Ärger wegen des Standorts: Geld für das Museum der Moderne
Nach dem Motto: Wenn die Abgeordneten schon aus dem Urlaub zurückgerufen werden, dann können sie gleich weiterarbeiten, damit sich der Aufwand lohnt, entschied der Haushaltsausschuss des Bundestags in seiner Sondersitzung zu Griechenland, 2,4 Millionen Euro als erste Tranche für den Neubau des Berliner Museums der Moderne freizugeben.
Das mit 200 Millionen Euro geplante Museum soll die Berliner Kunst des 20. Jahrhunderts und die Sammlungen dreier privater Mäzene zusammenführen. Auf Drängen der Kulturexperten im Ausschuss hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) im Juni zugesagt, auch ein zweites, kleineres Areal hinter der Nationalgalerie in den Wettbewerb mitaufzunehmen.
Dieser Standort ist nun nicht mehr enthalten. Weil das Finanzministerium aus Kostengründen darauf bestand, den Standort von vornherein festzulegen, ist nur noch von dem prominenten Grundstück zwischen der Neuen Nationalgalerie und der Philharmonie in der Nähe des Potsdamer Platzes zu lesen. Sozusagen ist auch hier Schäuble dazwischen gegrätscht, weshalb die Grünen die Freigabe der Mittel ablehnten. Die Linken enthielten sich, die Regierungsparteien Union und SPD stimmten zu.
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, begrüßte die Entscheidung: „Wir werden in Kürze einen Ideenwettbewerb ausloben, der klären soll, wie der Museumsneubau und sein unmittelbares Umfeld architektonisch, städtebaulich und freiraumplanerisch gestaltet werden könnte.“ Daran sollen sich auch Architekten beteiligen, die noch keine großen Museen geplant haben. „Wir erhoffen uns dadurch frische, kühne und auch mutige Ideen“, so Parzinger.
Die Stiftung Zukunft Berlin und die Sektion Baukunst der Akademie der Künste sehen dagegen durch die vorzeitige Festlegung des Standorts „die Logik einer verantwortungsvollen Stadtentwicklungspolitik auf den Kopf gestellt“, wie sie in einer gemeinsamen Presseerklärung schreiben: „Die geplante Baumasse von 24.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche – ein Gebäude größer als der Martin-Gropius-Bau – wird sich auf die langfristige Zukunft des Kulturforums und darüber hinaus tiefgreifend auswirken.“ Ein gewünschter zügiger zeitlicher Ablauf sei kein Grund für die Außerachtlassung stadtplanerischer Anforderungen. Monika Grütters, die wegen des Kulturgutschutzgesetzes unter Beschuss geraten ist, wird auch hier dem Streit nicht entkommen. Wbg
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