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Adresse für Obdachlose

■ Krankenstube für Wohnungslose am ehemaligen Hafenkrankenhaus eröffnet

Für Obdachlose in Hamburg gibt es seit gestern eine eigene „Krankenstube“: Auf dem Gelände des stillgelegten Hafenkrankenhauses auf St. Pauli eröffnete Gesundheits- und Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) die neue Pflegestation, die vom Caritasverband Hamburg betrieben wird, bis zu zwölf Patienten aufnehmen kann und Hilfe bei körperlichen sowie seelischen Erkrankungen bietet – und das ambulant wie stationär.

Die Krankenstube, lobte Roth, sei „ein kleiner Eckstein im Hilfesystem“ für Obdachlose. Menschen ohne Zuhause, ergänzte der Hamburger Caritasdirektor Norbert Keßler, sollten dort für ein paar Tage ein warmes Bett und medizinische Versorgung, vor allem aber Zuspruch finden. Wann und ob die übrigen Projekte des am Zirkusweg geplanten Sozial- und Gesundheitszentrums verwirklicht werden, ließ Roth mit der Floskel „alles ist im Fluß“ offen.

Sechs KrankenpflegerInnen, einige mit Berufserfahrung in Psychiatrie und Intensivmedizin, kümmern sich in der Krankenstube um die Patienten. Ärzte aus der Notfallambulanz des AK St. Georg unterstützen sie und entscheiden, ob einige Kranke nicht doch in eine richtige Klinik müssen.

Zwei Jahre nach Schließung des Hafenkrankenhauses haben Wohnungslose damit wieder eine Anlaufstelle auf dem Kiez. Die Erfahrung habe gezeigt, so Roth, daß die Pflege in traditionellen Krankenhäusern häufig nicht auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sei. Viele, die auf der Straße lebten, fühlten sich dort „fehl am Platz“. Daß Bedarf für eine Obdachlosen-Krankenstube vorhanden ist, bestätigten auch Frank Eyssen und Holger Hanisch von der Initiative „Ein Stadtteil steht auf“. Im Winter hatte ihre Idee, Teile der Ex-Kiezklinik für Obdachlose zu öffnen, enormen Zuspruch gefunden.

Die Sozialbehörde finanziert die neue Einrichtung mit 500.000 Mark pro Jahr. Die gleiche Summe floß vorher in die medizinische Versorgung für Obdachlose in der Notfallambulanz. Die Mittel seien auf die Krankenstube verlagert worden, sagte Roth. Die restlichen Kosten trägt der Caritasverband.

Heike Haarhoff

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