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AfDler besuchen SachsenhausenIn KZ-Gedenkstätte gestört

Im Konzentrationslager Sachsenhausen musste eine Führung mit AfDlern abgebrochen werden. Die Gruppe hatte die Verbrechen der Nazis verharmlost.

Das Tor zum KZ Sachsenhausen Foto: dpa

Berlin afp/dpa | Eine AfD-Gruppe aus dem Wahlkreis von Fraktionschefin Alice Weidel hat einem Medienbericht zufolge in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen mit rechten Äußerungen provoziert. Es seien „manifest rechte und geschichtsrevisionistische Einstellungen und Argumentationsstrategien erkennbar“ geworden, sagte der Sprecher der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Horst Seferens, dem Tagesspiegel am Donnerstagabend.

Der Besuch in der Gedenkstätte ereignete sich demnach bereits im Juli, sei aber zunächst nicht angezeigt worden. Unter den 17 Teilnehmern waren dem Bericht zufolge fünf bis sechs Menschen, welche die Führung durch die Gedenkstätte „permanent unterbrachen und störten“.

Seferens sagte dem Blatt, einige der AfD-Besucher hätten die KZ-Verbrechen relativiert und verharmlost, die Existenz von Gaskammern sei in Zweifel gezogen und dem Gedenkstätten-Mitarbeiter mangelnde Kompetenz und Manipulation unterstellt worden.

Die Polizei erfuhr demnach erst durch den Zeitungsbericht von dem Vorfall und stellte noch am Donnerstagabend Strafanzeige von Amts wegen und leitete Ermittlungen ein. Dazu ermittele der Staatsschutz in der Gedenkstätte, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums, Mario Heinemann.

Die Fahrt wurde dem Bericht zufolge vom Bundespresseamt finanziert. Eine Regierungssprecherin bestätigte demnach „antisemitische und historisch unhaltbare Äußerungen“, schrieb sie allerdings nur einem Teilnehmer zu. Der brandenburgischen Regierung sei der Vorfall seit Wochen bekannt gewesen, berichtete die Zeitung.

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8 Kommentare

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  • Deutsche, wir müssen reden!

    Das Argument, wonach ''der politische Wandel die Voraussetzung für den ökonomischen und sozialen bilde, besaß auf Sicht gesehen aber auch einen bedenklichen Mangel. Mit ihm wurden die alten Erwartungen genährt und Hoffnungen auf ihre baldige Erfüllung gespeist. Das war die eigenartige Dialektik der faschistischen Lüge: um ihr die Beine zu verlängern, musste sie jetzt nicht nur erneuert, sondern auch konkretisiert werden. Denn nun, da der Faschismus an der Macht war, wollten die Anhänger genauer wissen, wann sie die Früchte des Sieges ernten konnten, den sie fälschlich für ihren eigenen hielten. Je höher die Bedeutung des Wahlkampfes von den Faschisten getrieben wurde, um so riesenhafter wuchsen die Vorstellungen, die sich die eigenen Anhänger über Veränderungen nach dem Wahltag machten. Die sozial-rebellische Kraft, die den organisierten kleinbürgerlichen und deklassierten Nazianhängern innewohnte, war in den Wochen des Februar gespeichert und insofern gebändigt. Aber sie drängte, sich zu betätigen.''

    Vgl. Faschismus Rassenwahn Judenverfolgung. Eine Studie von Kurt Pätzold zur politischen Strategie und Taktik des faschistischen deutschen Imperialismus (1933 – 1935). –



    Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1975

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Dass die Alternative für Dumpfbacken nicht mehr heimlich tuschelnd hinter vorgehaltener Hand die KZ-Verbrechen relativiert und verharmlost, und die Existenz von Gaskammern in Zweifel zieht, darf als Erfolg jener Sichtweise verbucht werden, der zufolge die Freiheit zur Meinungsäußerung keineswegs der Notwendigkeit bedarf, dass sich da einer im Zuge der Meinungsbildung erst einmal wenigstens im Ansatz über den Gegenstand kundig zu machen habe, bevor er das Maul aufreiße, da ja selbst die Verbreitung der Lehre, dass das Quadrat rund sei, und der Kreis vier Ecken aufweise, durch die Freiheit zur Meinungsäußerung geschützt. Womit deren Geisteszustand vollumfänglich beschrieben. In der Regel sind solch geistige Umnachtungen irreparabel, lassen sich in ihrem Wahn auch durch nichts beirren, und werden sie von einem Gericht verurteilt, gerieren sie sich bekanntlich auch noch als Feiglinge, die - statt ihren Fehler einzusehen - sich als Opfer aufblasen.

    Es ist unerträglich, dass als Motive dieses Gesocks allen Ernstes eine möglichweise vorliegende "Angst" oder "Wut" gehandelt wird. Wozu eine solch hanebüchener Rechtfertigungsversuch führt, lässt sich durch Lektüre akribischer und gewissenhafter Recherchen wie dieser ( Seite 20 bis Seite 43) ermitteln:

    www.birdstage.net/...gretels_albums.pdf

  • Äh, taz. Könntet ihr vielleicht irgendwie nen Hinweis einbauen wo Sachsenhausen liegt. In den Kommentaren tauchen ganz schön viele Assoziationen mit Sachsen auf. Sachsenhausen liegt aber bei Berlin und Weidel kommt aus BaWü. Ein bisschen Klarheit wäre in diesen Tagen nicht schlecht.

  • Provokation geglückt, möchte man meinen. Und das auch noch auf Staatskosten und mitten im Rampenlicht.

    Ein sächsischer AfD-Mann wurde heute früh in meinem Autoradio (sinngemäß) mit der Ansage zitiert, angesichts der Ereignisse sei es okay, die Fassung zu verlieren, auf Demos herumzupöbeln, Leute zu verunglimpfen und auch mal den rechten Art von sich zu strecken. Nicht okay sei es nur, Ausländer unterschiedslos zu hetzen und zusammenzuschlagen.

    Typisch! Autoritärer und patriarchaler geht es kaum. Die Ansage meint nämlich übersetzt: „Ich, euer großer, weiser Führer, biete euch an, vollkommen cool und Herr der Lage zu bleiben, währen ihr, kleinkindgemäß, auf euren Bauch hören und euch zusammenrotten dürft. So lange ihr meiner Führung vertraut und meinen Befehlen gehorcht („Bis hier her und nicht weiter!“), ist alles gut. So lange seid ihr jedenfalls keine verkappten Nazis, sondern echt gute Demokraten.“

    Solch unsittliche Angebote würde ich mir ganz entschieden verbitten, glaube ich. Wenn jemand über mich herrscht, dann bin das immer noch ich selber. Denn eins steht fest: Wenn ich so richtig aus der Rolle fallen will, kann ich niemandem dafür garantieren, dass ich nachher noch zu stoppen bin von ein paar dürren Worten aus dem Off. Schon gar nicht, wenn diese Worte von einem sich selbst überschätzenden Mini-Adolf abgesondert wurden.

  • Ich würde mich nicht als besonders links bezeichnen, mir wird aber Angst und Bange, wenn ich sehe, wie Deutschland immer weiter nach rechts abdriftet. Und was macht die Linke in Sachsen? Zieht den Kopf ein. Unerträglich, wie sie ihre Ost-Schäfchen beschützen will....

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Patrick747:

      Wie soll die Linke in Sachsen einen Prozess stoppen, der lange vor ihrer Existenz und von viel umfassenderen Umständen bestimmt ins Rollen kam, als dass sie darauf Einfluss nehmen könnte?

      Symptombekämpfung wird nichts helfen.

  • Die AfD istz eine deutschNAZIonale und verfassungsfeindliche Partei.

  • Die haben nichts, ihnen etwas bedeutet.