Abschied von Fidel Castro: „Adiós Comandante“
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs erweisen Kubas Ex-Präsident die letzte Ehre. Für seine Schattenseiten ist bei der Feier kein Platz.
„Wir sind gekommen, um den ewigen Rebellen, den ewigen Träumer zu ehren“, sagt Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. „Er ist von uns gegangen – ungeschlagen, freigesprochen von der Geschichte.“ Das südamerikanische Land ist der engste Verbündete der sozialistischen Karibikinsel.
„Fidel wird immer unter uns sein. Seine Ideen sind für die Ewigkeit“, sagt Boliviens Präsident Evo Morales. „Euer Schmerz ist unser Schmerz.“ Der Redemarathon am Dienstagabend (Ortszeit) wäre ganz nach dem Geschmack von Castro gewesen. Der frühere Präsident war selbst berüchtigt für seine stundenlangen Diskurse.
„Fidel hat sein ganzes Leben der Solidarität gewidmet. Er hat eine sozialistische Revolution der einfachen Leute für die einfachen Leute angeführt“, sagt Castros Bruder und Nachfolger Raúl Castro. „Immer bis zum Sieg.“
„Ich bin Fidel“
Hunderttausende Menschen sind auf dem Platz der Revolution in der kubanischen Hauptstadt Havanna zusammengekommen. Sie schwenken kubanische Flaggen und skandierten: „Es lebe Fidel.“ Von den Ministerien am Rande des Platzes leuchten die Konterfeis der Revolutionshelden Ernesto „Che“ Guevara und Camilo Cienfuegos.
„Wo ist Fidel?“, fragt der nicaraguanische Präsident und frühere Guerillakommandeur Daniel Ortega zu Beginn seiner Rede. „Ich bin Fidel. Ich bin Fidel“, schallt es aus Hundertausenden Kehlen zurück. Menschen haben sich „Fidel“ auf die Stirn geschrieben. Andere zeigen Transparente auf denen zu lesen ist: „Es gibt Männer, die ihr ganzes Leben kämpfen – diese Männer sind unentbehrlich.“
Der venezolanische Präsident Maduro, der nicaraguanische Staatschef Ortega, der bolivianische Präsident Morales und Ecuadors Staatschef Rafael Correa gehören zu den prominentesten Gästen.
Die letzte Ehrenwache
Russland hat den Duma-Präsidenten Wjatscheslaw Wolodin geschickt, China seinen Vizepräsidenten Li Yuanchao. Die USA lassen sich lediglich vom designierten Botschafter Jeffrey DeLaurentis und dem nationalen Sicherheitsberater Ben Rhodes vertreten.
Bevor die Massenkundgebung auf dem Platz der Revolution beginnt, steht Castros Bruder Raúl Castro die letzte Ehrenwache im Denkmal José Martí. Begleitet wird er von Vizepräsident Miguel Díaz-Canel, der als möglicher Nachfolger Castros gilt.
„Ich glaube, dass es in den kommenden zehn Jahren einen Wandel geben wird, aber die grundlegenden Prinzipien von Fidel werden bleiben“, sagt Patricia Bisbé. Die 36-Jährige hat ihre kleinen Kinder mitgebracht. „Mich schmerzt es, dass sie ihn nicht mehr kennengelernt haben. Ich habe sie mitgenommen, damit sie sehen, wie eine Person von so vielen Menschen geliebt werden kann.“
In entgegengesetzte Richtung
Die Urne mit der Asche des Revolutionsführer wurde im Verteidigungsministerium aufgestellt. Ab Mittwoch soll sie auf eine viertägige Reise über die ganze Insel nach Santiago de Cuba gehen. Dort wird Castro am kommenden Sonntag beigesetzt.
Es ist der umgekehrte Weg der „Karawane der Freiheit“. Im Januar 1959 zogen die Rebellen nach dem Sieg über die Soldaten von Diktator Fulgencio Batista unter Castros Führung in einem Triumphzug von Santiago de Cuba nach Havanna.
Viele Menschen in Kuba können sich ein Leben ohne Fidel Castro kaum vorstellen. „Es wird Veränderungen geben, wir wissen aber noch nicht in welcher Größenordnung“, sagt der Handwerker Joan Manuel Mejerano Ameijeras. „Dieses Land hätte zehn Männer wie ihn gebraucht.“
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