doch einfach mal: Machen Sie deutlich, dass von den Linksextremisten ähnliche Gefahren ausgehen wie von Rechtsextremisten. Machen Sie deutlich, dass die Linksextremisten zu extremer Gewalt gegen Ausländer, Juden, Schwule, Lesben, politisch Andersdenkende usw. bereit sind und dazu aufrufen.

     

    Dann kriegen Sie sicherlich auch die Fördergelder.

  • A
    artikelleser

    Ich weiß, dass das immer aufwändig ist und so, und nur den ersten Absatz zu lesen entspricht auch mehr der Kultur, halt keine tiefergehenden Gedanken anzustellen, aber ich möchte allen, die jetzt fragen "Was denn falsch daran sei, eine Erklärung gegen Extremismus zu unterschreiben?", die Lektüre des Artikels, den sie komentieren, ans Herz legen. Steht alles drin. Vor allem steht da drin, dass es nicht primär um die Erklärung geht (schließlich sind wir für Demokratie und gegen Faschismus, das steht ja auch schon im Projektantrag drin, den wir unterschrieben haben), sondern es geht darum, dass wir dazu genötigt werden sollen, den Verfassungsschutz (Exekutive) aussuchen zu lassen, mit wem wir zusammen arbeiten. Und der Verfassungsschutz ist schon lange völlig außer Rand und Band:

    - Der Verfassungsschutz unterstützt die NPD so massiv, dass das Bundesverfassungsgericht sich geweigert hat, die Partei zu verbieten.

    - Der Verfassungsschutz bewertet ohne weitere Begründung irgendwelche Organisationen als verfassungsfeindlich - die gerichtliche Überprüfung zeigt oft, dass diese Bewertung nicht haltbar ist.

    - Der Verfassungsschutz ist eine obskure Organisation, der parlamentarischen Kontrolle fast völlig entzogen.

    - Der Verfassungsschutz macht immer wieder mit völlig illegalen Abhör- und Einschüchterungsaktionen von sich hören - wenn diese Aktionen durch einen Zufall an die Öffentlichkeit gelangen. Die Dunkelziffer wird immens sein.

     

    Und jetzt kommt eine Ministerin daher und findet, dass dieser Verein genau der richtige sei, zu entscheiden, mit wem wir zusammen arbeiten dürfen. Oder anders gesagt: Wozu haben wir Gerichte, wir können Organisationen, die uns nicht passen, doch einfach durch den Verfassungsschutz verbieten lassen. Ich schlage vor, man sollte grundsätzlich und immer Ermittlungen wegen der Bildung von terroristischen Organisationen aufnehmen, wenn der Verfassungsschutz jemanden als böse bewertet...

    Genau das aber soll der Verfassungsschutz ja nicht sein. Eben kein Gericht. Richter haben eine Ausbildung, tun ihre Arebit in der Öffentlichkeit etc. Natürlich gibt es in der deutschen Justiz auch ne Menge völlig unhaltbare Charaktere und das deutsche Recht verfolgt das Klauen von Brötchen härter als Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Aber die Schlapphüte treiben es noch viel Bunter, nur halt im Geheimen. Und die dürfen sich jetzt also aussuchen, mit wem ich mich treffe, ja? Und die überprüfen dass dann besser auch gleich, also Teilnehmerlisten immer hübsch ans Bundesamt für den Verfassungsschutz faxen, damit die gucken können, ob irgendwer da mal dumm aufgefallen ist (noch nie verurteilt wurde, wofür auch, ist ja legal, demonstrieren zu gehen, bekommt man nur halt keine Fördergelder mehr. Und keinen Job als Lehrer...).

     

    Auch ganz ohne den impliziten Generalverdacht, alle, die gegen Nazis wären, seien Antidemokraten (anders rum wird ein Schuh draus!) ist das also eine zutiefst antidemokratische Idee, den Verfassungsschutz da zu noch über polizeiliche Befugnisse herausgehenden Kontrollen zu ermächtigen.

  • O
    otto

    Ja ja der Gute alte Sarrazin, der passt euch _innen und obermoralaposteln ja nun garnicht was? Da sagt mal einer seine Meihnung und hat in vielen Punkten auch noch recht! Schlimmer noch ein großer Teil der Menschen stimmen Ihm auch noch zu. Nein nein und das wo Politischkorrekte wie Sie doch die Wahrheit gepachtet haben. Ja und da nicht seinen kann was nicht seinen darf wird werden wieder die alten Keulen Rassismus,Nazi und Diskriminierung herausgeholt die helfen ja immer nichtwar.

    Um eins klar zu Stellen Extremisten welcher Farbe auch immer lösen keine Probleme. In Deutschland waren wir auf dem Linken Auge viel zu lange blind. Gut das Frau Schröder das erkannt hat und sich trotz den zu erwartenden Protesten von Antifa und Co. zu diesem Schritt entschlossen hat ! Meinen Respekt dafür Frau Schröder.

  • OK
    Oliver Kröger

    Einige Äusserungen der Protest-Initiatoren sind sehr aufschlussreich: "Gerade die sensible Arbeit gegen Rechstextremismus ist auf gut funktionierende Netzwerke angewiesen...." ... da schaun die Initiativen mal lieber nicht so genau hin, fragen nicht so genau nach, wie ihre Partner zur freiheitlich-demkratischen Grundordnung stehen, oder wie?

