AfD stellt sich selbst vom Platz: Fußball-Ehrenkodex abgelehnt
Die niedersächsische AfD will die Vielfalts-Erklärung der Abgeordneten-Mannschaft FC Landtag nicht unterschreiben und darf deshalb nicht mitkicken.
„Der Teil ‚Vielfalt fördern‘ hat bei der AfD massiv zu Widerstand geführt“, sagt der Abgeordnete Belit Onay (Grüne), der seit der vergangenen Legislaturperiode in der Mannschaft mitspielt. Bei einem Teamtreffen am Freitag, bei dem es um die Erklärung ging, hätten AfD-Vertreter gesagt, dass Vielfalt kein Mehrwert an sich sei und somit auch nicht unbedingt förderungswürdig, erinnert sich Onay. Ein AfD-Mitarbeiter habe zudem in den Raum geworfen, ob Messerstecher auch zu dieser Vielfalt gehörten. „Wir reden hier über Abgeordnete, die Fußball spielen“, sagt Onay.
Andere Abgeordnete bestätigten gegenüber der taz diese Schilderung. „Ich weiß gar nicht, ob das mit einer Unterschrift getan ist, wenn die AfD hier einen gesellschaftlichen Konsens so grundsätzlich infrage stellt“, sagt Onay.
Zwar seien die zwei Abgeordneten Harm Rykena und Stephan Bothe sowie ein Referent der Fraktion daran interessiert, mitzuspielen, die Erklärung lehnten sie aber ab. „Von unserer Seite gibt es keinen Grund, das zu unterschreiben“, sagt der AfD-Pressesprecher Benjamin Günther. Wenn die Inhalte der Vereinbarung gesellschaftlicher Konsens seien, wie die anderen Parteien behaupteten, müsse man sich nicht dazu verpflichten. „Dann entwerten Sie ja Ihre Unterschrift“, sagt Günther. Die Vereinbarung sei nur geschlossen worden, weil die AfD nun im Landtag sitze.
Belit Onay (Grüne)
Stefan Klein (SPD) ist der Vorsitzende des FC Landtag. Er betont, dass die AfD nicht ausgeschlossen werden sollte. „Wir haben eine Linie gesucht, unter der sich alle versammeln können“, sagt er. „Wir haben vernommen, dass sich sonst vielleicht einige ausgeklinkt hätten.“
Bei der Erklärung hätten sie sich am Ehrenkodex des Deutschen Fußball Bundes und der Fußballmannschaft des Bundestages orientiert. Dort sind drei AfD-Abgeordnete aufgenommen worden. „Den Text kann man ohne Probleme unterschreiben“, sagt Klein. Die Diskussion zeige, dass Vielfalt in der Gesellschaft für die AfD nicht selbstverständlich sei, sagt auch Rainer Fredermann (CDU). „Es ist eine komplette Abneigung gegen diese Formulierung da.“ Er wolle der AfD dennoch nicht die Tür vor der Nase zuschlagen: „Es gehört sich, dass wir ihnen zugestehen, dass sie sich eines Besseren besinnen.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz