Älteste Bürgermeisterin der Welt: „Hurricane Hazel“
Mit 91 Jahren ist die Kanadierin Hazel McCallion weltweit die älteste Bürgermeisterin. Zwölfmal schon wurde die Dame wiedergewählt.
Die Kanadier nennen sie „Hurricane Hazel“, und dieser Name ist ihr Programm: Immer wieder streift sich Hazel McCallion ihr Hockeyshirt über und jagt auf dem Eis dem Puck hinterher. Bei gutem Wetter radelt sie in Sportklamotten durch die Stadt und stemmt, wenn es der Sache dient, Gewichte im Fitnessclub.
Das allein wäre schon bemerkenswert für eine Frau, die bald 92 Jahre alt wird. Doch McCallion ist auch Bürgermeisterin von Mississauga ist, Kanadas sechstgrößter Stadt, und damit die wohl älteste Bürgermeisterin der Welt. Seit 1978 wurde sie zwölfmal wiedergewählt. Umfragen zufolge ist sie Kanadas populärste Bürgermeisterin.
Es gibt fast nichts, um das sich McCallion nicht selbst kümmert. Wenn in ihrer Stadt ein Sportverein etwas zu feiern hat – sie ist mit dabei. In der Adventszeit spaziert sie mit Nikolausmütze über die Einkaufsstraßen, sie rammt beim symbolischen Bäumepflanzen den Spaten in die Erde. Dabei könnte die rüstige Seniorin längst am Strand in Florida sitzen. Doch McCallion sagt: „Ich weiß nicht, was ich sonst machen würde in meinem Leben.“
Acht kanadische Premierminister hat sie erlebt und sechs US-Präsidenten. Im Rathaus geht alles über ihren Tisch: Akten, Termine, Vorlagen. Das berichten ihre Mitarbeiter und klingen dabei nicht nur erfreut. Auch nicht darüber, dass ihre Chefin immer seltener auf Rat hört. Ihren Chauffeur hat sie schon vor Jahren abgeschafft. Er war ihr zu teuer. Seitdem fährt sie selbst täglich mit ihrem silbernen Chevy ins Rathaus.
Und auch noch schuldenfrei
Das Geld der Stadt hält sie zusammen, als wäre es ihr eigenes. Mississauga hatte bis vor Kurzem nicht einen einzigen Cent Schulden aufgenommen – eine Seltenheit in Nordamerika. McCallion lockte mit niedrigen Steuern Tausende Betriebe in ihre Stadt, darunter auch 90 aus Deutschland.
Das brachte ihr das Bundesverdienstkreuz ein. Mississaugas Einwohnerzahl explodierte in ihrer Amtszeit von 270.000 auf 700.000. Ihr Vorbild ist Margaret Thatcher, Großbritanniens frühere Premierministerin und „Eiserne Lady“.
McCallion hat Wahlkampf nicht mehr nötig. „Als Bürgermeisterin bin ich immer im Wahlkampf“, sagt sie trocken. Seit Jahren schon stellt sie keine Plakate mehr auf und verteilt keine Flugblätter. Statt Wahlkampfspenden sammelt sie Zuwendungen für karitative Organisationen. Trotzdem will sie 2014 aufhören, wie sie erst wieder bestätigte.
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