Abschmelzender Permafrost in Sibirien: Diesel-Austritt bedroht Arktis
In Sibirien sind nach einem Leck an einem Großtank 20.000 Liter Diesel in einen Fluss gelaufen. Nun ist die Arktis bedroht. Der Notstand wurde verhängt.
![Eine Eisbärenmutter und ihre zwei Kinder laufen durch Wasser, das sich auf Eisschollen gebildet hat. Eine Eisbärenmutter und ihre zwei Kinder laufen durch Wasser, das sich auf Eisschollen gebildet hat.](https://taz.de/picture/4181595/14/leck_diesel_grosstank_sibirien_akrtis_wasserverschmutzung-1.jpeg)
Auf vom WWF veröffentlichten Satellitenbildern und Videos, die in den Online-Netzwerken verbreitet wurden, war die Öl-Verschmutzung im Ambarnaja-Fluss deutlich zu sehen. Der Wasserlauf mündet in die Karasee, ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Um eine Ausweitung der Schäden in die Arktis zu verhindern, sind auch Experten der russischen Marine im Einsatz.
Norilsk ist bekannt für die Nickelproduktion, die 175.000-Einwohner-Stadt gilt als weltweit nördlichste Großstadt. Sie steht komplett auf Permafrostboden, der in vielen Regionen von einer klimawandelbedingten Eisschmelze bedroht ist. Das Gelände gehört dem russischen Bergbaukonzern Norilsk Nickel. Der geht davon aus, dass der Dieseltank durch abtauenden Permafrost in seiner Statik beschädigt wurde, als stützende Pfeiler unerwartet absackten. Die Pfeiler hätten den Tank „seit 30 Jahren ohne Probleme“ gestützt, erklärte das Unternehmen.
Der Chef von Norilsk Nickel, Sergei Lipin, erklärte, die Marine habe Ölschwellen auf beiden Flussarmen installiert, um zu verhindern, dass das Öl flussabwärts treibt. Dutzende Arbeiter hätten bereits 500 Kubikmeter des verschmutzten Wassers entfernt. Die Säuberungsaktion dauere an. Nach Angaben der staatlichen russischen Umweltaufsicht wurde durch den Unfall kein Grundwasser verseucht.
Nicht der erste Unfall bei Norilsk Nickel
Die bisherigen Maßnahmen seien sinnvoll, bedeuteten aber nicht, dass keine toxischen Elemente in den See gelangt seien, sagte Alexei Knischnikow von WWF Russland. „Unglücklicherweise sind die giftigsten Elemente von Diesel Aromaten wie Benzol, Toluene und Xylene, die sich in Wasser lösen und deshalb nicht mit Ölsperren abgefangen werden können.“ Er stimme mit anderen Umweltexperten überein, dass ein enges Monitoring des Flusswassers bis in die arktischen Schutzzonen nötig sei.
Bereits vor vier Jahren war es in einem von Norilsk Nickel betriebenen Werk zu einem Schadstoff-Unfall gekommen, bei dem ein anderer Fluss in der Region massiv verschmutzt wurde. Gegen den Konzern wurde damals eine Geldstrafe von umgerechnet weniger als tausend Euro verhängt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen