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Abu Sayyaf zeiht sich des Mordes

Die Kidnapper in den Südphilippinen geben an, einen der drei entführten US-Amerikaner enthauptet zu haben. Die Regierung in Manila kann dies noch nicht bestätigen, will aber an ihrer Militäroffensive festhalten. Die USA erklären sich einverstanden

von SVEN HANSEN

„Wir haben einen Amerikaner bedingungslos freigelassen, unseren Freund Guillermo, aber wir haben ihn ohne Kopf freigelassen.“ Mit diesen zynischen Worten hat gestern der Sprecher der Abu Sayyaf, Abu Sabaya, über den südphilippinischen Radiosender RMN erklärt, dass seine Kidnapper- und Rebellentruppe den 39-jährigen US-Touristen Guillermo Sobrero auf der Insel Basilan enthauptet habe.

Als Grund gab Sabaya an, die Regierung meine ihr Verhandlungsangebot nicht ernst und halte die Rebellen zum Narren. Auf die Frage des Radioreporters nach Beweisen für die Tat, sagte Sabaya laut der Zeitung Philippine Daily Inquirer: „Sie können den Körper in (der Stadt) Tuburan finden. Aber Hunde könnten ihn bereits gefressen haben.“

Sabaya kündigte an, bald als Beweis einen Film nachzuliefern. Zugleich sagte er, es werde keine Verhandlungen mit der philippinischen Regierung geben: „Es gibt keinen Grund, warum wir die anderen nicht enthaupten sollen.“ Die Regierung solle sich mit ihren Rettungsmaßnahmen beeilen, weil es sonst keine überlebenden Geiseln gebe, so Sabaya. In der Hand der Abu Sayyaf befinden sich noch etwa 27 Geiseln, darunter ein US-amerikanisches Missionarsehepaar aus Kansas.

In Manila wurde gestern gerätselt, ob Sabaya nur blufft oder ob Sobrero, ein Kalifornier peruanischer Abstammung, tatsächlich getötet wurde. „Sabaya hat in der Vergangenheit ähnliche Behauptungen aufgestellt, die nicht der Wahrheit entsprochen haben“, sagte Brigadegeneral Edilberto Adan, der Sprecher der philippinischen Armee. Diese bemühte sich gestern, den Mord zu verifizieren, was letztlich aber nur mit dem Auffinden der Leiche möglich sein dürfte.

Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo verurteilte die Tat unter Vorbehalt: „Wenn es zutrifft, zeigt dies nur, dass es sich um eine erbarmungs- und gnadenlose Gruppe handelt, die keinerlei Bedenken hat, einen Unschuldigen wegen eines Lösegeldes hinzurichten.“ Ihr Sprecher kündigte an, die Regierung werde an ihrer Politik festhalten, kein Lösegeld zu zahlen und ihre militärische Offensive gegen die Geiselnehmer fortsetzen.

Der Geschäftsführer der US-Botschaft in Manila verurteilte den Geiselmord als „feigen Akt“. Seine Regierung werde mit der philippinischen bei der Lösung der Krise weiter eng zusammenarbeiten. Die US-Regierung hat sich bisher mit öffentlichen Stellungnahmen zurückgehalten und nur hinter den Kulissen begrenzte Hilfe angeboten. Ein direktes Eingreifen von US-Soldaten schloss Washington bisher aus, signalisierte aber Einvernehmen mit der von Manila verfolgten Strategie einer militärischen Lösung.

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