     

    Wann wird endlich erkannt, dass zivilgesellschaftliches Engagement Ehrlichkeit und Transparenz zwingend einschliesst? Dieses "Der Zweck heiligt die Mittel" wie oben zwischen den Zeilen des Zitates enthalten, ist einfach feige und nicht zuende gedacht!

     

    Hellhörig sollte man auch folgenden Satzbeginn lesen: "Die Initiatoren des Aktionstages betonen, problematisch sei nicht so sehr, sich zum Grundgesetz zu bekennen, ..."

     

    Es ist also nicht so sehr problematisch sich zum GG zu bekennen, aber ein bisschen offenbar schon, oder?

     

    Die Inis sollen gerne mal ihr Standing und ihre Kooperationen prüfen. Auch unabhängig von Erlassen und Geldern.

  • HS
    Herr Schmitz

    Klar das die Linksfaschisten so eine Erklärung nicht unterschreiben wollen. Das sagt doch alles zu deren Gesinnung. Der ganze mit Steuergeldern gefördete Quatsch gehört abgeschafft. Dieses Land hat ganz andere Probleme, die will allerdings kein Linker sehen...

  • C
    Chris

    Kristina Schröder hatte schon immer eine besondere Vorliebe für die Vertreter des rechten Spektrums. Rassismus, Ausländerhass und Gewalt passen nicht in ihr "wohlwollendes" Deutschlandbild.

  • SU
    schwarz und weiss gleich mitte-ismus

    @otto: Und wie sieht es dann etwa mit dem Mitteextremismus a la Sarrazin aus ? Der sitzt doch in der SPD ( Rassismus ist Extremismus ) ? Ist die Mitte auch ne Seite, oder hat die Mitte auch ne Seite, und ohne Seite keine Mitte?

    Dieses Polaritätengedönse zeigt nur wie bescheuert die' Extremismustheorie' sowieso ist, mal abgesehen davon, d. diese im wissenschaftlichen Kontext in Frage gestellt wird.Parteien, die ihre Macht aufrecht erhalten wollen und deren populistische Medien und Leser_innen benutzen diese Schablone allerdings sehr gerne.

  • O
    otto

    Die Feinde der Demokratie sethen auf beiden Seiten! Also auch Links es ist nur Gut das auch Frau Schröder dies endlich erkannt hat. Es ist jawohl nur richtig das der Staat mit seinen Fördergeldern keine Extremisten ünterstützen will.

    Ich kann die ganze Aufregung albsolut nicht nachvollziehen.

  • SJ
    Stefan Jahnel

    Wir stellen uns nur mal kurz vor die Jungen Nationaldemokraten würden eine Ausstellung organisieren, die vor den Gefahren des Kommunismus warnt und dafür Geld von einer öffentlichen Stelle bekommt.

    natürlich und völlig berechtigt würde es zu einem Aufschrei kommen. Aber wie will man rechtfertigen, dass man den einen Extremisten verwehrt, was man den anderen gibt.

  • L
    Lucia

    Diese „Hürde“ ist eine Selbstverständlichkeit, die längst überfällig ist.

    Ist doch logisch: wer möchte so blöd sein, seine eigenen Feinde zu finanzieren?

     

    Die Protesthaltung zeigt nur, daß viele Schiß haben, ihnen könnte der Geldhahn zugedreht werden.

     

    Wie sieht's denn eigentlich mit Fördergeldern gegen Linksextremismus aus?

  • M
    Moshe

    Was ist daran verkehrt eine Erklärung gegen Extremismus zu unterschreiben?

  • F
    fachkenner

    Was soll denn dieses doofe plakative Bild oben mit Springerstiefeln und der ganz gewissen Unterstellung der Verfassungsfeindlichkeit ?

    Erstens war die skinhead- bewegung vor der politischen Instrumentalisierung ( da böse, ich gut ) eine Jugendbewegung aus dem Arbeitermilieu, die dem Rassismus nicht zugeneigt war. Das begann erst später.

    Zweitens gibt es viele im gothic oder punk- Bereich, die mit den gleichen oder ähnlichen Schuhen rumrennen.

    Drittens wird das Problem fatalerweise auf eine Jugendsubkultur reduziert, dabei sind die Rassisten in Nadelstreifen viel schlimmer: Das Problem der Rassismus, also die Leugnung der Gleichwertigkeit der Menschen wird meines Erachtens ohnehin derart plakativ dargestellt, dass sich bei manch einem eine ''erst recht- Stimmung'' entwickelt, weil die Phrasen ohne Inhalt keiner mehr hören kann und will.

    Viertens habe ich seit über 10 jahren niemanden mehr gesehen, der ''so'' rumläuft, also gibt es jetzt keine Verfassungsfeinde mehr, oder was ? Vielleicht wohne ich aber auch einfach in der falschen Region.

  • WH
    Willi Heufens

    Warum verzichten diese "Initiativen" dann nicht einfach auf die Gelder, der von ihr so ach verachteten Regierung?

    Ich halte es für eine Selbstverständlichkeit nur Demokraten der Mitte zu unterstützen und nicht den Bruderkampf unter Rot- und Braunfaschisten zu befeuern.

  • V
    vic

    "...müssen Initiativen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus seit Beginn 2011 eine Antiextremismuserklärung unterzeichnen und versichern, dass ihre Partner sich den "Zielen des Grundgesetzes" verpflichten."

    Auf so etwas warte ich von meiner Regierung schon lange. Leider bislang vergeblich.