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Absturz geklärt?

■ War der Birgenair-Jet zu langsam? Jungfernflug der Piloten mit Boeing 757?

Santo Domingo (AP/taz) – Ein Instrumentenfehler soll zu dem Absturz der Birgenair-Maschine vor der Dominikanischen Republik vor dreieinhalb Wochen geführt haben. Wie der Leiter der dominikanischen Luftfahrtbehörde gestern in Santo Domingo sagte, gab ein Instrument im Cockpit eine höhere Fluggeschwindigkeit an, als die tatsächlich von der Boeing 757 geflogene.

Die fehlerhafte Anzeige habe den Piloten vorgetäuscht, sie hätten eine ausreichende Geschwindigkeit erreicht, um die Flughöhe von 2.100 Metern zu halten, sagte Generaldirektor Hector Roman Torres. Der Luftverkehrsexperte berief sich auf Informationen der amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde, die gegenwärtig die beiden am Mittwoch aus der Karibik geborgenen Flugschreiber auswertet.

Torres erklärte, die Informationen, die offenbar auf der Auswertung des Stimmenaufzeichnungsgerätes beruhen, habe er am Donnerstag abend aus den USA erhalten. Beim Bundesverkehrsministerium in Bonn hieß es dagegen, die Untersuchungen des Flugschreibers seien noch in Gang, deshalb könnten auch noch keine Informationen gegeben werden.

Nach Informationen der Pilotenvereinigung Cockpit hatten die beiden Piloten der Birgenair-Maschine offenbar weder Ausbildung noch Lizenz für die Unglücksmaschine. Die Pilotin Barbara Paul äußerte am Freitag die Vermutung, die beiden Männer hätten zum ersten Mal in einer Boeing 757 gesessen. Nach Informationen, die sie aus der Türkei bekommen habe, aber noch nicht bestätigt seien, habe die Unkenntnis der Piloten zum Absturz geführt. „Wenn die Maschine absinkt, muß der Pilot in der Lage sein, noch Vollgas zu geben“, sagte Paul. Die Geschwindigkeit des Flugzeugs werde von zwei voneinander unabhängigen Instrumenten angezeigt.

Bei dem Unglück der in Puerto Plata gestarteten Maschine am 6. Februar kamen alle 189 Menschen an Bord ums Leben.

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