Abu Hamza wird an die USA ausgeliefert: Prediger und Politpolterer
Selbst die Queen wollte den radikalen Geistlichen möglichst schnell loswerden. Jetzt hat Großbritannien grünes Licht für die Auslieferung in die USA bekommen.
DUBLIN taz | Abu Hamza muss in die USA. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verwarf am Montag den Einspruch des radikalen islamischen Predigers gegen ein Urteil aus erster Instanz, das Großbritannien seine Auslieferung erlaubte.
Die US-Behörden wollen Hamza in elf Fällen anklagen. So wird ihm die Einrichtung eines terroristischen Trainingscamps im Bundesstaat Oregon, die Unterstützung terroristischer Anschläge in Afghanistan sowie die Beteiligung an einer Geiselnahme im Jemen 1998 vorgeworfen.
Ihm droht lebenslange Isolationshaft. Das sei jedoch „nicht grob unverhältnismäßig“, entschied das Gericht in Straßburg.
Abu Hamza wurde 1959 im ägyptischen Alexandria geboren, er hieß damals Mustafa Kamel Mustafa. 1979 kam er nach England, weil er Ingenieur werden wollte. Nachdem er sein Studium abgebrochen hatte, arbeitete Hamza als Türsteher in einem Nachtclub in Soho, bevor er – so behauptet er – in Afghanistan gegen die sowjetische Besatzung kämpfte.
Dabei büßte er einen Arm und ein Auge ein. 1981 heiratete er die Engländerin Valerie Fleming und wurde britischer Staatsbürger. Fünf Jahre später reichte seine Frau die Scheidung ein, weil Hamza „immer radikaler“ wurde.
In den neunziger Jahren wurde Hamza Imam der Moschee am Finsbury Park in Nordlondon. Zu den regelmäßigen Besuchern zählten Zakarias Moussaoui, der mutmaßliche 20. Flugzeugentführer vom 11. September. Hamza bejubelte die Anschläge öffentlich.
Königin Elisabeth habe sich damals persönlich beim Innenministerium für die Verhaftung Abu Hamzas eingesetzt, erzählte der Sicherheitskorrespondent der BBC, Frank Gardner.
„Sie war sehr verärgert, dass man ihn nicht verhaften konnte“, sagte er. „Sie verstand das nicht. Sie meinte, er habe doch bestimmt irgendein Gesetz gebrochen.“
Das hatte er auch. Er wurde im Februar 2006 wegen Mordaufrufen und Anstachelung zum Rassenhass zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Seitdem sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Südosten Londons.
Er soll nun so schnell wie möglich ausgeliefert werden, sagte Innenministerin Theresa May.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!