: Ach, Hauptstadt!
Muss doch nicht alles immer groß sein, meint Erwin Grosche im BKA
Ich bin die Stadt. Ich bin Berlin. Ich möchte nicht Hauptstadt sein. Aber ihr macht mich dazu. Zumindest tut ihr nichts dagegen. Ihr alle nehmt es hin, ohne Widerrede. Wegen euch erlange ich Weltruhm. Dabei will ich gar nicht bekannt sein. Wegen euch wirke ich kalt. Dabei will ich warmherzig sein. Wegen euch werde ich teuer und bleibe dabei trotzdem arm. Wegen euch muss ich manchmal weinen. Das Schlimmste ist, ihr merkt es nicht. Ihr seid schlechte Liebhaber! Jeder meint, er würde mir helfen, wenn er den Bekannten außerhalb meiner Stadtgrenzen von mir vorschwärmt, wie cool, hip und unglaublich trendy ich bin. Ich wünsche mir mehr ernst gemeinte Kontaktaufnahme. Viele meinen hier, sie seien selbst eine Hauptstadt. Ich will keine Hauptstadt sein! Aber dafür ist es vielleicht schon zu spät. Meine letzte Hoffnung ruht auf den kindlichen Schultern eines erwachsenen Provinzlers: Erwin Grosche, der Kabarettist aus Paderborn, hat längst erkannt, dass es nicht schön sein kann, immer nur Hauptstadt zu sein. Er entdeckt die Bescheidenheit des Alltags wieder – erzählt kleine Episoden über Trinkflaschen und Chipstüten. Dabei wirkt er nie stumpfsinnig oder einfallslos. Ganz im Gegenteil. Und diese Rückkehr zur Einfachheit trägt den schönen Namen: „Herr Helsinki will nicht Hauptstadt werden.“ CHB
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