Aktionsprogramm zum Wiedereinstieg: Job auf Kosten der Familie

Von der Leyen will sich für Berufsrückkehrerinnen starkmachen. Doch die Vollzeitkräfte ackern laut DGB mit 44 Wochenstunden zu viel - auf Kosten der Familie.

Von der Leyen und der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Weise stellen ein Programm für Berufsrückkehrerinnen vor. Bild: dpa

ERLIN taz Am Vortag des 8. März, des Frauentags, zeigten sich Regierung und Gewerkschaften von der frauenfreundlichsten Seite. So will das Bundesfamilienministerium und die Bundesagentur für Arbeit (BA) verstärkt Frauen wieder in Arbeit bringen, wenn sie für ihre Kinder mehrere Jahre aus dem Beruf ausgestiegen sind. Es sei "unendlich wichtig", diesen Frauen "Perspektiven zu verschaffen", sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen in Berlin.

Im Rahmen eines Aktionsprogrammes zum"Wiedereinstieg" stellt die BA für die Weiterqualifizierung der Rückkehrerinnen zusätzlich bis zu 175 Millionen Euro zur Verfügung, so BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Freitag. Geplant ist zudem ein Internetportal für Wiedereinsteigerinnen. Mit 14 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds sollen zudem Projekte mit der Wirtschaft finanziert werden, die den Wiedereinstieg erleichtern.

In der Vergangenheit war die Bundesregierung beim Thema Frauenförderung und Jobcenter in die Kritik geraten. Denn im Zuge der Regelungen zu Hartz IV haben langzeiterwerbslose verheiratete Frauen kaum noch Ansprüche an Leistungen aus der Arbeitsförderung, weil das Einkommen der Männer oft die Bedarfsgrenze übersteigt.

Nach einer Studie zum sogenannten "DGB-Index, Gute Arbeit'", einer Befragung von 6.000 ArbeitnehmerInnen, haben 42 Prozent der Befragten erhebliche Probleme, Beruf, Familie und andere private Interessen miteinander zu vereinen. Meist ist die hohe zeitliche Belastung der Vollzeitarbeitnehmer durch den Job der Grund, warum wenig Zeit für Privates bleibt. "Je höher die Stundenzahl, desto ungünstiger wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eingeschätzt", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer. Die tatsächliche Arbeitszeit der Vollzeitkräfte liege nach dem DGB-Index mit 44 Wochenstunden weit über den tariflichen durchschnittlichen Zeiten von 39 Wochenstunden.

Vor allem im Gastgewerbe und in den Verkehrsberufen klagten die Befragten über Probleme mit der zeitlichen Vereinbarkeit. Beschäftigten im öffentlichen Dienst geht es diesbezüglich besser. Edeltraud Glänzer vom Vorstand der Gewerkschaft IG BCE erklärte, auch Männer, die sich familienfreundliche Arbeitszeiten wünschten, stießen in Betrieben auf wenig Akzeptanz. Gut zu vereinbarende Arbeitszeiten seien wichtig, auch weil die Pflege von betagten Angehörigen an Bedeutung gewinne.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.