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Ahadi-Bonap bleibt verschwunden

■ Weiter Rätselraten um Schicksal des abgeschobenen Iraners

„Der Fall ist noch nicht aufgeklärt.“ Auch zwei Monate nach der Abschiebung von Arslan Ahadi-Bonap nach Teheran weiß die Sprecherin des Bremer Innensenators immer noch nicht mehr über das Schicksal des Iraners zu sagen. Und genausowenig weiß der Bremer Anwalt des Abgeschobenen oder der Rat der iranischen Flüchtlinge. Alle Nachforschungen, ob von Bremen aus oder im Iran selbst, sind bisher im Sande verlaufen. Die erste Abschiebung in das Ayatollah-Regime ist den Bremer Behörden gründlich danebengegangen. Der Abschiebestopp bleibt bis auf weiteres bestehen, verlautete gestern aus dem Hause van Nispen.

Arsalan Ahadi-Bonap wurde Anfang November von Bremen aus in den Iran abgeschoben, der erste Fall nach der Aufhebung des Abschiebestopps in die islamische Republik. Danach galt der Mann als verschwunden. Nach Aussagen seines Bremer Anwalts und des Rates der iranischen Flüchtlinge sei er schon am Flughafen verhaftet und in das Gefängnis des Revolutions-Staatsanwalts gebracht worden. Das hätten Verwandte am Telefion gesagt. Revolutions-Staatsanwaltschaft – eine Adresse, die das allerschlimmste befürchten ließ.

Dann gab es die Entwarnung der deutschen Botschaft: Ahadi-Bonap hätte sich dort gemeldet. Mit dieser frohen Kunde war Innensenator Friedrich van Nispen vor die Presse getreten, um das Ende des Abschiebestopps zu verkünden – und gleich wieder umzufallen. Drei scharfe Fragen, und plötzlich war ganz und gar nicht mehr klar, ob der Mann, der bei der deutschen Botschaft aufgetaucht war, tatsächlich Ahadi-Bonab gewesen ist. Noch dubioser wurde die Geschichte, als der iranische Botschafter verlautbaren ließ, daß man Ahadi-Bonap in einem Teheraner Hotel erreichen könne. Bei der Nobel-Herberge war der Name zuerst gänzlich unbekannt, bei einem zweiten Versuch hatten sich nach Minuten zwei Männer gemeldet, die schlicht behauptet hatten, Ahadi-Bonap sei „nicht da“. Dasselbe erlebten alle AnruferInnen aus Bremen. Ahadi-Bonap war nicht ans Telefon zu bekommen.

Weiter sind die Ermittlungen seit zwei Monaten nicht gediehen. Auch der Versuch eines iranischen Journalisten, Licht ins Dunkel des Falles zu bringen, ist fehlgeschlagen. Ahadi-Bonab ist wie vom Erdboden verschluckt. Je länger diese Erfolglosigkeit anhält, desto unwahrscheinlicher wird, daß Ahadi-Bonap nicht verfolgt wird.

Im Iran zieht der Fall Ahadi-Bonab unterdessen weitere Kreise. Eine ganze Reihe von Zeitungen und Radiostationen haben eine Meldung der iranischen Nachrichtenagentur IRNA aufgenommen, in der Ahadi-Bonab eine ganz andere Geschichte von seinem Aufenthalt in Deutschland und der Abschiebung erzählt. Tenor: Alles in Ordnung. Einen Asylantrag habe er nie gestellt. Dazu sei er von einem „angeblichen Flüchtlingsanwalt“ überredet worden. Was in den deutschen Medien daraus gemacht wird, das habe ihn sehr gewundert. Das sei eine gezielte Kampagne gegen den Iran. Nur: Doch die Zeitungsberichte stehen auf wackeligen Füßen. „Die zitieren ihn in der Meldung, aber auf Nachfrage haben wir rausgekriegt, daß die Agentur auch nur mit ihm telefoniert hat“, sagt Matthias Güldner vom Senator für Ausländerintegration.

In der deutschen Botschaft in Teheran steht eine Tasche. Darin: Die Habseligkeiten Ahadi-Bonaps, die er bei seiner Knall auf Fall-Abschiebung in Bremen zurücklassen mußte. Die haben nun die Bremer Innenbehörde in den Iran geschickt, ein Foto liegt bei. Die Botschaft solle versuchen, sich mit Ahadi-Bonap in Verbindung zu setzen. Er solle in die Botschaft kommen und die Sachen abholen – der Beweis, daß er frei und wohlbehalten ist. Ahadi-Bonap ist bis gestern nicht dort gewesen. J.G.

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