HAMBURGER SZENE VON KAIJA KUTTER : Achtung Rollkoffer!
Schnell noch beim Bäcker im Altonaer Bahnhof das Franzbrötchen gekauft. An der Plakatwand gegenüber lächelt mich wie jeden Morgen die Frau der Vichy-Werbung an. Rumpsch, fährt mir ein Koffer über die Füße.
„Ich geh hier, das sieht man doch!“, ruft mir eine Bahnangestellte hinterher. Im Stechschritt schreitet sie die Halle entlang, schwatzt mit ihrer Kollegin, die auch so einen Koffer zieht. Das macht Krach. Mir tut es weh. Ich verstehe nicht, wieso mir der Koffer über die Füße fuhr. Hatte mein Brötchen verstaut, mich kaum vom Fleck bewegt.
Ich rekonstruiere. Die Frau hatte ich gesehen. Nur war die uniformierte Gestalt viel schmaler als der breite Bahnmitarbeiterkoffer. Ich hatte also keine Schuld, sondern ihr Koffer. Rollkoffer sind praktisch. Aber Menschen, die diese Dinger hinter sich her ziehen, sind immer in Eile, sozusagen die gefährlichen LKWs unter den Fußgängern.
Ich packe meine Tasche unter den Arm und renne den Kopfbahnsteig entlang. Die Bahndamen sind kurz davor, in ihren Zug zu steigen. „He Sie!“, rufe ich. „Sie sind mir über die Füße gefahren. Das hat weh getan. Sie könnten sich entschuldigen.“
Sie guckt mich an, genervt. „Na, Sie sind gut. Sie sind mir vor dir Füße gelaufen.“ Dreht sich um, stöckelt weiter. Hat mehr aggressive Energie als ich. Mein Herz klopft. Aber wenigstens habe ich was gesagt.