Abtreibung in Polen: Offener Brief gegen ein totales Verbot
Drei ehemalige First Ladies warnen vor einer Verschärfung des Gesetzes. Frauen dürften nicht zum Heldentum gezwungen werden.
Seit Tagen wird kaum ein Thema in Polen so heiß diskutiert wie die neue Gesetzesvorlage zum Abtreibungsrecht. Ins Parlament eingebracht hat sie eine Pro-Life-Bürgerinitiative mit 100.000 Unterschriften. Polens katholische Bischöfe stellten sich in einem Hirtenbrief hinter die Initiative.
Regierungschefin Beata Szydło erklärte, dass sie persönlich für das totale Abtreibungsverbot sei, und auch Jarosław Kaczyński, der Parteivorsitzende der rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) lächelte nur lakonisch und sagte: „Ich bin gläubiger Katholik!“
Überall in Polens Städten hatten am vergangenen Wochenende bereits Frauen gegen ein Gesetz protestiert, das das Lebensrecht eines befruchteten Eis über dasjenige einer Frau stellen würde. Vergewaltigung, Gefahr für Gesundheit und Leben der Mutter, unheilbare Krankheit oder eine schwere Behinderung eines Kindes – all das wäre in Zukunft kein Grund mehr für einen Schwangerschaftsabbruch.
„Wir sind uns nicht in allen Fragen einig“, schreiben Wałęsa, Kwaśniewska und Komorowska. „Aber wir sind alle Mütter und denken mit Sorge an unsere Töchter und alle Polinnen. Unser Appell: Den Gesetzgebungsprozess anzuhalten, der dazu führen würde, dass Frauen, die vor einer schwierigen Entscheidung stehen, durch das Recht zum Heldentum gezwungen würden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!