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Absturz ins Klischee

■ Mal wieder: Beziehungskomödienmilieu im TV („Das Paar des Jahres“ 20.45 Uhr, arte)

In der ursprünglich fürs ZDF gedrehten Krimi-Komödie „Die Musterknaben“, die derzeit im Kino läuft, gibt es eine schöne Nebenrolle: Ellen Ten Damme spielt die Barfrau Wanda, die dem Underdog-Polizisten Docker mit ihren Reizen und ihrer forschen Art schwer zusetzt. Heute ist die holländische Schauspielerin und Musikerin im TV zu sehen – ebenfalls in einem ZDF-Film, der zwar nicht im Kino, aber bei arte vorweg ausgestrahlt wird. Zusammen mit Markus Knüfken ist sie „Das Paar des Jahres“ in Olaf Kreinsens gleichnamiger Komödie. Grund genug, sich auf ein unverbrauchtes Gesicht in einem womöglich ebensolchen Fernsehfilm zu freuen?

Leider nicht ganz. Schon die mit eingängigem Soft-Pop unterlegte Eröffnungsszene dämpft allzu kühne Erwartungen, und es dauert nicht lange, bis das wohlbekannte Milieu einer typisch neudeutschen Beziehungskomödie erscheint: Nachdem Lisa (Ten Damme) auf einer Hochzeitsfeier beim Brautstraußfangen bedeutungsschwer mit Tom (Knüfken) zusammengerasselt ist, piept erst mal sein Handy dazwischen. Später, als die zwei sich wechselseitig überraschen wollen, steigt er in seinen Sportwagen und sie aufs Rad. Tom macht Werbung und Kohle, Lisa Meditation und Selbstverteidigung. Vor allem aber wohnt Tom mit einem gutherzigen dicken Kumpel namens Jerry (!) zusammen, so daß bald ein schönes Dreieck entsteht – wobei der leider beruflich sehr beanspruchte Tom für Sex und Romantik zuständig ist, während sich Jerry (Markus Majowski) um Konversation und Küche kümmert.

Romantische Abenteuer mit Tom, das sind vor allem zwei – immerhin schön fotografierte – Fallschirmsprünge. Sprung eins ist ein euphorisches gemeinsames Erlebnis („Willst du mich heiraten?“), Sprung zwei dramatischer Höhepunkt eines Konflikts („Mach das nie wieder!“). Der Absturz ins Klischee ist da längst vollzogen. Daran kann der Umstand, daß alle drei Hauptfiguren ein paar witzige oder auch geistreiche Szenen haben, genausowenig ändern wie der immerhin nicht völlig vorhersehbare Schluß. Wirklich ärgerlich ist das Ganze nicht – nur schade, weil es zeigt, daß gute TV-Produktionen, solche mit authentischen Charakteren und frechem Charme, eben selten sind. Eine solche läuft gerade im Kino. Peter Luley

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