piwik no script img

Abkommen gegen Klimakiller MethanGlobale Notbremse

USA und EU wollen gemeinsam den Methan-Ausstoß bis 2030 um 30 Prozent senken. Muss nur noch der Rest der Welt überzeugt werden.

Methan aus Milchviehbetrieben: Calgren-Anlage im kalifornischen Pixley Foto: Reuters

Berlin taz | Europa und die USA wollen bei einem der aggressivsten Treibhausgase im nächsten Jahrzehnt eine deutliche weltweite Reduzierung durchsetzen. In einem „Globalen Methan Versprechen“ (Global Methane Pledge), das derzeit zwischen Brüssel und Washington abgestimmt wird, sollen sich möglichst viele Staaten verpflichten, „zusammenzuarbeiten, um gemeinsam bis 2030 die menschengemachten Methan-Emissionen in allen Sektoren um mindestens 30 Prozent unter das Niveau von 2020 zu reduzieren“. So steht es im Entwurf des „Versprechens“, der der taz vorliegt und über den zuerst die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.

Eine solche Aktion könne „die Rate der Erderwärmung schnell reduzieren“, heißt es in dem Papier. Mit heute verfügbarer Technik ließen sich bis 2050 mehr als 0,2 Grad Erwärmung vermeiden, was die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze wahrscheinlicher mache. Bisher liegt die globale Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit im Schnitt bereits bei 1,1 Grad Celsius.

Mit dem Deal sollen die Staaten bei Öl- und Gasleitungen, an Mülldeponien und bei Kühen und Reisfeldern Maßnahmen einleiten, um Methan einzufangen. Außerdem wollen sie mehr Daten erheben und neue Standards für Verfahren und Messmethoden entwickeln. Und das Beste daran: Die „Mehrheit der verfügbaren geplanten Maßnahmen“ sei billig oder bringe sogar Geld.

Der US/EU-Vorstoß kommt rechtzeititg zur UN-Generalversammlung, die nächste Woche beginnt und zwei Monate vor dem nächsten Klimagipfel im schottischen Glasgow. Allerdings muss die transatlantische Klimaallianz noch den Rest der Welt überzeugen: Allen voran China, Russland und Indien, wo die meisten Methan-Emissionen das Klima belasten, während Europa nur für etwa 5 Prozent des Gases verantwortlich ist.

17 Prozent der menschlichen Treibhausgas-Emissionen

Immerhin macht das Gas, das etwa 25-mal so stark die Atmosphäre aufheizt wie Kohlendioxid, 17 Prozent der menschlichen Treibhausgas-Emissionen aus, und der Ausstoß nimmt schnell zu. Immer wieder fordern Umweltorganisationen mehr Überwachung von Gas-Pipelines. Erst kürzlich waren deutlich größere Gaslecks an den Leitungen auch in Deutschland festgestellt worden.

Wie wichtig Methan beim Klimaschutz ist, hat im Juni ein Bericht der UN-Umweltorganisation Unep klargemacht. Am häufigsten kommt das Gas aus der Landwirtschaft und den fossilen Energien. Vor allem die Abdichtung von Pipelines könne das Klima schützen und Geld sparen, schreiben die Experten.

Sie setzen das Sparpotenzial auch höher an als jetzt die EU/US-Initiative: „Heute verfügbare Maßnahmen könnten die Emissionen um 45 Prozent oder 180 Millionen Tonnen senken“, heißt es, und damit die Erwärmung um 0,3 Grad bremsen. Eine Reduktion um nur ein Drittel, wie jetzt anvisiert, bringe die Welt dagegen nicht auf den kostengünstigsten Kurs zu 1,5 Grad.

Germanwatch: „Positiver Impuls“

Das geplante Abkommen sei „ein erster wichtiger Schritt“, urteilte Maria Pastukhova von der Umweltorganisation E3G. Allerdings reiche es nicht aus und berge eine Gefahr: „Auch eine Senkung der Methan-Emissionen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir aus den fossilen Rohstoffen insgesamt aussteigen müssen“, sagte die Expertin.

Lutz Weischer von Germanwatch sieht darin einen „positiven Impuls“ für die Klimaverhandlungen, weil man „damit Zeit kaufen kann für andere Fortschritte“. Allerdings sei auch klar, dass die EU und die USA in Glasgow mehr liefern müssten: bei eigener CO2-Reduktion, der versprochenen Finanzierung des globalen Klimaschutzes und bei der Verteilung von mehr Corona-Impfdosen an arme Länder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Schön und gut. Wie wäre es aber mal mit wirtschaftlichen Sanktionen gegen Brasilien und Indonesien?



    Die verbrennen unsere grüne Lunge und sorgen damit für einen deutlichen CO2-Anstieg.



    China und USA als größte CO2-Emittenten nicht zu vergessen. Beide mit Sanktionen zu belegen wäre für uns der wirtschaftliche Kollaps.

    Alles bekannt. Gehandelt wird nicht!



    Deshalb wird die Welt an die Wand fahren. In 500.000 Jahren bilden sich vielleicht wieder Eiskappen auf den Polen. Das einzige Konstante auf dieser Erde ist die Veränderung.

  • Bei Kühen Maßnahmen einleiten, ums Methan einzufangen... Ist doch super, was will man mehr? :(