: Abwicklungen sind richtig teuer
Das Jugendaufbauwerk wird zerschlagen. Die freien Träger schrecken vor einer Übernahme der Heime zurück
Die Abwicklung des Jugendaufbauwerks (JAW) könnte mehr kosten als vom Senat veranschlagt. Das befürchtet der Direktor des JAW, Günter Menkel, sowie Vertreter von Wohlfahrtsverbänden.
Der Vermögensausschuss hatte sich am Mittwoch darauf verständigt, dass der städtische Betreiber von Kinder- und Jugendheimen aufgelöst und in Einzelteilen an freie Träger übertragen wird. Was nicht übertragbar ist, soll liquidiert werden. Jugendsenator Klaus Böger (SPD) veranschlagt für den Abwicklungsprozess 15,5 Millionen Euro.
Das seien unsolide Berechnungen, sagt dagegen Menkel. Allein die Einnahmeausfälle, die angesichts schwindender Belegungen entstünden, könnten optimistisch gerechnet 15 Millionen Euro betragen. Auch müssten wohl deutlich mehr Mitarbeiter als angenommen entlassen werden. Der Senator geht von 400 Kündigungen aus.
Die Wohlfahrtsverbände, die als Träger einspringen sollen, zögern jedenfalls, die Einrichtungen samt vollzähligem Personal zu übernehmen. Ralf Liedtke vom Diakonischen Werk bezeichnet Übernahmen von Jugendheimen vor dem Hintergrund der Kürzungen in diesem Bereich als „hochrisikobewehrte Angelegenheit“. Nach Tarifvertrag arbeiten übernommene Landesbedienstete ein Jahr zu alten Konditionen weiter und dürfen nicht entlassen werden. Doch sei es für die Vereine nicht möglich, den Personalüberhang des staatlichen Trägers zu bezahlen, sagt Liedtke. Er fordert deshalb einen Zuschuss vom Land, um finanzielle Risiken abzufedern.
JAW-Direktor Menkel erwartet, dass im nächsten Jahr weitere Kosten auf Berlin zukommen. „Kein Mensch kann davon ausgehen, dass so ein Riesenbetrieb bis 2005 vollständig abgewickelt sein wird.“ Ungeklärt sei auch, wer die 400 Lehrlinge übernimmt, die derzeit im Rahmen des Berufsbildungswerkes eine Ausbildung machen. Bögers Behörde wollte sich nicht dazu äußern. Das Konzept werde in vier Wochen vorgestellt, hieß es aus der Senatsverwaltung.
ANNA LEHMANN