Afghanistan-Dokumente bei Wikileaks: USA schalten FBI ein
Der US-Verteidigungsminister will wegen der Afghanistan-Dokumente auf Wikileaks das FBI einschalten. Er wolle die undichte Stelle finden, um die Soldaten zu schützen.
WASHINGTON afp | Nach der Veröffentlichung zehntausender Geheimdokumente zum Afghanistan-Konflikt hat US-Verteidigungsminister Robert Gates am Donnerstag eine "aggressive" Suche nach dem Urheber des Lecks angekündigt. Die Papiere gefährdeten US-Soldaten und Afghanen, sie drohten die Beziehungen der USA in der Region zu beschädigen. Sein Ministerium habe die Bundespolizei FBI eingeschaltet, um die undichte Stelle schnell zu finden.
"Die Folgen auf dem Schlachtfeld durch die Herausgabe dieser Dokumente können für unsere Soldaten, unsere Verbündeten und unsere afghanischen Partner schwerwiegend und gefährlich sein", sagte ein sichtlich erboster Gates auf einer Pressekonferenz in Washington. "Sie können auch unsere Beziehungen und unseren Ruf in dieser entscheidenden Weltregion beschädigen."
Der Gründer der Website Wikileaks, Julian Assange, hatte in einer Reaktion auf die US-Kritik versichert, die rund 92.000 Papiere seien vor der Veröffentlichung daraufhin überprüft worden, ob sie die Namen afghanischer Informanten enthielten. Doch US-Generalstabschef Mike Mullen, der gemeinsam mit Gates vor die Presse trat, widersprach dem einstigen Hacker. "Assange kann über das höhere Ziel, dem er und seine Quelle angeblich dienen, sagen, was er will, aber in Wahrheit haben sie vielleicht schon das Blut eines jungen Soldaten oder einer afghanischen Familie an ihren Händen."
Gates kündigte tiefgehende Ermittlungen an, um die Entstehung der "groben Sicherheitsverletzung" aufzuklären, die Verantwortlichen zu finden und festzustellen, welche Informationen durch das Leck unbrauchbar geworden seien. Das Militär werde außerdem Maßnahmen ergreifen, um geheime Informationen besser zu sichern und diejenigen US-Soldaten und Afghanen zu schützen, die durch das Leck in Gefahr geraten seien.
Der beispiellose Vorfall könne das Vertrauen zerstören, dass für die Aufklärungsarbeit vor Ort lebenswichtig sei, kritisierte Gates, der auch schon Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA war. "Das ist für mich einer der schlimmsten Aspekte: Werden die Menschen uns noch vertrauen?"
Auch das Vertrauen in die eigenen Soldaten wurde durch das Leck offenbar erschüttert. Der Minister erklärte, die Militärs müssten nun darüber nachdenken, ob sie auch weiterhin alle verfügbaren Informationen an die Soldaten vor Ort weitergeben könnten. "Wir wollen, dass die Soldaten in vorderster Front über alle Informationen verfügen, die ihre Sicherheit betreffen könnten", sagte Gates. Jetzt müsse er mit den Kommandeuren im Irak und in Afghanistan darüber beraten, "ob wir das anders machen müssen, oder ob wir das Risiko weiter eingehen wollen", dass geheime Informationen nach außen dringen.
Einen Bericht des Wall Street Journal, wonach die Behörden einen Soldaten des Heeres mit dem Leck in Verbindung bringen, der bereits ein geheimes Video aus dem Irak an die Öffentlichkeit weitergeleitet haben soll, wollte Gates nicht kommentieren. Der Gefreite Bradley Manning wurde Anfang Juli wegen der Veröffentlichung des Videos über einen Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak angeklagt.
Leser*innenkommentare
Das Selbst
Gast
Ich bin vom System in China zwar nicht sehr begeistert. Trotzdem hoffe ich darauf das sich die Beziehungen zwischen China und den USA verschlechtern
Gerda Fürch
Gast
Warum wurden die WikiLeads-Dokumente "nur" an eine US-amerikanische Zeitung, eine britische und deutsche Zeitung geschickt? Warum nicht an eine französische, schwedische, schweizerische oder arabische Zeitung? Sind dort die Dokumente eventuell nicht angekommen?
Gerda Fürch
Gast
Hoffentlich wird die "undichte" Stelle nicht gefunden. Wenn doch, dann wird es eine neue "undichte" Stelle geben. Ich buche solche Veröffentlichungen unter Pressefreiheit und verantwortungsvolle Transparenz ab.
Edelweiss
Gast
Wie beim zuvor dokumentierten Kriegsverbrechen einer US-Hubschrauberbestazung im Irak, werden NICHT die Piloten bestraft, sondern derjenige der mit dem Finger auf die Mißstände zeigt.
Obama sollte seinen Nobelpreis zurückgeben, ich schlage hiermit den Mitbegründer von WikiLeaks, Herrn Julian Assange für den Friedensnobelpreis vor.
kerl
Gast
Wer ist schuld und der Böse? Richtig die anderen.
"In Wahrheit haben sie vielleicht schon das Blut eines jungen Soldaten oder einer afghanischen Familie an ihren Händen."
Er muss ja auch wissen wie das ist.
Oskar
Gast
Es geht denen doch garnicht um das wohl der Menschen, sonst hätten sie nie mit Uran Muniton geschossen oder Menschen hingerichtet. Es sind doch Wirtschaftsinteressen, siehe Horst Köhler, und um die Globale Herachie so zu erhalten.
Die USA müssen jetzt die Veröffentlichung der Dokumente angreifen, und mal wieder die Tatsachen verdrehen. Sowie damals 1991 im ersten Irakkrieg, wo angeblich kinder in Brutkästen sterben oder Vietnamkrieg wo angeblich das Patrollienboot angegriffen wurde. Es ist kein Krieg der uns vor Terroristen beschützt, es ist ein Wirtschaftskrieg mit Schwerpunkt: Öl- Gas & Drogen.
(Und das alles unter ISAF Mandat)
Die Botschaft der Dokumente ist eindeutig, denn sie ist von den USA selbst verfasst, doch jetzt wieder den Spieß umzudrehen und zu behaupten, das die Soldaten in ernsthafter Gefahr seinen ist lächerlich. Seit den ersten Tag der beiden Kriege ( Irak-Afgh.) ist die Mehrheit der Menschen im Nahen Osten in gefahr.
Die Dokumente die durch Wikileaks veröffentlich wurden, ist die Botschaft, doch der Absender sind die USA. Alle Worte die sie im Keller flüstern, werden die Hähne auf dem Dach rausschreien.
Peace!
JGO
Gast
So, so. Die USA machen sich Sorgen um Ihren Ruf. Um welchen den, den guten oder den schlechten?