AfD mit Helferich und Krah: Das „freundliche Gesicht des NS“
Die Rechtsextremen im Bundestag haben sich konstituiert – sogar Ultraradikale wie Matthias Helferich und Maximilian Krah sind nun dabei.
Das „freundliche Gesicht des NS“ wurde am Dienstag nach taz-Informationen ohne großen Widerspruch in die AfD-Fraktion im Bundestag aufgenommen: Matthias Helferich aus Nordrhein-Westfalen. In der letzten Legislaturperiode war der Rechtsextremist kein Teil der Fraktion. Bekannt ist er, weil vor der letzten Wahl 2021 Chat-Nachrichten von ihm öffentlich geworden waren, in denen er sich selbst 2017 als „freundliches Gesicht des NS“ (Nationalsozialismus, d. Red.) bezeichnet hatte. Helferich, der zu dem Zeitpunkt 2021 schon auf der AfD-Liste gestanden hatte, verharmloste das als Scherz.
Genauso unlustig: Der Jurist hat sich selbst „demokratischer Freisler“ genannt – Roland Freisler war NS-Jurist und Teilnehmer der Wannseekonferenz. Dass Helferich mit Kontakten in die Neonazi-Szene geprahlt hatte und Kornblumen züchtete (ein Erkennungszeichen österreichischer Nazis), passt ins Bild. Wegen weiterer rassistischer Ausfälle läuft gegen Helferich in NRW gar ein Parteiausschlussverfahren.
Am Rande der Sitzung kündigte der Rechtsextremist an, er wolle im Kulturausschuss den „Kulturkampf von rechts“ vorantreiben – mit „positivem Bezug zu Nation und Volk“. All das scheint im Jahr 2025 kein Problem für die AfD-Fraktion zu sein.
SS-Verharmloser Krah darf jetzt auch mitmachen
Auch Maximilian Krah, bekannt für seine TikTok-Videos mit Incel-Vibes („Echte Männer sind rechts“), SS-Verharmlosung sowie China- und Russlandaffären, wurde ohne Probleme in die Fraktion aufgenommen. Er ist über ein Direktmandat eingezogen, nachdem er gegen den Willen der Parteiführung in Sachsen und dem Bund kandidiert hatte.
Chrupalla und Weidel dürfte vor allem Krah nerven, der letzten Juni ins EU-Parlament eingezogen war, aber nach zahlreichen Eskapaden und verkorkstem Wahlkampf nicht in die Fraktion in Brüssel aufgenommen wurde. Weidel und Chrupalla haben ihn nach vielen Querelen nach Berlin einbestellt und vom Wahlkampf suspendiert, Krah machte dennoch weiter. Sein Mandat soll er ruhen lassen.
Die Wahl der Fraktionsvorsitzenden wirkte einmütig: Alice Weidel und Tino Chrupalla traten wie angekündigt als Doppelspitze an und wurden mit 95 Prozent gewählt. Als ihre Stellvertreter*innen wurden Sebastian Münzenmaier, Beatrix von Storch, Jörn König und Stefan Keuter gewählt. Insgesamt besteht die Fraktion aus 152 Abgeordneten, von denen 94 neu im Bundestag sind.
Es gab durchaus Kritik aus der Partei
Weidel gab sich nach der Sitzung gut gelaunt und versuchte die Integration der Ultraradikalen in einem Statement als Führungsstärke darzustellen – „wir haben einen geordneten Laden“, sagte die Rechtsextremistin und giftete weiter in Richtung Merz und CDU.
Zwar gab es, wie die taz erfuhr, zuvor interne Debatten über beide Aufnahmen. In der Sitzung sei nach den formalen Beitrittserklärungen von Krah und Helferich aber niemand aufgestanden – beide gingen glatt durch.
Aus der Partei gab es durchaus Kritik an Helferichs Aufnahme: Weidel und Chrupalla hätten „alle Informationen und Warnungen erhalten, sie kennen den Inhalt des Parteiausschlussverfahrens gegen Helferich“. Jetzt, wo sie ihn aufgenommen hätten, trügen sie die Verantwortung für alle Folgen und Skandale.
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