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Adlon lockt mit hohem Alter

Schicke Feier für falschen Methusalem: Das Nobelhotel feiert sein hundertjähriges Bestehen mit einer großen Schau. Dabei wäre es streng genommen das zehnjährige Jubiläum, denn das Haus wurde erst 1997 wiederaufgebaut

Marmorner Fußboden, Wandvertäfelungen und Kristallleuchter reflektieren sich in goldumrahmten Spiegeln. Das Hotel Adlon Kempinski hat gestern seine Pforten für Journalisten geöffnet und führt diese direkt in den Palaissaal. Es gibt Grund, zu feiern. Im Jahre 1907, also vor hundert Jahren, eröffnete Gründer Lorenz Adlon das erste Hotel. Jener Bau existiert heute jedoch nicht mehr, denn in der Geschichte des Hauses klafft eine jahrzehntelange Lücke.

Streng genommen begeht das Luxushotel sogar gerade mal zehnjähriges Jubiläum, denn nach 52-jähriger Pause wurde das neu aufgebaute Gebäude 1997 wiedereröffnet. Nichtsdestotrotz präsentieren die Veranstalter die Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts nun in der Ausstellung „Adlon Oblige – 100 Jahre Hotelgeschichte“.

„Faktisch ist die Feier natürlich nicht stimmig und der Rückblick auf ein hundertjähriges Bestehen nicht so sehr ernst zu nehmen“, bestätigt Sabina Held, Pressesprecherin des Hotels. Dennoch sei besonders die Familie Adlon stark daran interessiert, zu zeigen, „was die Stadt für das Hotel und das Hotel für die Stadt bedeutet“. Auch die Hotelleitung bekräftigt dies. „Die Geschichte des Adlons ist ein Brennpunkt der Zeitgeschichte. Es spiegelt Menschen und Geschehnisse eines gesamten Jahrhunderts wider“, so Hoteldirektor Stephan Interthal.

Das Adlon sei das einzige Hotel, erzählt der Kurator der Ausstellung, Wilfried Rogasch, „dass mit Kaiser Wilhelm II. und Roman Herzog insgesamt zweimal durch ein Staatsoberhaupt eröffnet wurde“. Wilhelm II. sei ein großer Förderer gewesen und habe mit dem neuen Luxushotel an Großstädte wie London oder Paris anschließen wollen.

Die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs überstand das Adlon unversehrt. Am 3. Mai 1945 zerstörte jedoch ein Brand den Prachtbau und ließ lediglich einen Seitenflügel übrig. Der Grund der Zerstörung ist bis heute nicht völlig geklärt. „Wahrscheinlich ist jedoch, dass das Feuer durch sowjetische Soldaten, die den Weinkeller des Hauses plünderten, gelegt wurde“, berichtet Rogasch. Der verbliebene Flügel wurde in der DDR kurzzeitig als Hotel, später als ein Lehrlingsflügel genutzt. 1984 wurde das marode Gebäude vollständig abgerissen. Nach der Wende erwarb die Hotelgesellschaft Kempinski die Genehmigung für einen Wiederaufbau.

Bis Ende Oktober wird die Ausstellung nun jeden Sonntag für Besucher geöffnet sein. Einen tieferen Blick hinter die Kulissen des Hotels bietet sich an den Tagen der offenen Tür am 25./26. August. „Außerdem laden wir an diesem Tag alle Berliner des Jahrgangs 1907 zu Kaffee und Kuchen ein“, so Interthal.

In die Reihe der Hundertjährigen reiht sich – im Gegensatz zum Adlon – auch das KaDeWe. Dennoch wolle man gemeinsam feiern, bekräftigt Interthal. Für schlappe 1.300 Euro ist aus Anlass des Geburtstags bis Ende 2007 ein Wochenende im Adlon zu erstehen. Dabei kutschiert die Gäste ein Oldtimer vom Hotel zum Einkaufzentrum, wo sie, beraten von einem „Shopping Guide“ ihr Erspartes auf den Kopf hauen können. Am 29. Oktober übrigens feiert das Adlon selbst sein Zehnjähriges – allerdings nur in geschlossener Gesellschaft. TIM WESTERHOLT

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